Viele sehen in der Rückkehr der Formel 1 auf eine der klassischen Strecken nach Barcelona, den letzten ultimativen Test für alle Neuerungen des Jahres 2011. KERS, DRS und die neuen Pirelli-Reifen haben die Königsklasse dieses Jahr spannender gemacht. Der Circuit de Catalunya galt jedoch seit jeher als arm an Überholmöglichkeiten und in den vergangenen Jahren nicht gerade als Magnet für spannende Rennen. Die langgezogenen schnellen Kurven und der Mangel an harten Bremspunkten erschweren den Piloten eine Attacke auf der Vordermann enorm - Spannung kam vor den Toren Barcelonas selten auf.

2011 soll jedoch alles anders werden. Auf Grund der vielen neuen Regeln und technischen Zusatzmittel an den Boliden, die das Überholen erleichtern sollen, könnte beim Grand Prix am Wochenende endlich für mehr Aufregung gesorgt sein. "Ich bin sicher, dass hier überholt wird", erklärte beispielsweise Williams-Technikdirektor Sam Michael. "Die traditionellen Strecken waren diesbezüglich immer schwierig, aber mit den Reifen und dem Heckflügel, sollten die Dinge nun schon anders aussehen. Ich denke, dass es ein sehr guter Test wird", erklärte Michael, der hinzufügte: "Früher war Barcelona in puncto Überholmanöver die schlimmste Strecke von allen."

Ähnlich sieht es McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, der davon ausgeht, dass der Spanien Grand Prix die positive Wirkung der neuen Regeln erneut unterstreichen wird. "Ich bin besonders daran interessiert zu sehen, wie die Regelveränderungen sich auf das Rennen am Sonntag auswirken werden", meinte der Brite. "Wir haben gesehen, wie DRS und KERS das Rennfahren diese Saison beeinflusst haben und nun werden wir sehen, wie sich diese Dinge in Barcelona weiterentwickeln - besonders vor dem Hintergrund, dass der Große Preis von Spanien bisher in seinen Überholmöglichkeiten eher sparsam ausgestattet war", so Whitmarsh.

Türkei zu viel des Guten

Ob die vielen Regeländerungen die Rennen wirklich verbessert haben, oder ob das Überholen nun zu einfach sei, darüber herrscht im Fahrerlager Uneinigkeit. Zu einer genauen Standortbestimmung, wie die neuen Regeln einzuordnen seien, sei es laut Force-Indias leitendem Geschäftsführer Otmar Szafnauer noch zu früh. Für eine genaue Beurteilung benötige man noch einige Rennen. "In China war es fantastisch, aber in der Türkei gab es vielleicht schon zu viele Boxenstopps und zu viele Überholmanöver", so Szafnauer.

"Bei so vielen Boxenstopps hat man in Bezug auf die Reifen irgendwann sehr große Unterschiede und das Überholen wird zu einfach. Ich denke, China war großartig - aber in der Türkei war es schon etwas zu extrem", erklärte der Force-India-Mann, fügte aber auch hinzu: "Man sollte es sich einfach noch einmal ansehen: Geht es mehr in die Richtung dessen, was wir in der Türkei gesehen haben oder geht der Trend eher wieder Richtung China?" In jedem Fall sei die Show aber besser, als noch vor drei Jahren und wenn alle irgendwann zustimmen würden, dass es ihnen mit den neuen Regeln zu viel werden würde, könnte man auch ganz einfach wieder zurückrüsten. "Das ist das Gute daran - dann kann man das DRS oder etwas anderes ja einfach wieder abschaffen", meinte Szafnauer.