In letzter Zeit überschlagen sich die Gerüchte um einen Verkauf der Formel 1 regelrecht: Nachdem zunächst Rupert Murdochs News Corporation zusammen mit der italienischen, über die Agnelli-Familie direkt mit Fiat und Ferrari verbundenen, Investmentgruppe Exon Interesse angemeldet hatte, erklärte nun McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, die beste Lösung wäre doch, wenn die Teams selbst die kommerziellen Rechte kaufen und kontrollieren würden.

Außerdem gibt es noch einen Interessenten, von dem bisher öffentlich überhaupt noch nicht die Rede war, der aber intern wohl auch ein durchaus interessanter Kandidat wäre: die Investmentgruppe Genii von Renault-Besitzer Gerard Lopez.

Bernie Ecclestone, bisher neben CVC immer noch mit Anteilen an der Formel 1 beteiligt und in Wahrheit auch ohne Mehrheit noch der wahre Herrscher, muss allmählich das Gefühl bekommen, dass er auf´s Abstellgleis gedrängt werden soll. Auch wenn er das natürlich nicht zugibt, sagt, "CVC will nicht verkaufen", und ironisch meint, er habe nur Angst, seine Macht zu verlieren, weil "ich als Toter meine Position ja nicht mehr innehaben kann."

Bernie Ecclestone traf sich in Istanbul mit Jean Todt, Foto: Sutton
Bernie Ecclestone traf sich in Istanbul mit Jean Todt, Foto: Sutton

Aber die Vermutungen sind vielleicht nicht einmal so falsch. Denn vielen im Formel-1-Fahrerlager ist durchaus klar, dass der inzwischen 80-Jährige nicht mehr ewig an der Spitzte der Formel 1 stehen kann.

Und vor allem gibt es da und dort unter der Hand schon einmal Zweifel, wie weit Ecclestone in seinem Alter grundsätzlich alle wichtigen und zum Teil ja sehr komplexen Aspekte im Formel-1-Business noch wirklich überblickt. Nicht nur seine sehr skeptische Haltung neuen Medien gegenüber ist da ein Thema, auch seine schon hin und wieder schwankende Tagesverfassung. Hin und wieder merkt man ihm seine 80 Jahre eben doch an...

Andererseits beweist Ecclestone immer wieder, dass er offensichtlich immer noch von einer so guten Gruppe von Anwälten und Beratern umgeben ist, um sich auch aus schwierigen Situationen wieder heraus zu retten. So etwa aus der Bayern-LB-Affäre rund um Günther Gribkowski, aus der er ja mit der Erklärung vor der Münchner Staatsanwaltschaft, dass er erpresst worden sei, erst einmal ziemlich schadlos heraus kam.

Bernie Ecclestone und die Grid Girls..., Foto: Sutton
Bernie Ecclestone und die Grid Girls..., Foto: Sutton

Klar ist auch: Ein Verkauf an Murdoch ist das letzte, was Ecclestone will - dass er in diesem Fall sehr schnell völlig aus dem Spiel wäre, kann er sich ausrechnen. Der Medienzar würde dann auch über diesen Teil seines Imperiums die komplette Macht übernehmen. Und dass er alles andere als gewillt ist, seine Macht vorzeitig abzugeben, das hat der "kleine Napoleon der Formel 1" schon mehr als einmal sehr deutlich gemacht.

Bis jetzt erklärt CVC ja immer, man sei an einem Verkauf überhaupt nicht interessiert, ob das allerdings in jedem Fall ganz der Wahrheit entspricht, sei einmal dahingestellt. "Das ist alles immer eine Frage des Preises", sagt der ehemalige Teamchef und heutige BBC-Experte Eddie Jordan, "wenn der stimmt, dann wird man bei CVC sicherlich überlegen, das sind schließlich Geschäftsleute."

Noch eine Frage ist allerdings unklar: Möglicherweise hat Bernie Ecclestone sich ein Vetorecht in solchen Fragen in den CVC-Deal schreiben lassen - dass ihn die Bosse dort im Moment zumindest nicht so leicht loswerden könnten, selbst wenn sie wollten, wird in Formel-1-Kreisen schon aus der Tatsache geschlossen, dass er immer noch da ist - denn einer der CVC-Chefs würde sich lieber heute als morgen von ihm trennen, wie man weiß...

Trotz 80 Jahren - Ecclestone immer beschäftigt, Foto: Sutton
Trotz 80 Jahren - Ecclestone immer beschäftigt, Foto: Sutton

Wenn es überhaupt zu einem Verkauf kommt, dann wäre der Lieblingskandidat von Ecclestone wohl Lopez - gegen die Teams spricht für ihn vor allem, dass das eine Gruppe ist, die er sowieso nicht ganz zu Unrecht für einen am Ende meistens nicht wirklich einigen Hühnerhaufen hält. Mit Lopez, dem Hobbyrennfahrer, zu dem er ein gutes Verhältnis hat, könnte er sich sicher noch am ehesten arrangieren.

Eines steht allerdings einem schnellen Verkauf so oder so im Wege: Das verschachtelte Milliarden-Business Formel 1 ist nun mal keine "Würstchenbude", die man so schnell den Besitzer wechseln lassen kann. Da sind umfangreichste Bilanz- und Wertanalysen nötig, die von Experten auf eine Dauer von mindestens ein bis eineinhalb Jahren geschätzt wird.

Und dann läuft ja auch noch 2012 das Concorde-Agreement aus, das die Macht- und Finanzstrukturen innerhalb der Formel 1 regelt. Und bevor da kein neues unterschrieben ist und die Fakten klar sind, wird es wohl mit einem Verkauf schon mal gar nichts werden, Katzen im Sack kauft nun mal keiner gern...