Mit Mike Coughlan ist der Nachfolger für den scheidenden Williams-Technikdirektor Sam Michael bereits gefunden. Neben dem Australier verlässt nach dem schwachen Saisonstart der britischen Traditionsmannschaft Ende des Jahres auch Chef-Aerodynamiker Jon Tomlinson das Team. Trotz der vorzeitigen Trennung und des großen Umbruchs in Grove will man sich aber standesgemäß verabschieden und am liebsten mit einem positiven Ergebnis aus dem Dienst bei Williams ausscheiden.

Den sich bisher als schwierig erweisenden FW33 könne man nach wie vor auf Erfolgskurs bringen, glaubt Michael und will sich dieses Vorhaben für seine restlichen Monate bei Williams zur Hauptaufgabe machen. Gerade die neuen Teile, die für die bevorstehende Europarückkehr der Königsklasse an die Boliden montiert werden, machten dem Australier Mut, endlich einen Schritt nach vorne schaffen zu können. "Ich glaube nicht, dass das Team so weit davon entfernt ist, sich mit diesem Auto achtbar zu schlagen und die Bereiche, wie etwa das Getriebe, die wir wirklich verbessert haben, voll auszunützen", so der Technikdirektor.

Michael, der bis Ende 2011 auch weiterhin mit dem Team zu allen Rennen reisen wird, glaubt noch an das Paket, dass die Fabrik am Jahresanfang auf die Strecke gebracht hat. "Es bedarf nur einiger kleiner Schritte, um den FW33 konkurrenzfähig zu machen und wir haben eine ganze Flut von Updates für das Auto, die in den nächsten drei oder vier Rennen an den Wagen kommen und das ermöglichen sollen", erklärte der Australier, der beteuerte allgemein sehr zuversichtlich zu sein. Viel Arbeit sei bereits in das neue und sehr kompakte Getriebe geflossen - das sollte sich nach Meinung des Technikers schon bald auszahlen.

Sam Michael bei der Präsentation des Autos, das ihm letztendlich zum Verhängnis wurde - dem Williams FW33, Foto: WilliamsF1
Sam Michael bei der Präsentation des Autos, das ihm letztendlich zum Verhängnis wurde - dem Williams FW33, Foto: WilliamsF1

"Wir mussten im Vergleich dazu, wo unser vorheriges Getriebe war, einen großen Schritt nach vorne machen. Aber das wird sich spätestens nächstes Jahr auszahlen, da wir vorhaben, das Getriebe für die Saison 2012 bereits 2011 einzusetzen, so dass man es schon vor Jahresende unter vollen Rennbedingungen einem Härtetest unterziehen kann", sagte der Williams-Mann. Ob sich dieser Fortschritt dann im nächsten Jahr tatsächlich so gravierend positiv auswirkt, wird Michael als aktiver Williams-Mitarbeiter nicht mehr miterleben. Ende des Jahres ist für den Australier in Grove Schluss, auch wenn er verriet, dass Frank Williams und Adam Parr ihn gefragt hätten, ob er nicht in einer anderen Position beim Team verweilen wolle.

"Der Vorstand entschied nach dem schwachen Saisonstart, dass das Team die technische Abteilung neu bewerten müsse. Ich bin für die Ingenieure in dieser Sektion verantwortlich, es würde mich also in jedem Fall immer betreffen", zog Michael die Konsequenzen aus dem schlechtesten Williams-Abschneiden aller Zeiten. "Ich bin von meiner Position bereits nach dem Malaysia Grand Prix zurückgetreten, um sicher zu stellen, dass alles sauber abläuft und ich die volle Verantwortung übernehme", erklärte er ehrlich und fügte hinzu: "Wenn man so einen Job annimmt, dann nimmt man auch diese Bedingungen mit in Kauf."

Weiter in die Entwicklung mit eingebunden

Dass er eine andere Rolle im Team abgelehnt habe, erklärte der 40-Jährige wie folgt: "Ich habe dieses Angebot nicht angenommen, weil ich nicht das Gefühl hatte, dass das gegenüber den anderen langjährigen Ingenieuren fair gewesen wäre." Bis zum Ende seiner Amtszeit bei Williams wollte Michael dem bleibenden Personal bei der Eingewöhnung in ihre neuen Positionen behilflich sein. "Ich werde mich in dieser Zeit auf die Weiterentwicklung des 2011er-Boliden konzentrieren, so wie darauf, den Ingenieuren beim Übergang in ihre neuen Rollen zu helfen. Bei den Entwicklungsprogrammen für 2012 oder 2013 bin ich, genauso wie Jon Tomlinson weiterhin voll eingebunden - im Moment ist auch einfach sonst niemand da, der das machen könnte", so Michael.

Auch wenn das Kapitel Williams nach über zehn Jahren für den Ex-Jordan-Mann nun zu Ende geht, will der Australier in Zukunft weiterhin in der Formel 1 arbeiten. "Was nun diese Veränderung betrifft, bin ich eigentlich ziemlich gelassen. Ich habe vor hier professionell aufzuhören und das mit einer guten Leistung des Autos - nur das zählt jetzt noch", so Michael. "Und das sage ich auch, weil ich einfach große Bewunderung für all die fantastischen Leute hege, die hier so hart arbeiten. Auch bin ich nicht enttäuscht über meine Zeit bei Williams - das Gegenteil ist der Fall", fand der Techniker versöhnliche Worte. "Nun bin ich bereit für eine neue Aufgabe - die Formel 1 ist mein Leben und ich freue mich darauf, noch lange dabei zu sein", versprach Michael.