Die Beziehung zwischen der Formel 1 und den USA hat noch nie so richtig funktioniert. Abgesehen von Mario Andretti, Dan Gurney und Phil Hill hat es kaum ein Fahrer zu nennenswerten Erfolgen gebracht, die Rennen pendelten Jahre lang von einem Stadtkurs zum nächsten, wurden zwischenzeitlich sogar auf einem Parkplatz ausgetragen und gipfelten im Michelin-Reifenskandal von Indianapolis 2005.

Auch das groß angekündigte USF1 Team konnte die Formel 1 in den Staaten nicht neu beleben - im Gegenteil: Es versagte komplett. Die Formel 1 hat in den USA zu viele Schläge wegstecken müssen. Im Jahr 2012 könnte sie die letzte Chance im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber des begrenzten F1-Interesses erhalten.

Austin als F1-Fixpunkt

In Austin, Texas entsteht eine Rennstrecke, welche die neue Heimat des US GP werden soll. Austin gehört zu einer Vielzahl an wachsenden Städten in den USA, in denen es große Unternehmen wie den Computerhersteller Dell gibt. "Es ist eine aufstrebende Stadt, die ein wenig internationale Beachtung vertragen könnte, die ihr die Formel 1 bringen kann", analysiert Steve Madincea, seines Zeichens Besitzer einer der erfolgreichsten Sponsorenagenturen. "Austin könnte die Formel 1 zu schätzen wissen und sich hinter das Programm stellen; so wie früher Adelaide oder Montreal."

Trotzdem herrscht nicht nur in den USA Skepsis. Die Stadt ist bekannt, aber nicht so sehr wie die Metropolen New York, Los Angeles und Boston. Der große Traum ist ein zweites Rennen an der Westküste, etwa in New York. "Wenn es möglich ist, einen Event in Austin aufzuziehen, dann könnte das sehr mächtig werden und den aktuellen Negativtrend stoppen", glaubt Madincea. Zumindest ist der neuerliche US GP eine positive Nachricht, allen voran für die europäischen Automobilhersteller, die schon seit Jahren nach einer Rückkehr in die USA schmachten - immerhin ist das für sie einer der wichtigsten Märkte.

Einfacher Zugang

Aber auch Teams ohne eine direkte Verbindung zu einem Autokonzern profitieren von einem Rennen in den USA, denn diese sind auch für ihre Sponsoren ein wichtiger Absatzmarkt. In den letzten Jahren gab es etliche amerikanische Sponsoren in der Formel 1, etwa das Telekommunikations-Unternehmen AT&T bei Williams. "Sie sehen, dass die Formel 1 ihnen einfachen Zugang über Kulturen, Sprachen und Grenzen hinweg bietet", erklärt Madincea.

Die Bauarbeiten in Austin sind in vollem Gange, Foto: formula1unitedstates.com
Die Bauarbeiten in Austin sind in vollem Gange, Foto: formula1unitedstates.com

Um noch mehr Fans anzusprechen, muss die Formel 1 jedoch amerikanischer werden. Ein US-Fahrer alleine reicht nicht, denn wenn dieser keinen Erfolg hat, kann der Effekt sogar negativ sein. Stattdessen müssten die Fahrer in Talkshows auftreten und PR-Events mit den Fans veranstalten. Also Volksnähe zeigen, wie sie die F1 nicht unbedingt auszeichnet. "Die Formel 1 sollte Amerika entdecken und Amerika die Formel 1", sagt Madincea.

Zumindest auf dem hispanischen Markt könnte das gelingen. Mit Sergio Perez sitzt wieder ein Mexikaner in einem F1-Auto. "Das könnte den mexikanischen Markt aufwecken, der in Kombination mit dem US-Markt sehr mächtig ist."

Denn in den USA gibt es zwei Gruppen von F1-Fans: Den hispanischen Markt, der mit bis zu 25 Prozent der Bevölkerung einer der am schnellsten wachsenden ist, und die Wirtschafts-Entscheider in den ganzen Vereinigten Staaten, die die größten Unternehmen kontrollieren und wie die Formel 1 international ausgerichtet sind. Sie reisen nach Südamerika, Europa, Asien und wissen, wie groß und wichtig die Formel 1 ist. Wenn sie in die USA zurückkehren, verfolgen sie die Formel 1 weiter.

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