Drittes Rennen, dritter Sieg? Nichts da. In den Schlussrunden des Großen Preises von China kämpfte sich Lewis Hamilton an den Führenden Sebastian Vettel heran und ging mit einem Überraschungsangriff an ihm vorbei. Der Deutsche kämpfte in seinem Red Bull mit älteren Reifen als der McLaren-Piloten, da Vettel im Gegensatz zu Hamilton nur zwei statt drei Stopps einlegte. Auch Jenson Button fuhr eine Dreistoppstrategie.

Bereits am Start verlor Vettel die Führung an beide McLaren-Piloten, übernahm nach dem ersten Boxenstopp jedoch wieder die Spitze. Kurios: Der bis dahin Führende Button kam gleichzeitig mit Vettel an die Box und fuhr zunächst bei Red Bull zum Stopp! Das kostete ihn die Führung.

Mark Webber kämpfte sich trotz teilweise erneut nicht funktionsfähigem KERS von Startplatz 18 auf Rang 3 nach vorne. Damit begrenzte der Australier den Schaden für sich und Red Bull. Den letzten Podestplatz sicherte sich Webber erst eingangs der letzten Runde von Jenson Button.

Button überholte seinerseits erst kurz vor Rennende Felipe Massa, um zwischenzeitlich auf Platz 3 zu liegen. Diesen hatte vor ihm Nico Rosberg inne, doch der Mercedes-Pilot, der ebenfalls drei Mal stoppte, musste in der Schlussphase Benzin sparen. Zudem verbremste er sich, wodurch in einem Atemzug Massa und Button an ihm vorbeigingen.

Hoch und Tief bei Rosberg

Fünf Runden vor Ende schlug Rosberg aber noch einmal zurück und kassierte Massa erneut. Gegen den von hinten aufholenden Mark Webber hatte er allerdings keine Chance mehr und musste sich mit Platz 5 begnügen. Dahinter belegten Massa, Fernando Alonso, Michael Schumacher, Vitaly Petrov und Kamui Kobayashi die weiteren Punkteplatzierungen.

Mercedes Motorsportchef Norbert Haug war begeistert: "Das war ein Hammer-Rennen und unser Speed war endlich prima, gut genug, um in der Spitzengruppe um den Sieg zu kämpfen - eine super Leistung von Nico, von Michael und dem ganzen Team." Nico Rosberg war weniger glücklich mit dem Ergebnis. Kurz nach Rennende sprach aus ihm die Enttäuschung: "Ich bin sehr enttäuscht, heute wäre sehr viel mehr drin gewesen", sagte er. "Der Lichtblick ist, dass ich ein Rennen angeführt habe, wer hätte das jemals gedacht?"

Aufregung vor dem Start

Große Dramatik herrschte kurz vor dem Rennstart in der McLaren-Box: Der Motor von Lewis Hamiltons Auto sprang wegen eines Lecks in einer Benzinleitung nicht an und die Mechaniker wuselten hektisch herum, um den Briten doch noch auf die Strecke zu bringen. "Wir mussten recht viele Komponenten ausbauen, haben es aber noch geschafft", sagte Teamchef Martin Whitmarsh. Erst 36 Sekunden vor der Schließung der Boxengasse fuhr Hamilton ohne die hintere Motorabdeckung auf die Bahn. Die letzten Teile wurden in der Startaufstellung eingebaut. Zum Sieg reichte es trotzdem.

In einem spannenden Grand Prix mit einer Vielzahl an packenden Zweikämpfen und Überholmanövern kam es auch noch zu weiteren Zwischenfällen. So ramponierten sich beide Sauber-Piloten die Fahrzeugnasen ihrer Autos. Sergio Perez rammte dabei sowohl Nick Heidfeld im Lotus Renault als auch Adrian Sutil im Force India. Für die erste Aktion erhielt der Mexikaner eine Drive-Through-Strafe, der zweite Vorfall wird von den Rennkommissaren nach Rennende untersucht. Ebenfalls eine Durchfahrtsstrafe erhielt Tonio Liuzzi für einen Frühstart.

Außerhalb der Top-10 scheiterten Paul di Resta und Nick Heidfeld knapp an einer weiteren Punkteplatzierung. Auch Rubens Barrichello, Sebastien Buemi und Adrian Sutil gingen leer aus. Der zweite Toro Rosso von Jaime Alguersuari war der einzige Ausfall des 56 Runden langen Rennens. Der Spanier schied nach seinem Boxenstopp mit einem weggeflogenen rechten Hinterrad aus. Das Rad verfehlte nur knapp die Streckenposten. Zum Glück kam niemand zu Schaden.