Sergio Perez eilte der Konkurrenz davon - aber nicht mit fairen Mitteln, Foto: Sutton
Sergio Perez eilte der Konkurrenz davon - aber nicht mit fairen Mitteln, Foto: Sutton

"Ein Wahnsinn. Das ganze Team ist platt. Einer der schönsten Tage in meiner Karriere endet in einem Debakel. Es ist schlimmer als zum Heulen." Peter Sauber war am Boden zerstört, nachdem er von der Disqualifikation seiner beiden Piloten beim Australien-GP unterrichtet worden war. Es hätte so ein großartiger Tag für das kleine Sauber-Team werden können: Erstes Saisonrennen, zwei junge Fahrer - und dann landen beide nach einer tollen Vorstellung in den Punkten.

Wer hätte dem F1-Rookie Sergio Perez nicht den siebten Platz und damit seine ersten WM-Punkte gegönnt? Der 22-Jährige hatte im Albert Park nicht nur eine überragende Performance im C30 an den Tag gelegt, sondern die F1-Welt auch noch mit nur einem Boxenstopp ins Staunen versetzt. Dazu Kobayashi: Der junge Japaner pflügte sich mit seiner erfrischenden Fahrweise durchs Feld und landete hinter seinem Teamkollegen. Zehn Punkte für das Sauber-Team. Ja, es hätte ein toller Tag werden können.

Doch es kam alles anders. Während die vermeintlichen Sauber-Männer in der Boxengasse ihren Erfolg begossen, flatterte eine Meldung der FIA ins Haus. "Der konkave Radius der drei Heckflügel-Elemente, die in Kontakt mit dem Luftstrom sind, darf nicht kleiner als 100mm sein", hieß es in der Meldung der Technischen Delegation. Zehn Autos wurden kontrolliert, bei acht gab es keine Probleme mit der Reglementierung. Der Rest ist Geschichte...

"Der Radius ist vielleicht 95 oder 97 Millimeter", gab Peter Sauber die teaminterne Schlamperei bei der Konstruktion zu. Zwei, drei Millimeter - was ist das schon, könnte man sich denken. Regeln sind nun einmal Regeln, könnte man allerdings auch sagen. Als höchste Formelklasse überhaupt herrschen in der F1 extrem strikte Regeln, die - wie das Beispiel Sauber zeigt - besser eingehalten werden sollten. Natürlich versuchen alle Teams, mit ihren Entwürfen ans Maximum zu gehen. Trotzdem muss man sich innerhalb der ausgeschriebenen Regularien bewegen, sonst gibt´s Ärger.

Das offizielle Schreiben der FIA zur Disqualifikation, Foto: Sutton
Das offizielle Schreiben der FIA zur Disqualifikation, Foto: Sutton

Zehn Punkte wären für das stets klamme Sauber-Team natürlich ein reiner (Geld-)Segen gewesen. Zunächst hatte man angekündigt, Berufung gegen das Urteil einlegen zu wollen - kurze Zeit später aber einen Rückzieher gemacht. "Immer auf die Kleinen! Hat die kleinkarierte FIA denn nichts Wichtigeres zu tun?", waren erste Reaktionen. Nein, hat sie nicht, sage ich. Es ist gerade die Aufgabe der FIA, für Gerechtigkeit innerhalb des Feldes zu sorgen. Gleiche Regeln für Alle. Seien wir mal ehrlich: Was für ein Aufschrei wäre erst durchs Land gegangen, wenn Red Bull, Ferrari oder McLaren mit illegalen Teilen Punkte geholt hätte? Das sollte sich jeder ausmalen können.

"Wir haben zwei verschiedene Flügeltypen dabei. Einer scheint beim Bau nicht genau kontrolliert worden zu sein. Einen Vorteil kann man daraus sicher nicht ziehen", versicherte Peter Sauber. Klar, was soll er auch sonst sagen, um seine Ingenieure und Mechaniker zumindest ansatzweise in Schutz zu nehmen. Doch in einer Rennserie, in der schon Tausendstelsekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden können, ist jeder Millimeter relevant.

Könnte es nicht sein, dass die beiden Sauber-Jungs gerade wegen des illegalen Heckflügels solch ein starkes Rennen ablieferten? Eher unwahrscheinlich, aber wer soll das schon beweisen können. Fakt ist: Der C30 ist mit nicht ordnungsgemäßen Teilen an den Start gegangen und kassiert dafür jetzt die bittere Quittung. Es wird dem Team in Zukunft eine Lehre sein - die Saison ist noch lang.