Wie sich bereits im dritten Training am Samstagmorgen angedeutet hatte, Sebastian Vettel hat die Pole Position für den Australien Grand Prix erobert. Der regierende Weltmeister war im Red Bull eine Klasse für sich und distanzierte die Konkurrenz klar. So lag Vettel trotz fehlendem KERS und eines Fehlers auf der schnellsten Runde mit seiner Bestzeit von 1:23.529 um doch rund acht Zehntelsekunden Sekunden vor dem Rest des Feldes.

"Ich bin natürlich sehr glücklich mit dem heutigen Ergebnis", sagte Vettel. "Nach dem langen Winter und den vielen Testfahrten mit den neuen Reifen wusste man nicht genau, wo man steht. Ich hatte aber ein gutes Bauchgefühl und war vorsichtig optimistisch, als wir herkamen. Gestern lief es noch nicht ganz rund, aber heute hatte ich ein gutes Gefühl im Auto und fühlte mich wohl. Ein großes Lob ans ganze Team, das Auto funktioniert, ist schnell und macht keine Zicken. Jetzt freue ich mich aufs Rennen. Bis jetzt haben aber alle noch null Punkte, das müssen wir uns vor Augen führen."

Lewis Hamilton konnte sich in Reihe eins fahren, Foto: Sutton
Lewis Hamilton konnte sich in Reihe eins fahren, Foto: Sutton

Auf Platz zwei fand sich überraschenderweise nicht der Red Bull von Mark Webber, sondern der McLaren von Lewis Hamilton. Der Brite hatte sich und sein Auto stark präsentiert und gezeigt, dass der Umbau des Wagens vor Melbourne die richtige Idee war. Vielleicht gar nicht unglücklich mit Startplatz drei war Webber. Zwar wäre dem Australier Pole sicher lieber gewesen, doch so steht er auf der besseren Seite für den Start. "Mark hatte in seiner zweiten Runde einen Fehler in der ersten Kurve", klärte Red Bull Motorsport-Berater Helmut Marko auf.

Neben dem Australier wird Jenson Button ins Rennen gehen. Überraschend weit zurück war Ferrari. Fernando Alonso kam über Platz fünf nicht hinaus und hatte dort mehr als 1,4 Sekunden auf Vettel verloren. Vitaly Petrov wird zusammen mit dem Spanier aus Reihe drei ins Rennen gehen. Nico Rosberg erreichte Startplatz sieben. Felipe Massa, Kamui Kobayashi und Sebastien Buemi rundeten die Top-10 ab.

Rosberg zeigte sich von seinem Ergebnis einigermaßen enttäuscht. "Ich war gestern noch optimistisch und bin mit großen Hoffnungen ins Wochenende gegangen, aber dann ging nichts. Im Qualifying hat das Meiste funktioniert, viel mehr ging nicht. Ich glaube nicht, dass wir so weit weg sind, aber wir sind trotzdem nicht vorne. Das KERS hat im Qualifying gut funktioniert, das größte Problem ist, dass nicht deutlich ist, warum wir so langsam sind. Die Reifen waren unkonstant, beim Aufwärmen war etwas, das war aber nicht der größte Faktor. Im Rennen muss ich jetzt noch ein paar Plätze gutmachen und Petrov am Start gleich einmal überholen", sagte Rosberg.

Qualifying 2: Schumacher ist raus

Bereits früh als Opfer des zweiten Qualifying stand Rubens Barrichello fest. Dafür hatte der Williams-Pilot selbst gesorgt, als er kurz auf den Schmutz kam und sich dann mit seinem Auto ins Kiesbett drehte, wo er stecken blieb. Adrian Sutil vergab seine Chance auf ein Weiterkommen erst kurz vor Schluss. Der Deutsche war flott unterwegs, öffnete aber auf Start-Ziel zu früh den Heckflügel, womit er einen heftigen Dreher hatte - den konnte er aber gekonnt abfangen, ohne einzuschlagen.

Prominentestes Opfer des zweiten Qualifyings war Michael Schumacher, der als Elfter nur knapp scheiterte. "Im ersten Qualifying hatte ich kein KERS, im zweiten dann schon. Es haben Kleinigkeiten nicht gepasst, sonst hätte es bestimmt für die Top-10 gereicht. Wenn man sich die Pace von Ferrari ansieht, das hätten wir auch schaffen können. Jetzt müssen wir Ursachenforschung betreiben", sagte Schumacher. Er musste aber klar festhalten, dass Mercedes noch nicht auf dem gewünschten Level ist. "Das KERS hat in der letzten Runde wieder funktioniert, wir hatten aber mehr Probleme als beim Test. Fakt ist, dass wir vom Speed her nicht schnell genug sind, um uns viel weiter vorne zu positionieren." Mercedes-Sportchef Norbert Haug meinte: "Nicht die Startplätze, die wir angestrebt hatten und der Zeitabstand zur Spitze ist groß."

Neben dem Rekordweltmeister sowie Sutil und Barrichello auf 16 und 17 waren noch Jaime Alguersuari, Sergio Perez, Paul di Resta und Pastor Maldonado ausgeschieden. Das Maß der Dinge war auch in Q2 Vettel gewesen, der sich deutlich die Bestzeit gesichert hatte. Hinter ihm hatten sich Webber, Button, Alonso, Massa und Rosberg in den Top-6 platziert.

Qualifying 1: Das Zittern der Hinterbänkler

Im ersten Qualifying stellte sich vor allem die Frage, ob und wer der 107-Prozent-Hürde zum Opfer fallen könnte. HRT und Virgin galten nach den Trainings als besonders gefährdet, beide Teams konnten allerdings darauf hoffen, dass die Spitze in Q1 noch nicht alles zeigen muss, weswegen die Bestzeiten vielleicht nicht ganz so schnell zu erwarten waren. Bei Virgin gab es auch relativ bald Entwarnung, dafür war ebenso schnell zu sehen, dass HRT klar an der Hürde zur Rennqualifikation scheitern würde.

Timo Glock schaffte die Qualifikation, Foto: Sutton
Timo Glock schaffte die Qualifikation, Foto: Sutton

Letztendlich fehlten Tonio Liuzzi rund zwei und Narain Karthikeyan rund drei Sekunden auf die 107-Prozent-Zeit, womit das Rennen am Sonntag nur 22 Autos in Angriff nehmen können. Qualifiziert aber ausgeschieden waren Nick Heidfeld, Heikki Kovalainen, Jarno Trulli, Timo Glock und Jerome D'Ambrosio - also wie im Vorjahr ein Fahrer aus einem etablierten Team und die Fahrer der neuen Teams.

Für Heidfeld war das frühe Aus besonders bitter, immerhin galt Renault als so etwas wie ein heißer Außenseiter und noch dazu kam sein Teamkollege Vitaly Petrov auf Platz drei in Q1. "Ich habe keine freie Runde hinbekommen, am Schluss habe ich dann noch ein Problem mit KERS gehabt, das hat nicht funktioniert. Deswegen musste ich das Setting ändern. Am Ende habe ich es noch einmal probiert, musste aber zwei, drei langsame Autos überholen. Es hat leider nicht gereicht. Jetzt haben wir hier schlecht begonnen, es kann nur besser werden", erklärte Heidfeld.

Die Bestzeit im ersten Qualifying holte sich Vettel vor Hamilton und Petrov. Fernando Alonso hatte im Ferrari bereits auf weiche Reifen zurückgegriffen und war damit Vierter geworden, sein Teamkollege Massa hatte sich erst im letzten Moment in Q2 gezittert, Webber war Neunter geworden.