Die Kritik nach Robert Kubicas schwerem Rallye-Unfall in Italien war groß. Er habe mutwillig seine Karriere aufs Spiel gesetzt, hieß es seitens vieler Experten, Medien und Fans. Einer, der die Ausflüge des Polen verstehen kann, ist sein Freund Fernando Alonso. Nicht zuletzt am Beispiel von Michael Schumachers Comeback argumentiert der Spanier, dass diesen Virus und diese Sucht nach Geschwindigkeit einfach jeder echte Rennfahrer tief verankert in sich tragen würde.

Das Motto im Rennsport ist immer gleich - das weiß auch Fernando Alonso: "Setz dich ins Auto und fahr so schnell wie du kannst!" Doch dem Spanier ist auch bekannt dass nicht jeder Pilot gleich tickt. "Jeder Fahrer ist von seiner Persönlichkeitsstruktur her anders. Es gibt in der Formel 1 keine zwei Fahrer, die sich ähneln. Die einzig zulässige Verallgemeinerung ist, dass aktuell fünf oder sechs Fahrer das Talent und die Möglichkeit haben, Weltmeister zu werden", erklärte der Ferrari-Star gegenüber der Welt am Sonntag.

Was aber auf jeden Fahrer zutreffen würde, sei die Faszination des Rausches der Geschwindigkeit. Vor diesem Hintergrund argumentiert Alonso auch, die Rallye-Betätigung seines Kollegen Kubica vollends nachvollziehen zu können. Der Spanier meinte, er könne das nur zu gut verstehen. "Ebenso, wie ich Michael Schumacher verstehe. Er war zu Hause, er hat die Rennen vermisst und ist dann auf ein Rennmotorrad gestiegen. Wahrscheinlich so leidenschaftlich wie Robert in das Rallyeauto", erklärte der Ferrari-Pilot am Beispiel seines einstigen Rivalen aus Kerpen.

Der Respekt für den Deutschen sei aber auch heute noch groß. "Wenn Michael ein konkurrenzfähiges Auto hat, wird er sehr schnell sein. Ich kenne sein Talent und seine Erfolge. Deshalb werde ich nie meinen Respekt vor seinen fahrerischen Möglichkeiten verlieren", fügte der Asturier an. Auf die Frage, ob wiederum Kubica jedoch unvernünftig gewesen sei, bei dem Event in Italien der scheinbar vorherrschenden Motorsport-Sucht nachzugehen, meinte Alonso ganz pragmatisch: "Darauf kommt es nicht an. Robert brauchte das, wir alle brauchen das. Wir brauchen die Emotionen und das Adrenalin. Wir sind verrückte Leute."