Die neuen Pirelli-Reifen sollen die Show verbessern, Foto: Sutton
Die neuen Pirelli-Reifen sollen die Show verbessern, Foto: Sutton

Die Reifen machen in der Formel 1 viel mit. Nicht nur, weil sie - im Normalfall - der einzige Kontakt zwischen dem Auto und dem Boden sind, sondern auch, weil sie seit Jahren ständig verändert werden. Einst gab es den Reifenkrieg zwischen Bridgestone und Goodyear und noch härter zwischen Michelin und Bridgestone. Dann war da der Wandel von Slicks über Rillenreifen mit unterschiedlicher Anzahl an Rillen bis hin zu langlebigen Reifen für ein ganzes Rennen und wieder zurück zu Reifenwechseln und Slicks.

In diesem Jahr gibt es mit Pirelli einen neuen Einheitsreifenhersteller, das Reglement bleibt jedoch gleich. Dennoch ist das sogenannte schwarze Gold mal wieder in aller Munde - meistens aus wenig schmeichelhaften Gründen. "Die Reifen bauen zu stark und zu schnell ab", hieß es bereits nach dem ersten Test in Valencia. Einige Schwarzseher befürchteten sogar, dass die Pneus zu schnell kaputt gehen und es in dieser Saison ein Chaos geben könnte.

Jetzt schlug Pirelli öffentlich zurück: "Der erhöhte Reifenabbau ist ein Feature, das speziell von den Teams und Organisatoren verlangt wurde, um die Show zu verbessern", heißt es in einem Pirelli-Statement. Wenn Fehler als Features verkauft werden, klingt das fast ein bisschen nach einem Microsoft-Produkt... Dennoch hat Pirelli zumindest in einem Punkt recht: Die Italiener kündigten schon im Winter an, dass sie weniger haltbare Reifen bauen möchten, um mehr Überholmanöver und Fahrfehler zu fördern. Die Frage ist: Wussten sie da schon um die Haltbarkeit ihrer Reifen?

So soll es nach den Rennen nicht ausssehen, Foto: Sutton
So soll es nach den Rennen nicht ausssehen, Foto: Sutton

Das Schlagwort heißt Kanada GP. In Montreal bauten die Bridgestones 2010 so stark ab, dass das Rennen eines der besten des Jahres war. Danach versuchten auch die Japaner, lieber weichere Mischungen mitzubringen, um mehr Reifenabbau und damit mehr Action auf der Strecke zu fördern. Pirelli erlebt jetzt die Kehrseite der Medaille: So lange es keine spannenden Rennen, sondern nur Beschwerden bei Testfahrten gibt, schlägt sich das schlecht auf das Image nieder.

Rückblende Barcelona-Test 2005. Das neue Reglement schreibt vor, dass die Reifen das gesamte Rennen halten müssen und nicht mehr gewechselt werden dürfen. Auch damals war vor Saisonbeginn das große Wehklagen der Fahrer zu befürchten.

"Wir gehen davon aus, dass sich viele Fahrer nach den Rennen über "schlechte Reifen" und "schlechten Grip" beschweren werden", fragte ich damals Bridgestone-Motorsportdirektor Hisao Suganuma. "Ist das nicht schlecht für das Image von Bridgestone? Denn Sie wissen zwar, dass dies nicht die Schuld der Reifen, sondern der neuen Regeln ist, aber die Öffentlichkeit dürfte das größtenteils nicht wissen..."

"Gute Frage", nickte der Pressesprecher lächelnd. Suganuma nahm es ebenso gelassen: "Wir werden versuchen, zu verhindern, dass dies geschieht. Wir werden versuchen, die Reifen so weiterzuentwickeln, dass sie bis zum Rennende halten." Diese Option hat Pirelli in diesem Jahr nicht. Ihnen bleibt einzig die Hoffnung auf spannende Rennen.