Ab Freitag steht der dritte von insgesamt vier vorsaisonalen Tests der Formel 1 in Barcelona an. Vier Tage lang versuchen die Fahrer und Teams sich in die richtige Position für den ersten Start des Jahres in Bahrain zu bringen. Besonders bei den Feinheiten der Boliden und des Set-Ups wartet noch viel Arbeit. So langsam ist die Kennenlernphase vorbei und die größten Kinderkrankheiten sollten aus dem Weg geräumt sein, denn die Zeit läuft unerbittlich und der Saisonstart steht schon bald vor der Tür.

Auf dem Circuit de Catalunya nehmen daher alle 12 Teams der Königsklasse an den Testfahrten teil. Es ist der letzte Auftritt der Boliden auf heimischen europäischen Boden, denn der letzte Test findet bereits vor Ort in Bahrain statt. Wegen der Unruhen und ungeklärten Lage im Golf-Staat scheint derzeit aber nichts gewiss, weswegen den letzten Probeläufen in Spanien noch mehr Bedeutung zukommt.

Die Strecke ist den Teams bestens bekannt und seit 1991 Austragungsort des Großen Preises von Spanien. Seit jeher wird der Circuit de Catalunya wegen des guten Klimas und der Lage als Teststrecke genützt und auch die Streckencharakteristik ist mit ihrer Kombination schneller, mittelschneller und langsamer Kurven ideal zur ausgiebigen Erprobung des Materials.

Vertraute Location - der Circuit de Catalunya dient seit Jahren zu ausgiebigen Testfahrten der Formel-1-Teams, Foto: Sutton
Vertraute Location - der Circuit de Catalunya dient seit Jahren zu ausgiebigen Testfahrten der Formel-1-Teams, Foto: Sutton

Mit den vielen Neuerungen des Jahres 2011, wie dem verstellbaren Heckflügel, KERS oder den neuen Pirelli-Reifen haben die Teams ohnehin noch mehr zu tun, als in den letzten Jahren. Was letztere betrifft, so hat der neue Reifenlieferant Pirelli bereits bekannt gegeben sowohl die extrem weichen und weichen, als auch die mittleren und harten Reifen nach Barcelona mitzubringen, um den Teams die Möglichkeit zu bieten, alle Optionen zu evaluieren. Nach dem ersten Feedback der Fahrer und massiven Daten-Sammlungen der Reifeningenieure wurden die Pneus nach Jerez nochmals modifiziert.

Der Test in Spanien stellt somit die letzte Möglichkeit dar, alle vier wählbaren Reifentypen unter gleichen Bedingungen zu testen. Nach Bahrain nehmen die Italiener nur noch die beiden Komponenten mit, die auch für das Rennwochenende verfügbar sein werden. "Wir haben es bisher schon geschafft, einen Menge Daten zu sammeln", so Pirelli-Motorsport-Direktor Paul Hembery. "Interessant ist, dass sich das Hauptaugenmerk während der Test verändert hat. Da die Teams mit ihren neuen Boliden nun langsam in Fahrt kommen, ist die Arbeit viel fokussierter. Wir spulen bereits Long-Runs ab und versuchen uns am Set-Up", so der Pirelli-Mann.

Pedro de la Rosa testete gerade erst Ende letzten Jahres für Pirelli in Barcelona, Foto: Pirelli
Pedro de la Rosa testete gerade erst Ende letzten Jahres für Pirelli in Barcelona, Foto: Pirelli

"Es gibt überdies auch Weiterentwicklungen an den ganz weichen und weichen Reifen. Das war in unserem Entwicklungsplan schon immer so vorgesehen", erklärte Hembery. Konkret auf Barcelona bezogen sagte er: "Die Strecke ist uns und allen Teams bestens bekannt, daher bin ich sicher, dass wir erneut eine Menge Informationen sammeln können. Die Charakteristik des Kurses ist ganz anders als auf den beiden bisherigen Strecken, was uns die Möglichkeit verschafft, das verhalten unserer Reifen in einem breiten Spektrum zu betrachten. Für das Erstellen von Rennstrategien ist das dieses Jahr überaus wichtig", erklärte der Pirelli-Motorsport-Direktor.

Bei den Teams selbst gibt es aber auch abseits des Reifen-Themas noch genügend andere Baustellen. McLarens Lewis Hamilton wusste bereits vorab: "Wir haben noch viel Arbeit vor uns." Der Brite erklärte, dass McLaren bisher noch nicht komplett alle Neuerungen zusammen einsetzen konnte. "Weder haben wir verschiedene Set-Ups getestet, noch das KERS und den verstellbaren Flügel einmal zusammen ausprobiert", sagte der Hamilton. "Ich freue mich aber schon darauf, die verschiedenen Puzzlestücke einmal zusammen zu setzen", so der McLaren-Pilot vorab.

Viel zusammenzusetzen und kennenzulernen hat auch Nick Heidfeld. Zwar durfte der Deutsche bereits in Jerez einen Tag in seinem neuen Arbeitsgefährt Platz nehmen, doch für den Mönchengladbacher wird es die erste Ausfahrt, seitdem er als Stammpilot für die Saison 2011 bestätigt ist. In Jerez vergangene Woche überzeugte der Deutsche bereits mit einer Bestzeit und konnte dem Team schnell Feedback geben. Nach nur 15 Runden im R31 war Heidfeld schon sechs Zehntel schneller als sein neuer Teamkollege Vitaly Petrov, der an den beiden Tagen zuvor über 120 Runden gefahren war. Der Russe dürfte sich also warm anziehen, denn Heidfeld will sich weiter verbessern und an den neuen Boliden gewöhnen.

"Ich bin extrem motiviert und kann den Saisonstart kaum noch erwarten", kündigte der Wahl-Schweizer bereits im Vorfeld an. Der Platz bei Lotus Renault könnte eine große Chance für einen Karriere-Sprung des Deutschen darstellen. "Ich bin sehr beeindruckt von dem, was ich bislang bei den Anlagen und der Entschlossenheit der Leute in Enstone gesehen habe. Das Auto ist ziemlich innovativ", freute sich der Ex-Prost, Sauber, Williams und BMW-Pilot.

In Barcelona darf Nick Heidfeld erstmals als Stammfahrer ins Cockpit seines neuen Lotus-Renault klettern, Foto: Sutton
In Barcelona darf Nick Heidfeld erstmals als Stammfahrer ins Cockpit seines neuen Lotus-Renault klettern, Foto: Sutton

Aufpassen müssen Heidfeld und seine Kollegen in Barcelona aber vor zu wilden Fahrten über die Randsteine. Die Kerbs der Strecke wurden modifiziert und sollen ein Abkürzen der Fahrer an manchen Stellen verhindern. Die von Streckenchef Salvador Servia als "Weltneuheit" bezeichneten neuen, entfernbaren Randsteine werden am Wochenende erstmals getestet. Wie es um den Nutzen, ihre Funktionalität und Sicherheit steht, ist bis dato also noch nicht geklärt.

Welcher Fahrer wann genau zum Einsatz kommt, wurde hingegen noch nicht von allen Teams bekannt gegeben. Bei den drei Top-Teams Red Bull, McLaren und Ferrari steht aber fest, dass Sebastian Vettel, Jenson Button und Fernando Alonso an den ersten beiden Tagen fahren, bevor sie für Sonntag und Montag das Auto an ihre Teamgefährten übergeben. Eine etwas ungewöhnliche Aufteilung wählte man bei Williams. Am ersten und dritten Tag teilen sich Rubens Barrichello und Pastor Maldonado das Auto. Zusätzlich erhält jeder Fahrer dann noch einen ganzen Tag alleine mit dem Boliden. Bei Toro Rosso darf Talent Daniel Ricciardo am Sonntag zudem für einen halben Tag Sebastien Buemi vertreten.