In der Formel 1 geht es um Pomp, um den großen Auftritt und um das Sehen und Gesehen werden. Dementsprechend ist es schwer vorstellbar, dass sich Investoren in die Weltmeisterschaft bemühen können, denen ein großer öffentlicher Auftritt nicht so zusagt. Doch davon gibt es einige und das hat sich das Sauber-Team zunutze gemacht. Mit dem Sauber Club One hat der Rennstall eine Plattform etabliert, in der Geschäftsleute im Rahmen der Formel 1 mit Geld jonglieren können, ohne öffentlich groß in Erscheinung zu treten. "Da nicht jedes Unternehmen danach sucht, oder darin investieren will, aufzufallen und Zugang zu haben, dachte ich, es wäre an der Zeit, das separat anzubieten", meinte Teamchef Peter Sauber dazu.

Und so haben Unternehmen nun die Möglichkeit, bei Sauber Netzwerkarbeit zu machen und Business-to-Business-Interessen nachzugehen, ohne gleichzeitig befürchten zu müssen, durch einen öffentlichen Auftritt irgendwelche Image-Fragen beantworten zu müssen, sollte es in der Königsklasse wieder zu Skandalen kommen oder in wirtschaftlich klammen Zeiten bekrittelt werden, dass man in der Formel 1 sein Geld ausgibt. "Wir haben bei vielen Gesprächen gemerkt, dass es dieser Tage ein Problem ist, dass viele große Marken vielleicht nicht so offen mit der Formel 1 in Verbindung stehen wollen", erklärte Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn gegenüber Reuters.

Vorteile ohne aufzufallen

Diese Marken wollen eben nicht überall zu sehen sein, weil es vielleicht interne Probleme gibt oder man umweltfreundlicher auftreten will. "Vor zwei Jahren hatten wir auch viele Skandale, also wollten einige Leute nicht in Verbindung zum Sport gebracht werden. Es gab viel Unsicherheit. Dadurch kamen wir zu dieser Idee. Sie bietet einem die Vorteile, die jeder Andere haben würde, da nach wie vor jeder denkt, diese Plattform ist eine der besten der Welt, um sich darzustellen, ohne die Marke darzustellen", meinte Kaltenborn. Das bedeutet gleichzeitig, auch wenn Sauber nicht viele Sponsoren auf dem Auto hat, muss das nicht heißen, dass es wenige Sponsoren gibt. Allerdings schweigt sich das Team darüber aus, wie viele Mitglieder der Sauber Club One hat - eben ganz im Sinne der Diskretion.

Lediglich so viel ließ Kaltenborn wissen: die Idee hat funktioniert und es sind einige starke schweizerische Marken dabei. In diesem Jahr soll sich der Club internationalisieren. Potentielle Interessenten sind wohl Unternehmen, die erst einmal in die F1-Welt hinein schnuppern wollen, bevor sie sich möglicherweise größer engagieren. "Das Konzept ist meiner Meinung nach kein kurzfristiges. Es ist etwas, das aus meiner Sicht absolut nachhaltig ist. Es könnte Unternehmen geben, die es als Start nutzen, um sich einzufinden und sich danach dann öffentlich zu machen", sagte Kaltenborn.

Nicht die Einzigen

Die Idee von Sauber ist an anderen Teams natürlich nicht unerkannt vorbeigegangen. Team Lotus Teamchef und Unternehmer Tony Fernandes musste das schweizerische Team loben. "Ich applaudiere all diesen innovativen Ideen. Ich blicke auf so etwas nicht herab. Wenn Leute Geld in den Sport investieren wollen, ist das toll", sagte er. Williams und Renault versuchen derweil selbst, die Formel 1 für Geschäfte hinter den Kulissen zu nutzen und auch andernorts nimmt die Idee Fahrt auf. Etwa bei Virgin Racing. "Ich glaube nicht, dass diese ganze Geheimniskrämerei bei unserem Team sehr gut ankäme. Wir sind sehr offen. Aber wir haben Sponsoren, die nicht daran interessiert sind, ihr Logo auf den Autos oder Trucks oder sonstwo zu haben", sagte Team-Präsident Graeme Lowdon.