Überholmanöver sind das Salz in der Suppe der Formel 1. Strategien, Boxenstopps und Co - alles schön und gut, doch für das Gros der Fans stellen die spannenden Duelle auf der Strecke das Highlight eines jeden Rennens dar.

Pat Symonds teilt diese Meinung. "Es muss nicht haufenweise öfter überholt werden als jetzt. Aber vielleicht brauchen wir doch ein wenig mehr", erklärte der frühere Chefingenieur von Renault. Gleichzeitig relativierte der 58-Jährige seine Forderung jedoch im Rückblick auf die abgelaufene Saison: "Wenn wir uns 2010 anschauen, war das vielleicht schon die richtige Menge." Es sei auf jeden Fall besser gewesen als in den vorangegangenen Jahren.

"Wie ein Tor beim Fußball."

Was die passende Dosis an Überholmanövern in der Königsklasse angeht, hat Symonds eine einfache Erklärung. "Überholen sollte wie ein Tor beim Fußball sein, nicht wie ein Korb im Basketball. Das ist die richtige Mischung." Oder anders ausgedrückt: Überholen ja bitte, aber nicht in jeder Runde Positionswechsel an allen Ecken und Enden.

Laut Symonds' Erfahrungen ist das Fachpublikum ähnlicher Ansicht. "Die Leute sagen, dass sie mehr Überholmanöver sehen wollen - aber nicht so sehr, wie man denken könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die anspruchsvollen Zuschauer in jeder Runde Positionswechsel sehen möchten."

Doch was ist denn nun die richtige Mischung? Symonds denkt, dass man sich in diesem Fall ganz bestimmte Ziele stecken muss, um ein optimales Ergebnis zu erreichen. "Wenn wir das Überholen verbessern wollen, müssen wir wissen, was unsere Ziele sind. Wenn es unser Ziel ist, halb so viel zu haben, wie bisher, dann können wir sicher daran arbeiten. Und wenn es drei Mal so viel sein soll, dann können wir auch darauf hinarbeiten." Um dieses angepeilte Ziel zu erreichen, müssten allerdings "Mythen zerstört und Geld in Entwicklung gesteckt werden".

Jemand muss Geld auf den Tisch legen

Für eine mögliche Verbesserung des "Überhol-Dilemmas" könnte der erhöhte Ground Effect sorgen, der immer wieder ein großes Thema in der Formel 1 ist. Doch da zeigte sich Symonds skeptisch. "Es gibt viele Menschen, die sagen, Ground Effect sei besser für das Überholen. Aber ich würde liebend gern erfahren, woher diese Leute das wissen wollen? Schließlich hat sich noch niemand damit beschäftigt."

Trotz der vielfältigen Sparmaßnahmen in der Formel 1 sieht Symonds die Lösung des Problems im lieben Geld. "Jemand muss Geld auf den Tisch legen und sagen 'Lasst uns zu Mercedes gehen und uns einen ihrer freien Windkanäle benutzen. Lasst uns größere Versuchsmodelle bauen, um ordentlich arbeiten zu können'. Es wird viel Geld kosten - aber die Formel 1 hat Geld. Es wird Zeit, in sich selbst zu investieren."