Ein Ausstieg Melbournes aus dem Kalender der Formel-1-Saison bekommt in Australien immer mehr prominente Fürsprecher. Neben Oberbürgermeister Robert Doyle, sprach sich nun auch der neue Premierminister des Staats Victoria, Ted Baillieu, für ein Ende des Kontrakts aus. Auf dem äußerst beliebten Stadtkurs im Albert Park wurden nach dem Umzug der Königsklasse von Adelaide nach Melbourne seit 1996 Formel-1-Rennen ausgetragen. Bis einschließlich 2015 gibt es noch gültige Verträge. Danach jedoch die Zusammenarbeit mit der F1 zu verlängern, scheint den meisten beteiligten Entscheidungsträgern keine gute Option zu sein - zu groß sei die alljährliche Finanzlast des Events.

"Mein Rat wäre: Man sollte sich lösen - die Zeit ist gekommen", erklärte Bürgermeister Doyle in seiner Kolumne in der Sunday Herald Sun. Es würden vier verschiedene Varianten im Raum stehen, wie die Zukunft aussehen könnte, so der Australier weiter. Eine Möglichkeit sei, dass Formel-1-Boss Bernie Ecclestone den Vertrag ohnehin nicht verlängern würde und den Platz im Kalender lieber an eine andere Nation versteigern würde. Genauso gut könnte das Rennen in Down Under aber zum Nachtrennen umfunktioniert werden, damit bessere Sendezeiten und Einschaltquoten auf dem europäischen Markt erzielt werden können. Dafür müsse der Grand-Prix den Albert Park jedoch in jedem Fall verlassen und auf ein neues Areal, wie den Noble Park oder nach Avalon ausweichen. Auch eine Verlegung nach Sydney oder Perth sei aber eine Option.

Tolle Kulisse im Albert Park - die Skyline der Stadt verspricht immer gute Bilder, Foto: Sutton
Tolle Kulisse im Albert Park - die Skyline der Stadt verspricht immer gute Bilder, Foto: Sutton

Variante drei sei eine Modifikation der Strecke und wie bisher weiter im Herzen Melbournes an den Start zu gehen. Als letzte Option stelle sich aber auch ein kompletter und freiwilliger Ausstieg der Stadt aus dem Rennkalender dar. Diese Möglichkeit ist auch Doyles Präferenz, wie der Bürgermeister verlauten ließ.

Zu erdrückend und groß seien die jährlichen Kosten der Veranstaltung für die Steuerzahler des Staats Victoria. "Im letzten Jahr reden wir hier von 50 Millionen Dollar reiner Belastung", stellte Doyle klar. Die Situation werde zudem schlimmer und das Rennen jedes Jahr teurer. Der Bürgermeister gab zwar zu, dass das Event auf der anderen Seite auch großen Nutzen und Werbewert für die Region und den Tourismus habe - aber die geschätzten 70 Millionen Dollar, um die es sich bei derart fortlaufender Entwicklung der Lage im Jahr 2015 handeln würde, stünden in keinster Relation mehr, erklärte der Australier.

Gutes Aushängeschild für die Region

Verteufeln wollte Doyle das Event aber dennoch in keinem Fall. Das Rennen solle als ein "Geniestreich" in Erinnerung bleiben, da es maßgeblich dazu beigetragen habe, die Region Mitte der Neunziger wieder aufzuwerten. "Die schlussendliche Lösung sollte daher sein, dass wir uns darüber klar werden, dass wir 20 fantastische Jahre hatten und enorme Vorteile durch die Austragung des Grand Prix - aber dass dieser Kreislauf nun eben an seinem Ende angelangt ist", erklärte der Bürgermeister.

"Ich weiß von keiner Stadt, die bisher freiwillig einen Grand Prix aufgegeben hat und Melbourne könnte nun die erste Stadt sein, die das macht", meinte Dolye. Zudem schlug er vor, sich nach anderen hochkarätigen, aber kostengünstigeren Events umzusehen, um den Glanz Melbournes auch in der Zeit nach der Formel 1 nicht zu verlieren.

Müssen die Australier bald ohne Formel 1 feiern?, Foto: Sutton
Müssen die Australier bald ohne Formel 1 feiern?, Foto: Sutton

Der Chef des Rennens selbst, Ron Walker, stellte indes klar, dass man seitens der Ausrichter bereits alles versuche, um die Belastungen so gering wie möglich zu halten. "Die Zukunft des Rennens ist jetzt eine Sache der Politiker. Aber die Veranstalter geben wirklich ihr Bestes, um die Kosten jedes Jahr zu drücken", stellte Walker klar.

Viel Hoffnung konnte auch Ted Baillieu nicht machen. Der neue Premierminister von Victoria erklärte, dass die momentanen Kosten von 50 Millionen Dollar untragbar seien. "Sicherlich war das Rennen großartig für Melbourne und für den Staat Victoria. Aber wir müssen jetzt nach vorne schauen und zusehen, dass es finanziell besser wird, als es das bisher war. Wir werden sicherstellen, dass sich etwas verändert", erklärte der Australier.