Dem Überholen soll künstlich auf die Sprünge geholfen werden, Foto: Sutton
Dem Überholen soll künstlich auf die Sprünge geholfen werden, Foto: Sutton

Was bot das Formel-1-Jahr 2010 nicht alles an Faszination: eine lange, heiß umkämpfte Weltmeisterschaft, teaminterne Duelle, kontroverse Entscheidungen, Streit um die Legalität von Autos und Außenseiter, die von sich reden machten. Und wie soll das 2011 nun alles besser werden? Im Prinzip lässt sich das natürlich immer schwer vorhersagen, aber eines steht wohl schon fest: der Streit um den Titel dürfte wohl wieder intensiv werden. Red Bull, Ferrari und McLaren werden wohl wieder vorne mitmischen, angesichts der Regeländerungen für das kommende Jahr, sollten aber Überraschungen nicht ausgeschlossen werden.

Bei Mercedes GP wird schon seit einiger Zeit am neuen Auto gefeilt, Rubens Barrichello erachtet den neuen Williams als richtig schön aggressiv und es rauchen wohl überall die Köpfe, um wieder irgendwo ein Schlupfloch im Regelwerk zu finden, das diesen kleinen Vorteil bringt, der in der Formel 1 schon enorm sein kann. So fallen zwar Doppel-Diffusor und F-Kanal im kommenden Jahr weg, aber dafür könnten andere Dinge an den Autos auftauchen, an die momentan kein Normalsterblicher - sprich, kein Nicht-Formel-1-Ingenieur - denkt.

Stumpf gegen scharf

Alleine das könnte schon ordentlich für Spannung sorgen. Dann kommt noch der verstellbare Heckflügel. Das ist zwar ein sehr künstlicher Eingriff, um das Überholen zu erleichtern, aber immerhin könnte es dadurch wirklich passieren, dass die Reihenfolge an der Spitze nicht bereits nach den ersten Kurven festzementiert ist. Denn nur der Verfolger wird Zugriff auf den verstellbaren Flügel haben, wenn er nahe genug am Vordermann ist, der Verfolgte kann sich hingegen nicht wehren, sollte er nicht selbst gerade nahe genug hinter einem anderen Auto herfahren. Das bedeutet, der Überholvorgang wird unter unterschiedlichen Voraussetzungen ablaufen. Aus fahrerischer Sicht zwar äußerst schade, denn immerhin kämpft damit auch der beste Pilot mit stumpfen Waffen. Aus Rennsicht aber durchaus spannend, schließlich gilt es, den Flügel richtig einzusetzen, um nicht im letzten Moment vielleicht wieder zurücküberholt zu werden.

Aber egal, wie verwässert das Überholen dadurch auch werden mag, an der Qualität des Fahrerfeldes dürfte es trotzdem kaum was zu mäkeln geben. Mit Sebastian Vettel, Jenson Button, Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Michael Schumacher stehen fünf Weltmeister am Start, dann gibt es noch Leute wie Mark Webber, Nico Rosberg, Robert Kubica, Felipe Massa oder Kamui Kobayashi, um nur ein paar zu nennen. Das passende Material vorausgesetzt, sind sie alle zu großen Taten in der Lage.

Applaus für die Underdogs

Nicht vergessen darf man aber auch die neuen Teams. Sie sind ein Jahr an Erfahrung reicher und vor allem beim aktuell als Team Lotus bezeichneten Rennstall sowie Virgin darf man erwarten, dass die auch umgesetzt wird. Theoretisch wäre der allmähliche Anschluss ans Mittelfeld möglich, unter bizarren Umständen vielleicht sogar das eine oder andere Pünktchen. Und schließlich lebt die Formel 1 ja auch davon, dass sich die ehemaligen Underdogs ihre kleine Scheibe vom Punktekuchen abschneiden. Wenn der erste Neuling sich einen Punkt holt, werde ich jedenfalls applaudieren - vorausgesetzt es wurde dabei nicht gegen Regeln verstoßen.