Ungewohntes Bild - wenn Nico Rosberg 2010 in den Rückspiegel schaute, sah er normalerweise eigentlich Michael Schumacher, Foto: Mercedes GP
Ungewohntes Bild - wenn Nico Rosberg 2010 in den Rückspiegel schaute, sah er normalerweise eigentlich Michael Schumacher, Foto: Mercedes GP

Sebastian Vettel ist Weltmeister. Michael Schumacher war es schon sieben Mal. Und doch lieferte 2010 ein anderer Deutscher die stärkste Performance ab. Aufgrund Schumachers Comeback prognostizierten vor der Saison viele Experten Nico bereits das Karriereende - doch Rosberg ließ eine Demonstration folgen. Er fuhr Michael Schumacher gelinde gesagt in Grund und Boden. Rosberg holte doppelt so viele Punkte wie der Rekordweltmeister. Ohne die unverschuldeten Ausfälle am Jahresende in Japan und Korea, oder dem Fehler der Boxencrew in Ungarn, wären es wohl noch weitaus mehr geworden.

Der 25-Jährige holte aus dem unterlegenen Mercedes das Maximum raus. Schumacher kam nicht hinterher. Die Qualifying-Bilanz von 14 zu 5 zu Gunsten des Sohnes von Ex-Weltmeister Keke Rosberg spricht Bände. Eigene Fehler? Fehlanzeige. Zusammen mit Robert Kubica blieb der Wahl-Monegasse als einziger Top-Fahrer fehlerfrei. Titel hin oder her - aber das hat er auch seinem Kollegen und Neo-Champ Sebastian Vettel voraus. Rosberg war stets ruhig, analysierte und blieb wachsam. Belohnen konnte er sich dafür 2010 mit drei Besuchen auf dem Podest. Mehr ließ das Limit des Autos nicht zu - denn Rosberg war das Limit des Mercedes.

Psychospielchen, wie der von Schumacher initiierte Nummerntausch vor der Saison ließen ihn kalt. Rosberg überging alles mit einem Lächeln - genauso, wie den eklatanten Fokus der Medien auf seinen Teamkollegen. Der 25-Jährige machte aus der Not eine Tugend, besann sich einfach auf seine Arbeit und machte somit alles richtig. Wenngleich er im Schatten stand, Rosberg ist der erste und einzige Teamkollege, der auf gleichem Material konstant schneller war als Michael Schumacher - das spricht für sich allein.

Wäre der Wiesbadener in dieser Form 2010 in einem Red Bull gesessen... die Saison wäre wohl früh langweilig geworden. Was Rosberg bleibt, ist die Hoffnung auf ein Auto, das seinem Potential endlich gerecht wird. Stellt Mercedes kommendes Jahr einen siegfähigen Boliden hin, können sich die Fans freuen - dann gibt es einen deutschen Zwei- oder Dreikampf um den Titel.