PRO: Noch im grünen Bereich

von Stephan Heublein

"Wir wollen ja mehr Rennen", sagt Ross Brawn. Denn mehr Rennen bei weniger bis gar keinen Testfahrten bedeuten mehr Gegenwert für die zahlenden Partner und Sponsoren, mehr Action für die mitfiebernden Fans und mehr Einnahmen für die teilnehmenden Teams und nicht zuletzt Bernie Ecclestone.

Statt abertausende Kilometer bei Testfahrten vor leeren Rängen abzuspulen und dabei zigtausend Euro zu verbrennen, bedeuten 20 Rennen auch ebenso oft Training, Qualifying und Rennen für die Fans an der Strecke und vor dem Fernseher. Gleichzeitig ermöglicht es die Aufnahme neuer Strecken in den Kalender, ohne Traditionskurse aus diesem zu streichen.

Mehr Rennen, weniger Tests - die Fans freuen sich darüber, Foto: Sutton
Mehr Rennen, weniger Tests - die Fans freuen sich darüber, Foto: Sutton

Irgendwann ist natürlich jede Sättigungsgrenze erreicht. Eine Formel-1-Saison mit 40 Rennen im Wochentakt wie in der NASCAR Serie wäre garantiert des Guten zu viel. Aber mit 20 Grand Prix pro Jahr sinnvoll über einen längeren Zeitraum von Anfang März bis Mitte November verteilt kann sich der F1-Zirkus sicher arrangieren.

Für die Mechaniker wird es ein Rotationsprinzip geben, so dass sie nicht alle Rennwochenenden mitmachen müssen und für die Ingenieure wird es einen Freizeitausgleich abseits der Wochenenden in der Fabrik geben. Nur die Teambosse müssen bei jedem Rennen dabei sein. Aber sie führen ja ohnehin nicht gerade das schlechteste Leben...

CONTRA: Das Rad überdreht

von Kerstin Hasenbichler

Mit 20 Rennen ist der Rennkalender 2011 der Längste in der Geschichte der Formel 1. Die Saison startet am 13. März in Bahrain und endet am 27. November in Brasilien - so spät wie seit 1963 nicht mehr. "20 ist eine runde Zahl und leichter zu merken", freut sich Bernie Ecclestone. Doch viel mehr als eine Gedächtnisstütze hat die Zahl 20 nicht zu bieten. Den F1-Fans steht zwar die längste Saison bevor, doch kaum die Spannendste.

Mehr als 20 Rennen? Bald schauen nur noch Vogelscheuchen zu..., Foto: Sutton
Mehr als 20 Rennen? Bald schauen nur noch Vogelscheuchen zu..., Foto: Sutton

Statt alte Klassiker wieder zu beleben, baut Hermann Tilke einen Retortenkurs nach dem Anderen. Vielfalt, Abwechslung und Herausforderung findet man kaum. Zudem zehren die zahlreichen Überseerennen nicht nur an den Kräften der Piloten, sondern auch an den Kräften der anderen Teammitglieder.

Zwar bleibt die August-Sommerpause erhalten, dafür gibt es aber gleich vier back-to-back-Rennen, die den Ingenieuren kaum Zeit lässt, die Autos richtig vorzubereiten. Zwei Rennen in einer Woche bedeutet für die Jungs in der Box eine echte Herausforderung.

Selbst die Teamchefs, die mehr Rennen begrüßen, müssen eingestehen, dass man eine kritische Phase in Sachen Personal erreicht. In Zeiten der Testteams hatten die Teams sofort einen Ersatz, wenn jemand krank oder verletzt war - aber das ist nicht mehr der Fall. Zudem stellt die lange Saison eine Zerreißprobe für die Teammitglieder dar. Sie alle haben Familien und 20 Rennen im Jahr bedeutet für sie, kaum Zeit für das Privatleben - und im Gegensatz zu den Piloten können sie ihre Liebsten nicht jedes Rennen einfliegen lassen.

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