Am 28. Oktober wird Bernie Ecclestone 80 Jahre alt und kann dann auf ein Leben zurückblicken, das zwar auch von Schicksalsschlägen, jedoch viel mehr von Erfolg gekrönt war. An die schweren Zeiten erinnert er sich allerdings nicht gerne, so will der Brite nicht über den Krieg reden, in dem er aufwuchs und versuchte, mit Kartoffeln oder Äpfeln Geld zu verdienen, die er auch während der Bombenangriffe pflückte. "Ich war nicht in der Schule. Über uns auf dem Feld eines Tages wieder diese Flieger - plötzlich hörte ich keine Motoren mehr. Ich schaute nach oben. Und erschrak. Ganz nah neben mir schlug so ein Bomber auf. Viele Tote. Ich hatte Glück, dass ich nicht getroffen wurde. Einfach nur Glück", erzählte Ecclestone gegenüber der Bild am Sonntag.

Doch die schweren Zeiten gingen vorbei und er verdiente relativ jung bereits sehr viel Geld. Das hat sich bis heute nicht geändert, doch auf dem Erfolg ausruhen will sich Ecclestone noch lange nicht. "Wenn ich aufhöre zu arbeiten, kann ich keine Probleme mehr lösen. Und wenn ich das nicht mehr kann, ist das der Anfang vom Sterben. Also arbeite ich. Und ich arbeite gern." Zu Anfang verdiente er sich damit Geld, dass er gebrauchte Autos und Motorräder verkaufte. Zudem träumte er davon, Rennfahrer zu werden, doch er merkte schnell, die Geschäfte lagen ihm mehr als das Fahren.

Möglichkeiten wahrgenommen

Vorbilder hatte er dabei allerdings nie. "Man kann nicht sagen: Ich will sein wie der und der. Sonst hätte ich wie Robert Redford sein wollen. Ich habe immer gewusst: Diese und jene Aufgabe kann ich mir zutrauen, also habe ich es gemacht. Aber ich hatte auch Glück, dass ich Möglichkeiten bekommen habe. Ich habe sie nur wahrgenommen. Mehr nicht", sagte Ecclestone. Das wäre anscheinend auch sein Rat an alle: nicht nur sagen, man hätte dieses oder jenes tun können, sondern man sollte es auch tun, wenn man es will. "Und noch etwas ist wichtig: Du kriegst nur etwas, wenn du etwas von dir gibst. Ich habe viel von mir und meinem Leben gegeben, vielleicht habe ich auch deshalb viel zurückbekommen. Die Leute heute wollen alle nur nehmen und vergessen, etwas zu geben."

Jochen Rindt stand Bernie Ecclestone sehr nahe, Foto: Sutton
Jochen Rindt stand Bernie Ecclestone sehr nahe, Foto: Sutton

Und Ecclestone gibt gerne, auch wenn er das nicht an die große Glocke hängt. So ließ er während des Kosovo-Kriegs im Krisengebiet ein Krankenhaus bauen oder übernahm die Behandlungskosten einer an Brustkrebs erkrankten Sekretärin. Aber trotz des Erfolgs hat ihm das Leben auch einiges wieder genommen. Nicht nur die Kindheit war hart, auch danach trafen ihn Schicksalsschläge. Etwa 1958, als sein Kumpel Stuart Lewis-Evans nach einem Feuerunfall beim Marokko GP aufgrund von Behandlungsfehlern verstarb. Später freundete er sich gut mit Jochen Rindt an, nur um erleben zu müssen, wie der Österreicher 1970 in Monza starb. Carlos Pace fuhr 1977 für Ecclestones Brabham-Team und stürzte mit dem Flugzeug ab, 1986 verunglückte Elio de Angelis in einem Brabham. Und auch Ayrton Sennas Tod 1994 nahm den Briten sehr mit.

Ich will arbeiten

Auch deswegen will Ecclestone nicht zu viel nach hinten schauen, sondern lieber nach vorne. Und dort liegt weiter seine Leidenschaft, die gleichzeitig seine Arbeit ist. Geld, Macht und Erfolg sind ihm dabei nach eigenen Aussagen nicht so wichtig. "Die meisten Leute werden das nicht glauben. Ich sage: Materielle Dinge sind vergänglich. Was glauben Sie, warum ich hier sitze und Hunderte Probleme lösen muss? Weil ich es will. Ich will arbeiten, gut arbeiten. Und wenn man das will, dann kommt auch das Geld ganz nebenbei dazu", sagte Ecclestone. Wobei er auch zugeben musste, dass es genug Leute gibt, die viel Arbeiten und nicht reich werden. "Weil diese Menschen nicht das Glück hatten, solche Möglichkeiten geboten zu bekommen wie ich."

Ungeachtet dessen hat sich Ecclestone einen recht nüchternen Blick auf das Leben bewahrt, der durchaus philosophische Ansätze hat. "Jeder Geschäftsmann, der voraussagt, wie die Welt in drei Jahren tickt, der lügt. Wir wissen nur, dass es Probleme und Katastrophen geben wird, solange es Menschen gibt. Die Welt ist okay, es sind nur die Menschen, die für Probleme sorgen", erklärte er. Dennoch wird es wieder ein Mensch sein müssen, der die Geschicke der Formel-1-Vermarktung übernimmt, wenn Ecclestone einmal nicht mehr ist. Wer sein Nachfolger werden soll, ist für ihn einfach erklärbar: "Ein anderer Gebrauchtwagenhändler."

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