Startplatz sieben bei deinem Jubiläumsrennen - happy?
Rubens Barrichello: Es war ein sehr gutes Qualifying, auch für die Zuschauer sicher ein sehr emotionsreiches - das ist ja unter solchen Bedingungen fast immer so, wenn es halb nass und halb trocken ist. Wir haben es wieder ins Q3 geschafft, was immer eine sehr knappe Angelegenheit ist. Im Q3 hatte ich keinen neuen Satz weiche Reifen mehr - und das Team hat mich gefragt, ob ich lieber neue harte oder alte weiche haben will. Und ich habe mich für hart und neu entschieden, mich nur noch mal rückversichert, dass das keine Probleme für das Rennen geben könnte. Ich denke, ich habe auch eine optimale Runde hingekriegt, das war meine beste Zeit überhaupt an diesem ganzen Wochenende - und besser, als ich es mir erhofft hatte.

Im Q2 bist du mit der letzten Runde gerade noch ins Q3 reingerutscht, obwohl die beiden ersten Sektorzeiten gar nicht so toll waren. Wie ging das denn?
Rubens Barrichello: Die Reifen waren nicht mehr optimal, in der ersten Runde hatte ich Verkehr, ich musste dann in der zweiten anfangs ein bisschen auf die Reifen aufpassen, musste zwar pushen, aber doch nicht zu sehr, so dass es am Ende auch noch gehen würde. Ich glaube, ich habe mich quasi im Laufe der Runde immer mehr gesteigert. Es war knapp, aber das sind halt Situationen, in denen eine gewisse Ruhe und Selbstvertrauen wichtig sind.

Erwartest Du ein Chaosrennen?
Rubens Barrichello: Na ja, die Regenwahrscheinlichkeit ist 60 Prozent - und wenn es wie heute innerhalb einer Stunde mehrfach anfängt zu regnen, dann wieder aufhört, dann wird es sicher ein ziemliches Durcheinander. Das einzige, worauf wir - das heißt vor allem die Rennleitung - achten müssen, ist, dass wenn alle mit Slicks draußen sind und dann so ein Platzregen kommt, möglicherweise eine rote Flagge wirklich die einzige Lösung ist. Sonst kann es einfach zu gefährlich werden. Davon einmal abgesehen, sind solche Rennen doch immer sehr aufregend und gut.

Heute war das Quali eher trocken, morgen ist die Regenwahrscheinlichkeit wieder hoch - wie stimmt man da sein Auto ab?
Rubens Barrichello: Jeder sitzt im gleichen Boot. Aber der entscheidende Punkt ist der - heute ist der Unterschied zwischen einer Regen- und einer Trockenabstimmung gar nicht mehr so groß. 1993, als ich anfing, da lag der bei etwa 20 Prozent, heute sind es noch maximal ein bis zwei Prozent. Wir Fahrer haben mehr und mehr gelernt, auch im Nassen mit einer Trockenabstimmung zu fahren und die Autos haben sich auch in diese Richtung entwickelt. Auch wenn es regnet, fahren heute alle mit sehr, sehr wenig Flügel. Allerdings gibt es immer noch einige, die damit besser zurecht kommen, andere eher schlechter.

Reifenknappheit

Das Thema Reifenknappheit - besonders bei den Intermediates - beschäftigt alle: Deshalb die Frage an den neuen Präsidenten der GPDA: Müsste man da im Reglement generell mal etwas überdenken?
Rubens Barrichello: Wenn man mehr Reifen zulässt, hat man sicher die Autos mehr auf der Strecke. Heute früh sind zum Beispiel einige lange nicht gefahren, nur um Reifen zu sparen. Aber grundsätzlich möchte ich mal sagen, dass sich durch meine Wahl zum GPDA-Präsidenten für mich an meiner Haltung zu bestimmten Dingen nichts geändert hat. Ich war immer jemand, der seine Meinung gesagt hat, Vorschläge gemacht hat - auch aus der zweiten oder dritten Reihe. Ich war immer einer, der viel geredet hat (lacht). Dass ich jetzt sozusagen an vorderster Front stehe, ändert da nichts. Die GPDA soll immer eine Diskussionsplattform zwischen uns Fahrern sein. Ich bin nicht derjenige, der sich jetzt auf die Brust klopft und sagt, das und jenes muss geändert werden. Ich mache weiter Vorschläge, wir reden darüber, wie über alles andere auch. Wenn die anderen, die mich ja in diese Position gewählt haben, sagen, dass ich mit bestimmten Wünschen oder Forderungen nach außen gehen soll, dann werde ich das aber natürlich tun.