Knock, knock, Adrian. Neo aus dem Film "Matrix", der die Welt durch eine Masse von grünen Zahlen vor seinen Augen sieht, könnte durchaus Adrian Newey nachempfunden sein. "Adrian hat ein Talent dafür, Dinge vor ihrer Zeit zu entdecken. So sind Genies: Sie sehen etwas, was andere nicht sehen", sagte Mark Webber über Newey.

In der Formel 1 hat es viele bunte Designer-Vögel gegeben, aber nur wenige haben effektivere Siegautos gebaut als er. Schon in seiner Kindheit war Newey von Autos fasziniert. Für ein Kart fehlte dem Engländer das nötige Kleingeld, also kaufte er sich alte Maschinen und tunte sie zu konkurrenzfähigen Rennern, indem er technische Änderungen vornahm.

Mit Stift und Papier brachte Newey seine Meisterstücke zum Leben - damals wie heute. In der Schule war der Engländer hingegen mittelmäßig. Mit 16 verließ er die berühmte Repton School und besuchte das örtliche Leamington Spa-College. Mit dem Diplom in der Hand ergatterte Newey einen Platz an der Southampton Universität, wo er Aeronautik und Astronautik studierte.

Newey arbeitet gerne mit Stift und Papier, Foto: Sutton
Newey arbeitet gerne mit Stift und Papier, Foto: Sutton

Bereits während des Studiums begann seine Karriere im Motorsport - zunächst beim Fittipaldi-Team in der Formel 1, später bei March als Renningenieur in der Formel 2. Gleich sein erstes Projekt, der March GTP, gewann einige Rennen. Ende der 80er Jahre wurde Newey als Technischer Direktor für March in der Formel 1 aktiv. Als 1990 Leyton House den in finanzielle Nöte geratenen Rennstall übernahm, blieb Newey im Team - vorerst. Denn nach zwei erfolglosen Jahren setzte man Newey vor die Tür. Patrick Head wusste um das Können des Engländers und nutzte die Gelegenheit, um ihm einen Job anzubieten.

Zwischen 1991 und 1997 gewann das Gespann Williams/Newey 58 Grand Prix, vier Fahrertitel und fünf Konstrukteurstitel. Als es in der Beziehung zu kriseln begann, wechselte das Designgenie zu McLaren Mercedes und holte erneut zwei Fahrertitel und einen Konstrukteurstitel. 2006 wurde es für Newey Zeit für eine Veränderung. Mit Red Bull war diese schnell gefunden und mit dem RB5 gelang dem Engländer wieder ein Geniestreich. Nach all den Jahren gilt der 51-Jährige immer noch als Enthusiast, wenn es um den Motorsport geht.

Adrian Newey wirft einen Blick auf die Konkurrenz, Foto: Sutton
Adrian Newey wirft einen Blick auf die Konkurrenz, Foto: Sutton

2007 nahm er am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil, wo er mit seinem Team im Gesamtklassement auf Platz 22 und in ihrer Kategorie auf Rang vier landete. Von seinem Team bekam er einen Red Bull RB5 als Anerkennung für seine Leistungen geschenkt. Beim Goodwood Festival of Speed gab er in diesem Jahr sogar selbst in seinem Auto Gas. Weniger erfolgreich verlief ein Gaststart in der BTCC in der Sommerpause: Nach einem heftigen Crash musste Newey sogar ins Krankenhaus.

Wer Newey das erste Mal trifft, würde dem ruhigen und oftmals schüchtern wirkenden Mann kaum diese Leidenschaft zutrauen. Aber sie ist da und mit der gleichen Leidenschaft, mit der er Siegautos in der Formel 1 baut, fährt er in historischen Autos selbst Rennen - oder verwüstet bei diversen Partys mit Donuts den Rasen von Teamchef Christian Horner.

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