Es liegt an den Reifen. Wann immer Michael Schumacher, Felipe Massa, Tonio Liuzzi & Co über ihre Probleme in dieser Saison sprechen, kommt relativ bald das Thema Reifen zur Sprache. Die Konstanz und die Charakteristik der neuesten und letzten F1-Reifengeneration von Bridgestone macht den Fahrern mehr zu schaffen, als ihnen lieb ist.

Die große Hoffnung heißt Pirelli. Mit dem neuen Einheitsreifenhersteller bis 2013 werden die Karten in der nächsten Saison neu gemischt. Ob das wirklich der Heilsbringer für die klagenden Piloten sein wird, bleibt abzuwarten. Auch Schumacher betont: "Noch steht in den Sternen, ob uns die aktuellen Erkenntnisse dann weiter helfen werden."

Pirelli genoss früher nicht den besten Ruf, Foto: Pirelli
Pirelli genoss früher nicht den besten Ruf, Foto: Pirelli

Schumacher fuhr 1991 bei Benetton schon einmal kurz mit Pirelli-Reifen, die aber nicht vergleichbar sind mit den neuen Reifen für 2011. Auch auf zwei Rädern fuhr Schumacher Tests für die Italiener. "Es könnte interessant werden", betont er. "Es ist eine neue Herausforderung für uns alle, es erfordert ein neues Verständnis für die Reifen."

Keine Wettbewerbsgleichheit?

Früher hatte Pirelli durchaus den Ruf, nicht unbedingt die besten und gleichwertigsten Reifen zu liefern. In dieser Vergangenheit sieht Christian Danner das größte Sprengstoffpotenzial für das neue Jahr. "Es wäre gemein zu behaupten, dass Pirelli es nicht schafft, in der Qualitätskontrolle gleichwertige Reifen zu machen", verriet Danner gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Aber in jeder Meisterschaft, in der Pirelli Alleinausstatter war, war es der Fall. Vielleicht ist es in der Formel 1 anders, aber was ich mit Pirelli miterlebt habe, ist sagenhaft. Peter Collins von Benetton hat mir damals Geschichten erzählt, da greift man sich nur mehr an den Kopf."

Pirelli-Reifenchef Paul Hembery beschwichtigt die Negativmeldungen. Zwar streitet er nicht ab, dass es dieses Problem früher gegeben habe, aber durch die Regeländerungen und neuen Technologien sei dies kein Thema mehr für 2011. Damit es auch ja nicht zu Problemen kommt, bestreitet Pirelli in den kommenden Wochen sechs Reifentests mit einem 2009er Boliden und einem noch nicht offiziell bestätigten Testfahrer.

Bekannte Größen

Nick Heidfeld wird die neuen Pirelli-Pneus testen, Foto: Sutton
Nick Heidfeld wird die neuen Pirelli-Pneus testen, Foto: Sutton

Das Auto wird aller Voraussicht nach ein Toyota TF109 sein. Zwar steht in Köln-Marsdorf auch der neue TF110, den Stefan GP kaufen wollte und der nie zum Einsatz kam, doch wäre ein ungetestetes Auto für die Reifentests zu riskant. Außerdem könnte sich HRT die Rechte für den Boliden für 2011 sichern - sollte das Team genügend Geld auftreiben können. Mit dem TF109 kann Pirelli beruhigt testen, ohne dass die bestehenden F1-Teams Angst haben müssen, ein anderer Rennställe würde mehr Daten erhalten als sie selbst.

Genau aus diesem Grund ist auch die Fahrerfrage heikel: Aktive Piloten und Testfahrer der zwölf F1-Teams kommen nicht in Frage. Toyota hätte gerne seinen Zögling Kazuki Nakajima im Auto gesehen, doch schon bald dürfte Mercedes-Testfahrer Nick Heidfeld als Pirelli-Testfahrer bestätigt werden. Der Deutsche besitzt genügend Erfahrung, um den Italienern wichtigen Entwicklungsinput zu geben. Bevor er offiziell seine Arbeit aufnehmen kann, muss jedoch sein Vertrag als dritter Mann bei Mercedes gelöst werden - sonst könnte bei der Konkurrenz der Verdacht eines Wissensvorsprung für die Silbernen entstehen.

Zukunft beginnt in Abu Dhabi

Mit den GP3-Reifen sammelte Pirelli wichtige Erfahrungen, Foto: GP3 Series
Mit den GP3-Reifen sammelte Pirelli wichtige Erfahrungen, Foto: GP3 Series

Pirelli liefert wie aktuell Bridgestone vier verschiedene Trocken-Reifenmischungen und zwei Regenreifenmischungen, die im Entwicklungszentrum in Mailand entwickelt und in der Reifenfabrik im türkischen Izmit hergestellt werden. Dort produziert Pirelli bereits die Reifen für die Rallye-WM sowie GP3 und ab nächstem Jahr auch die Formel-1- und GP2-Reifen.

Der erste Test der neuen GP2-Reifen verlief positiv. Da die Reifen die gleichen Dimensionen haben wie die F1-Variante ließen sich bereits erste Informationen davon ableiten. Auch einige der europäischen Strecken kennt Pirelli durch sein GP3-Engagement in diesem Jahr. Die zwölf F1-Teams werden nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi im November zum ersten Mal mit den neuen Reifen ausrücken. Die ersten beiden Testtage finden noch als Nachwuchsfahrertesttage auf Bridgestone-Reifen statt, nach einem Tag Pause geht es dann für zwei Tage mit den neuen Pirelli-Pneus auf die Bahn. Dann wird sich zeigen, was die neue Reifen-Ära wirklich bringt.