Die schwärzeste Runde seiner Karriere dichteten die britischen Experten Michael Schumacher in Montreal an. Den Deutschen lässt diese Kritik kalt. "Das nehme ich ehrlich gesagt nicht ernst", erwiderte Schumacher in Valencia. Er teile die Formel 1 in zwei Teile: einer sei der Sport, einer das Show-Business. "Diese Kritik ist für mich Show-Business, denn sie ist nicht realistisch."

Der Grund ist ihm klar. "Es bringt eben manchmal Aufmerksamkeit, wenn man mich kritisiert", sagt Schumacher. "Mir wäre es auch lieber, wenn es das nicht gäbe, ich nicht Fragen dazu beantworten müsste, aber realistisch gesehen ist es nicht der Fall."

Hauptproblem: Reifen

Einer der wichtigsten Gründe für seine Probleme sind die Reifen. Diese müsse das Team verstehen. Im Rennen laufe es ganz gut, aber im Qualifying könne Mercedes GP noch nicht das Optimum aus den Reifen herausholen. "Ich habe nicht verlernt, wie man fährt", betont er. "Und ja, man kann sich immer verbessern. Das war schon so, als ich 91 Rennen und 7 WM-Titel gewonnen habe. Da habe ich immer darüber nachgedacht, wie ich mich weiter verbessern konnte."

Neben Schumacher leiden auch andere Fahrer unter dem Reifenphänomen. "Ich höre das von vielen Seiten in der Boxengasse und viele Fahrer verstehen nicht, was sie in bestimmten Situationen tun müssen", erklärt er. Nico Rosberg und er hätten viel mit den Reifen ausprobiert. "Aber es scheint nicht in unserer Hand zu liegen", sagt Schumacher. Die Fahrer hätten darauf keinen Einfluss.

Trotzdem: "Wenn wir das Reifenthema in den Griff bekommen, kann Nico noch eine wichtige Rolle im Titelkampf spielen." Auch in der Teamwertung gehe es noch um einiges. "Es gibt also keinen Grund aufzugeben." Das sei auch wichtig, um die richtigen Lehren für 2011 zu ziehen. "Sonst macht man da wieder die gleichen Fehler", mahnt Schumacher. "Klar wird irgendwann der Punkt kommen, an dem man entscheiden muss, wie viel Fokus man auf das diesjährige Auto legt, aber dafür ist es noch zu früh. Das wäre der falsche Schritt."

Fragezeichen: Pirelli

Über der neuen Saison schweben dennoch Fragezeichen. Mit Pirelli tritt ein neuer Reifenhersteller auf. "Das bietet Möglichkeiten, Fehler zu machen", mahnt Schumacher. "Diese müssen wir vermeiden. Ein kleines Risiko ist aber sicher dabei."

Das war schon bei seinem Comeback der Fall. Er selbst ist mit seiner Leistung in der ersten Saisonhälfte zufrieden. "Natürlich hätte einiges besser sein können und ich habe Fehler gemacht, aber insgesamt glaube ich nicht, dass viele Leute auf der Welt mit 41 Jahren nach drei Jahren Pause zurückkommen und auf diesem hohen Level mitfahren könnten."

In Valencia sollen neue Teile den Silberpfeil schneller machen, damit Schumacher das nächsthöhere Level anpeilen kann. "Das war Upgrade war eigentlich für später in dieser Saison geplant", verrät Schumacher. "Aber in der Formel 1 pusht man immer, die Jungs haben sich gestreckt und ein aerodynamisch verbessertes Aeropaket gebracht." Jetzt müsse das Team herausfinden, was es auf der Strecke bringt und ob es von den Reifenproblemen in Montreal etwas gelernt habe, um in Valencia ein besseres Ergebnis einzufahren.