Das Formel-1-Rennen in Kanada bot pure Unterhaltung und so viele Überholmanöver wie schon lange nicht mehr. Das brachte einige Mitglieder des Paddocks zum Nachdenken, immerhin muss es ja einen Grund gehabt haben, warum auf der Strecke auf einmal so viel Action zu sehen war. Der gemeinsame Nenner, den alle fanden, waren die Reifen und daher regten auch mehrere leitende Mitarbeiter aus Formel-1-Teams an, genau zu analysieren, was Kanada für eine Verbesserung der Show vorgezeigt hatte.

"Es gab da diesen Mythos, dass die Aerodynamik die Wurzel allen Übels wäre - aber in Kanada konnte man recht deutlich sehen, dass die Reifen viel mehr Einfluss darauf haben, ob die Autos gegeneinander kämpfen können. Eigentlich könnte man nun sagen, sie haben wohl einen größeren Einfluss als die Aerodynamik", sagte Red Bull Teamchef Christian Horner gegenüber Autosport. Ähnlich sah es Lotus-Technikchef Mike Gascoyne, der anregte, dass das Reifen-Reglement so verfasst werden sollte, dass eine der verfügbaren Reifenmischungen nur sehr schwer zu handhaben ist.

Ein schwieriger Reifen

"Wenn man die Reifenregeln danach schreiben würde, wie die Rennen zu sein haben, so wären sie gemacht wie in Kanada. Man hätte sich verändernde Strategien, Überholen und viel Aufregung. Das war genau das, was die Formel 1 braucht und es hat bewiesen, dass das Argument, ein Reifen müsse schwierig sein, ein starkes ist", erklärte Gascoyne. Er verwies darauf, wie unterschiedlich die Teams die Reifen eingesetzt hätten. So waren am Start einige mit den superweichen unterwegs und andere, wie Lotus, am Ende. "Petrov stoppte fünf Runden nach uns, er holte stark auf und wir dachten, wir hätten Probleme - aber als er aufgeschlossen hatte, hatten seine Reifen nachgelassen und wir konnten uns verteidigen. Das war gutes Racing."

Für McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh war Kanada einfach der Beweis dafür, dass mit dem aktuellen Reglement der Formel 1 nicht so viel falsch ist, denn auch vorher hatte es dieses Jahr schon ein paar aufregende Rennen gegeben - wobei dort auch das Wetter eine Rolle spielte. "Viele Leute wollen Negatives schreiben, aber wir hatten nun sieben fantastische Rennen", sagte er und sah den Saisonstart in Bahrain als Ausnahme. "In der Türkei hatten wir nach 40 Runden vier Autos innerhalb von drei Sekunden - und es gab viel Druck. Dann hatten wir Kanada. In der Formel 1 soll man sich nicht dicht folgen und überholen können - aber Kanada war ein tolles Rennen. Wir hatten Glück und haben dieses Jahr ein paar Renn-Klassiker gesehen", sagte Whitmarsh.