1. - S wie Startaufstellung

Im achten Qualifying der Saison ist die Pole-Serie von Red Bull gerissen: Lewis Hamilton sicherte sich zum dritten Mal die Pole Position in Kanada, wo er 2007 auch seinen ersten Grand Prix Sieg feierte. Ein bisschen mitgeholfen hat Red Bull aber erneut: Erstens bekam Sebastian Vettel keine perfekte Runde auf die Reihe, zweitens entschied sich das Team bewusst dafür, mit den harten Reifen ins Q3 zu gehen. Diese müssen Mark Webber auf Platz 2 und Vettel auf 3 auch zu Beginn des Rennens aufziehen. Die McLaren müssen mit den weichen Reifen starten.

"Ich freue mich, dass Mark und ich diese Positionen mit dem aus meiner Sicht richtigen Reifen geholt haben", sagte Vettel. "Das Training gestern hat gezeigt, dass der weiche Reifen nur schwer länger als ein paar Runden hält."

Neben den Red Bull setzt auch Robert Kubica auf die harten Reifen. Die Überraschung des Qualifying war Tonio Liuzzi. Er fuhr zwar die weiche Mischung, aber auf einem Force India - und den stellte er auf den sechsten Startplatz hinter die beiden McLaren, die zwei Red Bull und Fernando Alonso auf Platz 4. Der Spanier rechnet sich im Rennen durchaus Chancen auf einen Podestplatz.

Für Mercedes GP war im Qualifying nichts zu holen. Das Auto funktionierte bei den gestiegenen Temperaturen und mit wenig Sprit im Tank nicht mehr so gut wie auf den Long Runs bei kühleren Temperaturen am Freitag und Samstagvormittag. So kam Nico Rosberg nur auf Platz 10, Michael Schumacher schied sogar schon im Q2 aus. Er startet von Platz 13.

2. - S wie Start

In Montreal geht es schon mal drunter und drüber, Foto: Sutton
In Montreal geht es schon mal drunter und drüber, Foto: Sutton

Der Start war auf dem Circuit Gilles Villeneuve schon immer heikel. Mehr als nur einmal landeten Autos im Kiesbett der ersten Kurve. Besonders gefährdet sind die beiden Mercedes-Piloten, die mitten im Pulk starten. Besser hat es Sebastian Vettel, der als Dritter noch halbwegs freie Fahrt und Sicht hat. Die möchte er wenn möglich schnellstens weiter verbessern.

"Ich sollte einen guten Start haben, weil ich auf der Innenseite stehe", glaubt der Red-Bull-Pilot. Der erste Fahrer, den es für ihn zu überholen gilt, ist ein alter Bekannter: sein Teamkollege Mark Webber. Mit ihm ist Vettel bekanntlich vor zwei Wochen in Istanbul aneinander geraten. In Malaysia hat er es beim Start schon einmal geschafft, Webber auszutricksen.

3. - S wie Strecke

Der Circuit Gilles Villeneuve ist ein Straßenkurs - es geht eng an Mauern vorbei, auf Straßen, die nur einmal im Jahr für dieses Rennen befahren werden. Das bedingt wenig Grip, gerade in den neuasphaltierten Bereichen. Ähnliche Probleme wie in der Vergangenheit, als der Asphalt aufbrach, müssen in diesem Jahr aber wohl nicht befürchtet werden.

Dafür gibt es einige Überholstellen. Eine am Ende der langen Geraden vor Start-Ziel, bevor es in die Schikane zur Wall of Champions geht, und eine vor der Haarnadel, die allgemein hin als die beste Überholstelle des Kurses gilt. "Die Bremszone zur 180-Grad-Kehre ist die einzig wirkliche Überholmöglichkeit auf einer Runde", erklärt Robert Kubica.

"Am besten fährst du die Haarnadel wie ein "V". Das heißt, du gehst am Kurveneingang einen Kompromiss ein, um am Ausgang eine gute Linie mit viel Traktion zu haben, um auf die lange Gerade zu beschleunigen."

4. - S wie Safety-Cars

20 Mal rückte in den zehn Jahren zwischen 1998 und 2008 das Safety Car auf der Ile de Notre Dam aus. "Die Streckenbegrenzung ist sehr nah, auch kleine Fehler können daher große Folgen haben", bestätigt Kubica. Nicht nur in der Wall of Champions, sondern auch in Kurve 3 und 4 ist mit Mauerkontakt zu rechnen. Die potenziellen Safety Car Phasen können die Strategien der Teams durcheinanderwirbeln und immer wieder für neue Wendungen sorgen. Gleichtzeitig ist die Ausfallrate durch Unfälle, aber auch technische Defekte (etwa durch die extreme Belastung für die Bremsen und Motoren) sehr hoch. Sebastien Buemi weiß: "Wenn man ankommt, holt man meistens Punkte."

5. - S wie Strategie

Die Boxengasse in Montreal ist nur 400 Meter lang und ohne Standzeit in 14,1 Sekunden durchquerte. Die schnelle Einfahrt ermöglicht Blitzboxenstopps. Das könnte den Teams im Rennen helfen, denn erstmals in diesem Jahr könnte es mehr als einen planmäßigen Reifenwechsel geben. Selbst Bridgestone bezweifelt, dass es eine Einstoppstrategie geben wird.

Die Situation ist eindeutig: die weiche Reifenmischung war auf einer Runde ein paar Zehntel schneller, baut jedoch schon nach wenigen Runden stark ab. Das Graining an den Hinterreifen und die starke Abnutzung lassen die Rundenzeiten teilweise um mehrere Sekunden ansteigen. Die harte Reifenmischung hält deutlich länger, war dafür im Qualifying aber etwas langsamer.

Umso mehr Chancen rechnen sich Webber, Vettel und Kubica in der Anfangsphase des Rennens aus. Denn da können sie mit ihren harten Reifen entweder besser angreifen, wenn die weichen Reifen der Konkurrenten schon nach wenigen Runden Performance einbüßen, oder aber so lange mit dem Stopp warten, bis sie die weichen Reifen nur noch am Ende einsetzen müssen, wenn die Strecke bereits mehr Grip besitzt und die weichen Pneus nicht mehr so stark abbauen.

Einen Strich durch die Rechnung machen könnte das Safety Car. Die Wahrscheinlichkeit einer Safety-Car-Phase ist in Montreal erwiesenermaßen hoch. Sollte es gleich in der Anfangsphase oder am Start krachen und der Mercedes Flügeltürer von Bernd Mayländer ausrücken müssen, könnten die Fahrer mit weichen Reifen an die Box kommen und die härtere Mischung aufziehen lassen. Dann wäre der Vorteil der anderen Reifenwahl für das Trio verwirkt.

Das Safety Car könnte öfter zum Einsatz kommen, Foto: Mercedes GP
Das Safety Car könnte öfter zum Einsatz kommen, Foto: Mercedes GP

Es könnte aber noch zu ganz anderen Strategiespielchen kommen, wenn die abgefahrenen harten Reifen der Spätstopper gegen die frischen harten Reifen der früheren Stopper gegenhalten müssen. "Du kannst fahren weich-hart-hart oder hart-weich oder hart-hart-weich oder hart-weich-hart", erklärt Christian Danner. "Der größte Unterschied wird beim ersten Stint sein zwischen weich und hart mit vollen Tanks." An den Kommandoständen sollte also für viel Denkarbeit gesorgt sein.

6. - S wie Sonntagswetter

Seit Tagen wurde im Fahrerlager von Montreal über Regen am Samstag und Sonntag geredet. Am Samstag kam er tatsächlich, allerdings in der Nacht von Freitag auf Samstag, so dass der wenige Grip noch einmal von der Strecke gewaschen wurde. Danach blieb es trocken und so soll es auch im Rennen bleiben. Die Wetterfrösche geben vorsichtshalber aber trotzdem eine Regenwahrscheinlichkeit von 20 Prozent an, nur für den Fall.

7. - S wie Spannung

"Es wird ein lustiges Rennen, ich freue mich darauf", sagt Jenson Button. Neben den Strategien, der Reifensituation und den möglichen Unfällen könnten auch Überholmanöver für Kurzweil sorgen - denn wenn ein Reifen stark abbaut, können die Hintermänner zwangsläufig angreifen und womöglich auch überholen.

"Es wird herrlich", glaubt Christian Danner. "Der weiche Reifen hielt heute nur drei Runden und dann war er zwei, drei Sekunden langsamer. Er ging danach komplett in den Arsch. Die Strecke ist jetzt zwar besser, aber nicht genug, damit sich das dramatisch verändert. Das finde ich schon sehr spannend."

Dabei wird nicht nur um den Sieg zwischen McLaren und Red Bull gekämpft. Auch Fernando Alonso rechnet sich Chancen auf einen Podestplatz aus. "Für einen Sieg gehört noch ein bisschen mehr dazu, da braucht man zum Beispiel auch noch einen Superstart, dann eine perfekte Strategie", sagt der Spanier. Selbst Mercedes-Teamchef Ross Brawn glaubt noch an ein gutes Rennen. "Wir haben viel Potenzial", sagt er. "Wir können optimistisch sein, dank unserer guten Performance bei vollen Tanks."