Um zu verhindern, dass zu langsame Piloten an Grands Prix teilnehmen und ein Sicherheitsrisiko darstellen, wurde in der Saison 1996 die sogenannte 107%-Regel eingeführt. Dieser Regel zufolge dürfen nur Fahrer bei Rennen an den Start gehen, wenn sie im Qualifying eine Zeit setzen konnten, die innerhalb von 107% der Bestzeit lag. Da 2003 der Qualifying-Modus verändert worden war, schaffte die FIA die 107%-Regel wieder ab, weil die unterschiedlichen Benzinmengen zu starke Schwankungen der Rundenzeiten hervorriefen.
2011 führte man sie jedoch wieder ein, da mit HRT, Virgin und Lotus (heute Marussia und Caterham) drei neue Teams im Feld aufschienen, die zumeist deutlich langsamer als die Konkurrenz waren. Die Rennleitung behält es sich jedoch vor, Fahrer, die im Qualifying keine entsprechende Zeit setzen konnten, dennoch für das Rennen zuzulassen - etwa aufgrund von schlechten Wetterbedingungen oder technischen Defekten. Dazu müssen sie allerdings im Laufe des Wochenendes bewiesen haben, dass sie in der Lage sind, die nötigen Zeiten setzen zu können. Motorsport-Magazin.com stellt die Piloten vor, die bereits an der 107%-Hürde scheiterten, jedoch zum Teil die Starterlaubnis erhielten.
Charles Pic (1-Mal über 107% / 1-Mal Starterlaubnis erteilt): Pic ist das bislang letzte Opfer der 107%-Regel. Aufgrund der widrigen Bedingungen entschied man aber, ihn am Großen Preis von Großbritannien teilnehmen zu lassen.
Andrea Montermini (5/0): Der Italiener schaffte es in der Saison 1996 insgesamt fünf Mal nicht, die 107%-Hürde zu meistern, was vor allem an seinem chronisch unterfinanzierten Team Forti lag. Der Rennstall musste im weiteren Saisonverlauf daher auch die Segel streichen, da man diverse Zulieferer wie Motorenhersteller Cosworth nicht mehr entlohnen konnte. Beim letzten Grand Prix, an dem Forti teilnahm, dem Großen Preis von Großbritannien, wies Montermini im Qualifying über acht Sekunden Rückstand auf die Bestzeit auf.
Ricardo Rosset (5/0): Gemeinsam mit Montermini und Luca Badoer hält der Brasilianer den Rekord, was die Überschreitung der 107% betrifft. Erstmals scheiterte Rossett 1997 beim Saisonauftakt mit Lola daran, sich für das Rennen zu qualifizieren - es sollte der letzte Auftritt des Teams gewesen sein. Im Folgejahr stand der heute 43-Jährige bei Tyrrell unter Vertrag und verpasste es weitere vier Mal, ein Qualifying zu meistern.
Luca Badoer (5/1): Auch Luca Badoer scheiterte fünf Mal an der 107%-Klausel, jedoch wurde ihm im Gegensatz zu seinen beiden italienischen Landsleuten einmal dennoch die Starterlaubnis erteilt - 1999 gestattet die Rennleitung insgesamt fünf Piloten trotz zu langsamer Zeiten am Großen Preis von Frankreich teilzunehmen. Man ließ aufgrund des regnerischen Wetters während des Qualifyings Gnade vor Recht ergehen, sodass Badoer für Minardi starten durften. 1996 erhielt er hingegen vier Mal keine Startberechtigung, da Forti es nicht schaffte, ein entsprechendes Auto bereitzustellen.
Vitantonio Liuzzi (4/3): Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Narain Karthikeyan war er 2011 in Australien der erste Pilot, der nach ihrer Wiedereinführung an der 107%-Hürde hängen blieb. Während die Rennleitung am Saisonbeginn hart blieb, gestattete sie dem HRT-Mann in drei weiteren Fällen, am Rennen teilzunehmen.
Narain Karthikeyan (4/2): 2011 durfte Karthikeyan nicht am Saisonauftakt in Australien teilnehmen, während er in Monaco trotz fehlender Zeit an den Start gehen konnte. Ein Jahr später wiederholte sich das Schauspiel, wieder musste er beim ersten Rennen zusehen und erhielt in Spanien eine Ausnahmegenehmigung.
Giovanni Lavaggi (3/0): Der Minardi-Pilot versäumte es in seiner kurzen Formel-1-Karriere drei Mal, sich für ein Rennen zu qualifizieren. Lavaggi, der das Cockpit 1996 im Saisonverlauf von Giancarlo Fisichella übernommen hatte, schaffte jedoch immerhin bei drei weiteren Rennen in diesem Jahr den Sprung ins Starterfeld.
Alex Yoong (3/0): Nachdem Malaysia kurz vor der Wende zum neuen Jahrtausend einen Grand Prix erhalten hatte, schaffte es mit Alex Yoong drei Jahre später auch ein Bürger des südostasiatischen Landes in die Königsklasse. Dem Minardi-Piloten war jedoch das Glück nicht hold, denn gleich drei Mal konnte er sich nicht qualifizieren. Immerhin gelang ihm bei seinem Heimrennen der Sprung ins Starterfeld.
Marc Gené (2/2): Dem Spanier wurde zwei Mal die Starterlaubnis erteilt, obwohl er im Qualifying keine entsprechende Zeit setzen konnte. 1999 gestattete man ihm beim Saisonauftakt in Australien anzutreten und in Frankreich wurde dem Minardi-Piloten wie einigen weiteren Fahrern nach einem verregneten Qualifying die Lizenz zum Rennstart erteilt.
Pedro Diniz (1/1): Diniz war der erste Pilot, dem trotz Überschreiten der 107% der Rennstart gewährt wurde. Ausschlaggebend dafür war, dass der Arrows-Pilot 1997 in den Freien Trainings von Melbourne bewiesen hatte, dass er eine entsprechende Zeit zu setzen im Stande ist - auch wenn es ihm im Qualifying nicht gelang.
Tarso Marques (3/2): Dem Minardi-Piloten gelang es 2001 drei Mal nicht, innerhalb der 107% zu bleiben, dennoch gestattete ihm die Rennleitung in zwei Fällen, am Grand Prix teilzunehmen. Lediglich in Silverstone gab es keine Starterlaubnis.
Timo Glock: Sowohl in Indien 2011 als auch ein Jahr später in Valencia erlaubte man es dem Deutschen, trotz fehlender Rundenzeit am Rennen teilzunehmen.
Jérôme D´Ambrosio (2/2): Zwei Mal durfte der Belgier im Jahr 2011 am Rennen teilnehmen, obwohl er keine entsprechende Zeit setzen konnte. Bei seinem Heimrennen spielte das Wetter nicht mit und in Kanada musste er nach einem Unfall im Training das Chassis tauschen, hatte zuvor jedoch schon bewiesen, ausreichende Zeiten setzen zu können.
Enrique Bernoldi (2/1): 2001 hatte die Rennleitung mit dem Arrows-Piloten im verregneten Belgien noch Nachsehen, ein Jahr später gab es in Frankreich jedoch die rote Karte und keine Starterlaubnis.
Pedro de la Rosa (2/1): Dem Spanier gelang das Kunststück, sowohl 1999 als auch 2012 die 107%-Hürde zu verpassen. Während ihm im ersten Fall der Start zugebilligt wurde, musste er im ersten Rennen dieser Saison zuschauen - HRT konnte aufgrund mangelnder Testerfahrung keine entsprechenden Rundenzeiten vorweisen.
Vincenzo Sospiri (1/0): Das erste Formel-1-Wochenende sollte auch gleichzeitig das letzte des Italieners sein. Mit seinem Lola bliebt er 1997 in Australien deutlich hinter der Trainingsbestzeit von Jacques Villeneuve zurück und die finanzielle Schieflage seines Teams sollte ihm keinen weiteren Versuch mehr erlauben. Lola stieg bereits nach dem ersten Rennen aus der Weltmeisterschaft aus.
Damon Hill (1/1): Auch der Weltmeister von 1996 findet sich in dieser Liste, da er beim Regen-Qualifying zum Frankreich GP 1999 keine ausreichende Zeit setzen konnte. Die Rennleitung erteilte dem Jordan-Piloten jedoch aufgrund der widrigen Umstände die Freigabe.
Fernando Alonso (1/1): Der Doppelweltmeister war 2001 noch für Minardi unterwegs und scheiterte im verregneten Spa an der Hürde. Wie bei vier anderen Piloten ließ die Rennleitung jedoch Gnade vor Recht ergehen.
Toranosuke Takagi (1/1): Auch den Japaner hielt 1999 in Magny Cours das Wetter davon ab, eine entsprechende Zeit zu setzen - dennoch erhielt er die Starterlaubnis.
Jos Verstappen (1/1): Verstappen war ein weiteres Regen-Opfer des verregneten Qualifyings von Spa, durfte für Arrows jedoch am Rennen teilnehmen.
Heinz-Harald Frentzen (1/0): Der deutsche Arrows-Pilot blieb 2002 im Qualifying zum Frankreich GP wie sein Teamkollege Enrique Bernoldi deutlich über der erlaubten Zeit.
Takuma Sato (1/1): Sato verpasste es 2002 in Australien, zu Beginn des Qualifyings eine Rundenzeit zu setzen, was sich aufgrund des später einsetzenden Regens als fatal erweisen sollte. Da er in den Trainings jedoch schnell genug war, ließ die Rennleitung den Jordan-Fahrer auch am Sonntag starten.
Sergio Pérez (1/1): Perez konnte in diesem Jahr in Monaco keine Zeit setzen, erhielt aber die Starterlaubnis.
Kamui Kobayashi (1/1): Der Sauber-Pilot konnte vor einem Jahr in der Türkei im Qualifying zwar auf die Strecke gehen, aufgrund eines technischen Defekts jedoch keine Zeit setzen. Die Rennleitung gestattete ihm dennoch die Teilnahme am Grand Prix.
Nick Heidfeld (1/1): Der Renault des Mönchengladbachers fing 2011 im dritten Freien Training von Barcelona Feuer, weshalb er nicht am Qualifying teilnehmen konnte. Die Rennkommissare zeigten sich jedoch nachsichtig, da er bereits zuvor bewiesen hatte, dass er schnell genug ist.
Daniel Ricciardo (1/1): Der HRT-Pilot war im Vorjahr ein weiteres Opfer des Ardennen-Wetters, durfte aber am Rennen teilnehmen.
Rubens Barrichello (1/1): Der Brasilianer konnte aufgrund technischer Probleme 2011 in Abu Dhabi keine Zeit setzen, wurde aber zum Rennen zugelassen.
Michael Schumacher (1/1): Auch der siebenmalige Weltmeister schaffte es vor einem Jahr in Spa nicht, eine ausreichende Rundenzeit in den nassen Asphalt zu brennen, was ihn jedoch nicht an der Rennteilnahme hinderte.
Nico Rosberg (1/1): Auch Schumachers Teamkollege Nico Rosberg findet sich in dieser Liste. Aufgrund technischer Probleme konnte der Wiesbadener 2011 im Qualifying von Suzuka keine Zeit setzen, erhielt aber die Starterlaubnis.
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