Hinter mir liegt eine wirklich unglückliche Woche, angefangen beim vierten Rennwochenende der Formel 3 Euro Serie im niederländischen Zandvoort. Eigentlich war ich ja recht optimistisch, denn ich kannte die Strecke bereits vom Masters of Formula 3 - aber dann ist mir bereits im Qualifying ein Fehler unterlaufen, der mich das ganze Wochenende gekostet hat. Auf einer guten Runde kam ich neben die Strecke und habe es nur auf den 16. Platz geschafft, damit hat man auf der schnellen Strecke von Zandvoort kaum noch Chancen.

Im ersten Rennen habe ich mich noch um fünf Plätze verbessert, der zweite Lauf war jedoch schon nach fünf Metern vorbei. Vor mir hat ein anderer Fahrer seinen Motor abgewürgt und blieb stehen - während ich den wohl besten Start des Jahres hinlegte. Ich habe super reagiert und alles richtig gemacht, aber anscheinend war ich zu gut, denn mir blieb keine Zeit mehr, meinem Vordermann auszuweichen. Unsere Räder haben sich berührt, das war das Ende.

Es war ohnehin nicht meine Woche, in Spa-Francorchamps ging es sofort sehr unglücklich weiter. Wir waren schon ein paar Tage vor den Rennen da und hatten nichts zu tun, also habe ich gemeinsam mit den Mechanikern und Teamkollegen Fußball gespielt. Plötzlich kam jemand von hinten, hat mich angerempelt und umgeworfen, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Da wir auf Asphalt gespielt haben, war der Aufprall mit dem Kopf heftig und ich musste fast eine Woche ins Krankenhaus - das war nicht schön.

In Oschersleben werde ich auf keinen Fall an den Start gehen. Ich fühle mich zwar gut und denke, dass ich das Rennen fahren könnte, die Ärzte sind jedoch anderer Meinung. Nach so einem Stoß auf den Kopf braucht man einfach ein paar Tage, egal, wem so etwas passiert - Ruhe ist das oberste Gebot. Wann ich zurück in das Auto steigen kann, ist noch nicht klar.

Erinnerungen an Henry Surtees

Immerhin ist es bei mir noch so glimpflich ausgegangen, andere hatten - leider - weniger Glück. Zum Beispiel Henry Surtees, den ich vor zwei Jahren am Nürburgring kennenlernen durfte. Damals sind wir beide in der Formel BMW gefahren, ich in Deutschland und er in Großbritannien. Wir waren beide Teil des BMW Junior Kaders und dank unserer Väter hatten wir auch einige Gemeinsamkeiten. Er war ein sympathischer Kerl. Für mich und die gesamte Motorsportwelt war die Nachricht ein großer Schock.

Als Formel-BMW-Junior lernte Adrien Henry Surtees , Foto: Moy/Sutton
Als Formel-BMW-Junior lernte Adrien Henry Surtees , Foto: Moy/Sutton

Auch Felipe Massa hat am Wochenende ein Teil gegen den Helm bekommen. Man muss sich in Ruhe eine mögliche Lösung überlegen, aber das ist eine Aufgabe für die FIA. Ich habe mal die vordere Abdeckung eines Formel-Wagens verloren und gegen den Kopf bekommen. Das war zwar eine kleine Schrecksekunde, aber der Aufprall war nicht so stark, da das Teil von meinem eigenen Wagen stammte und eine ähnliche Geschwindigkeit hatte.

Wegen solchen Vorkommnissen werde ich aber nicht mit dem Motorsport aufhören, denn das ist ein Teil von mir und gibt mir Kraft. Alle Fahrer nehmen ein gewisses Risiko in Kauf, dass bei diesen Geschwindigkeiten nie Null betragen wird. Aber man kann sich überall verletzten, nicht nur auf der Strecke, wie man ja bei mir gesehen hat. Entweder man hat Glück oder weniger Glück - so ist das Leben. Warum haben wir uns zum Beispiel dazu entschieden, noch Fußball zu spielen? Hätten wir das nicht getan, wäre mich wahrscheinlich nichts passiert - aber nachher ist man immer schlauer...