Du hast dir recht viel Zeit gelassen, um über deine Zukunft zu entscheiden. Warum hast du dich für die Formel 3 Europameisterschaft und Mücke Motorsport entschieden?
Pascal Wehrlein: Dass ich für Mücke fahre, wenn ich noch einmal Formel 3 fahre, war eh klar, weil ich mit dem Team Mücke immer top zufrieden gewesen bin. Deswegen war die Teamentscheidung relativ einfach. Zur Serie gab es noch ein, zwei Alternativen, die ich aber nicht verraten darf. Wir haben uns für die Formel 3 entschieden, weil ich bislang ohnehin nur eine Saison in der Formel 3 unterwegs war, und man im zweiten Jahr doch noch viel lernen kann. Und es ist auch sicherlich besser für meine Zukunft, in der Formel 3 noch reifer zu werden.

Haben finanzielle Aspekte bei deiner Entscheidung eine Rolle gespielt?
Pascal Wehrlein: Nicht wirklich. Für andere Serien wie die Formel Renault oder die GP2 kam ich sowieso nicht in Frage. Dafür, denke ich, bin ich noch zu jung. Wenn man in solche Serien einsteigt, sollte man so reif sein, dass man schon im ersten Jahr zuschlagen kann. Daher fahre ich noch ein Jahr Formel 3, das ist für die nächsten Herausforderungen besser.

Wie hart, denkst du, wird der Konkurrenzkampf? Härter als im Vorläufer, der Formel 3 EuroSerie?
Pascal Wehrlein: Das denke ich auf jeden Fall. Es sind mehr Starter als letztes Jahr, das Ganze wurde sehr aufgewertet durch die neue Europameisterschaft. Es wird auf jeden Fall nicht einfach.

Beim Klassiker in Macau verpasste Wehrlein das Podest nur knapp., Foto: Sutton
Beim Klassiker in Macau verpasste Wehrlein das Podest nur knapp., Foto: Sutton

Im Rennkalender stehen mit Monza, Paul Ricard und Silverstone ein paar für dich neue Strecken. Wie wirst du dich auf die vorbereiten?
Pascal Wehrlein: Da mache ich mir keine Gedanken. Letztes Jahr waren auch viele Strecken neu für mich. Macau war zum Beispiel die schwierigste Strecke, die neu für mich war, und da waren wir auch gut. Für Macau war ich in einem Simulator, auf normale Strecken wie Monza oder Silverstone, wo ich die Streckenführung kenne, bereite ich mich nicht auf diese Weise vor. Man schaut nach Formel-3-Videos oder fährt sie am Computer. Zum Kennenlernen ist der Simulator an sich schon gut, um zu wissen, wie die Streckenführung aussieht, wo ein paar Knackpunkte auf der Strecke sind. Um das letzte Bisschen zu finden, fehlt es im Simulator aber, weil er nun mal nicht real ist. Wenn man in die Bande fährt, passiert nichts, also ist da ein großer Unterschied zwischen dem Simulator und der Realität.

Bist du bei beiden Formel-3-EM-Tests in Barcelona und Monza dabei?
Pascal Wehrlein: Ja, ich bin dabei. Mücke hat von zwei auf drei Autos aufgerüstet, deswegen können wir alle Tage fahren. Es sind wichtige Tage, da wir den ganzen Winter nicht gefahren sind. Da muss man sich schon wieder etwas dran gewöhnen, wieder reinkommen, damit alles läuft, alles passt und man sich wohlfühlt fürs erste Rennen.

Wie gut kennst du deine Teamkollegen Roy Nissany und Mitchell Gilbert?
Pascal Wehrlein: Roy kenne ich aus dem ADAC Formel Masters, da sind wir 2011 schon zusammen gefahren. Mitchel kenne ich nicht so gut, in Macau ist er letztes Jahr auch für Mücke gefahren, aber ich habe ihn nur das eine Wochenende gesehen.

Werfen wir schon mal einen Blick in die Zukunft: Wie könnte es für dich nach der Saison weitergehen?
Pascal Wehrlein: Schwer zu sagen, ich weiß im Moment noch nicht, wohin es gehen könnte. Mein Ziel ist die Formel 1, da will ich hin. In welche Richtung es geht, oder welche Zwischenschritte noch kommen, das muss ich noch sehen.

Du hast ja bereits bei zwei Gelegenheiten - in Estoril und Valencia - einen DTM-Boliden getestet. Was hattest du dabei für ein Gefühl?
Pascal Wehrlein: Ich glaube schon, dass ich gut unterwegs war. Es war ein ganz anderes Gefühl als im Formelfahrzeug. Der Kurvenspeed ist zum Beispiel ganz anderes, weil der DTM-Bolide doppelt so viel wiegt wie ein Formel-3-Auto. Es ist auch interessant, ein Auto mit 500 PS zu fahren. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.

Zurück zur Formel 3 Europameisterschaft: Dass dir jemand anderes den Titel wegschnappt, passiert dir diese Saison wahrscheinlich nicht noch einmal, oder?
Pascal Wehrlein: Also mein Ziel ist natürlich, nicht noch einmal Vize zu werden, aber man weiß ja nie. Ich gebe mein Bestes, es passt alles im Team Mücke. Es war auch eine Umstellung vom ADAC Formel Masters zur Formel 3, weil es eine neue Mannschaft [innerhalb des Teams Mücke] ist. Jetzt kenne ich das Team und meinen Ingenieur - jetzt können wir angreifen!