Angefangen hat alles mit der Formel 1 und da soll es am Ende auch hingehen. Als Pascal Wehrlein als kleiner Junge vor dem Fernseher saß und Mika Häkkinen anfeuerte, war ihm klar, dass er Rennfahrer werden will. Mit acht Jahren saß der Worndorfer erstmals in einem Hallenkart, ein Jahr später bekam er sein erstes eigenes Kart und drehte fortan fleißig seine Runden. Seine Eltern unterstützen ihn von Anfang an, sind bis heute bei jedem Rennen mit dem Wohnwagen dabei. Auch Schwester Sharon, die an ihrem jüngeren Bruder vor allem dessen Ehrgeiz bewundert, verfolgt bisweilen seine Rennen vor Ort.

Wehrlein feierte 2012 zehn Podestplätze in der F3 EuroSerie., Foto: cmv-sportmedia
Wehrlein feierte 2012 zehn Podestplätze in der F3 EuroSerie., Foto: cmv-sportmedia

Ab 2005 sammelte Wehrlein Titel im Kartsport und war der erste Pilot, dem es gelang, die DMV Bundesmeisterschaften in seiner Altersklasse drei Mal hintereinander zu gewinnen. Der Aufstieg in den Formelsport im Jahr 2010 stellte den nächsten Schritt in Wehrleins vielversprechender Motorsportkarriere dar. Bereits in seiner ersten Saison im ADAC Formel Masters feierte Wehrlein einen Sieg, drei weitere Podestplätze, eine Pole Position und eine schnellste Runde. Im Jahr darauf wurde er mit 21 Punkten Vorsprung Meister. Acht Siege, insgesamt 13 Podiumergebnisse, sieben Pole Positions und vier schnellste Runden zeigten, dass er nach dem "Aufwärmjahr" im Formelsport angekommen ist.

Neben dem Motorsport schloss Wehrlein die Realschule mit der mittleren Reife ab und begann eine Lehre im Betrieb seines Vaters. In seiner Freizeit trainiert er regelmäßig mit seinen Freunden im örtlichen Fußballverein, auch wenn er bei Punktspielen am Wochenende meist nicht auf dem Platz stehen kann. Auch Schlagzeugspielen und Snowboarden liebt der 18-Jährige, der gemeinsam mit Freunden ein Driftauto aufbaut und an kleineren Driftevents teilnimmt.

Erfolgreiche Partnerschaft mit Team Mücke

Nach dem Titel im ADAC Formel Masters stieg Wehrlein in die Formel 3 auf, fuhr Rennen in der britischen Formel 3, der Formel 3 Euro Serie und den Klassiker in Macau, bei dem er nur knapp das Podest verfehlte. Seinen ersten Formel-3-Sieg auf dem Nürburgring im August des vergangenen Jahres bezeichnet Wehrlein als seinen bislang größten Erfolg. Insgesamt feierte er in der Formel 3 EuroSerie zehn Podestplätze, eine Pole Position und eine schnellste Runde. Den Titelgewinn verpasste er in seiner Premierensaison nur um elf Punkte.

Das soll ihm in der FIA Formel 3 Europameisterschaft, der Nachfolgeserie der Formel 3 Euro Serie, nicht noch einmal passieren. "Mein Ziel ist natürlich, nicht noch einmal Vize zu werden, aber man weiß ja nie. Ich gebe mein Bestes, es passt alles im Team Mücke", erklärte Wehrlein, der seit seiner Zeit im ADAC Formel Masters mit der Mannschaft von Peter Mücke verbunden und sehr zufrieden ist. Auch das Team hält große Stücke auf ihn, wobei Wehrlein seine Mechaniker bisweilen ordentlich ins Schwitzen bringt. Während andere Piloten bereits in ihrem Boliden Platz genommen haben, sitzt Wehrlein noch im Wohnwagen, wo er sich vor jedem Rennen etwa eine halbe Stunde zurückzieht, um Musik zu hören und sich auf das Rennen zu konzentrieren. Auch wenn es im Rennen nicht läuft, er etwa unverschuldet ausscheidet, zieht er sich dorthin zurück und macht die Niederlage mit sich selbst aus.

Nicht bloß dabei sein

Manager Dietmar Kohli vergleicht Wehrleins Fahrstil mit dem von Formel-1-Pilot Lewis Hamilton: aggressiv, aber fair. Er ist überzeugt, dass sein Schützling für sein Alter bereits sehr reif und eine eigene Persönlichkeit ist. "Er weiß, was er will und er weiß auch, was er nicht will", erklärte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. Was Wehrlein beispielsweise nicht wollte, ist mit dem Anspruch in die Formel 3 Euro Serie zu gehen, um Platz acht, neun oder zehn zu kämpfen. Der ehrgeizige Nachwuchsfahrer, den sein Manager als "Winner-Typ" beschreibt, peilte gleich die Top-3 an.

Aus diesem Kontext heraus ist auch zu verstehen, warum Wehrlein nicht bereits in der Formel Renault oder der GP2 ins Lenkrad greift. "Wenn man in solche Serien einsteigt, sollte man so reif sein, dass man schon im ersten Jahr zuschlagen kann. Daher fahre ich noch ein Jahr Formel 3, das ist für die nächsten Herausforderungen besser", erklärte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. Das Motto "dabei sein ist alles" ist also definitiv nicht sein Ding. Sein Mantra lautet: "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum". Und der lautet ganz klar: Formel 1.