In der heutigen Welt des Motorsports Gang und Gäbe: Jeder Rennfahrer besitzt eine eigene Homepage, um über seine Erfolge zu berichten und den so dringend benötigten Sponsoren eine gute Werbeplattform zu bieten. Selbst die meisten talentierten Kartfahrer haben einen eigenen Internetauftritt, der so wichtig ist für den Fortbestand der Karriere. Nach der Homepage eines aufstrebenden Nachwuchspiloten sucht man indes vergebens in den Weiten des Internet: Lucas Auer. Dabei gehört der junge Österreicher zu den Senkrechtstartern der deutschen Formelszene, 2012 wurde er in seinem Debütjahr im Formel-3-Cup Vize-Meister hinter Jimmy Ericsson.

Beim Saisonfinale der renommierten Formel 3 Euro Serie in Hockenheim trat Auer ebenfalls an und überzeugte mit den Plätzen vier und sieben. Im dritten Lauf des Wochenendes fiel er in aussichtsreicher Position liegend aus. Ein ähnliches Schicksal ereilte den 18-Jährigen auch in Macau, beim weltweit wichtigsten Formel-3-Rennen. Nach 25 gefahrenen Runden auf dem berüchtigten Guia Circuit in China krachte Auer in die Streckenbegrenzung musste vorzeitig aufgeben. Ein unschönes Ende einer sonst durchweg erfolgreichen Saison für den Neffen des früheren Formel-1-Stars Gerhard Berger.

Berger gratuliert seinem Neffen zum Podium, Foto: Formel 3 Cup
Berger gratuliert seinem Neffen zum Podium, Foto: Formel 3 Cup

Allein wegen des prominenten Namens in der Verwandtschaft - Auer ist der Sohn von Bergers Schwester Claudia - erwarten viele vom Jungspund, dass er ähnlich erfolgreich sein wird wie der Onkel. Mit Sicherheit ist Berger nicht schädlich für Auers künftigen Karriereweg, doch er will sich nicht zu abhängig machen. "Gerhard unterstützt mich mit guten Tipps", sagt Auer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Er verfügt über so viel Erfahrung in diesem Geschäft und davon kann ich nur profitieren. Natürlich kann sein Name ein Türöffner sein, aber ich versuche, meinen eigenen Weg im Motorsport zu gehen."

Beim ein oder anderen Rennen schaute Berger an der Rennstrecke vorbei, um seinen Neffen fahren zu sehen - etwa in der vergangenen Saison am Red Bull Ring, als Auer im Formel-3-Cup zweimal auf das Podium fuhr und seinen Onkel anschließend bei der Siegerehrung auf dem Podium mit einer Sektdusche kalt erwischte. Es war einer der wenigen Heimsiege für Auer in den vergangenen Jahren, denn er legte eine recht ungewöhnliche Formelkarriere hin. Nach Erfolgen im Kart stieg er Anfang 2011 ins Monoposto auf und wechselte in die JK Racing Asia Series. Nach sieben Siegen aus 18 Rennen krönte er sich als Rookie zum neuen Asia-Meister. "Das war eine tolle Erfahrung, weil ich in Asien mehr oder weniger auf mich allein gestellt war - das hat mir geholfen, schnell erwachsen zu werden", glaubt Auer.

Unschönes Macau-Ende für Lucas, Foto: Sutton
Unschönes Macau-Ende für Lucas, Foto: Sutton

Hintergrund des Asien-Abenteuers: Auer wollte eigentlich in der Formel BMW starten, doch die Serie fuhr nicht mehr in Europa. Die Boliden wurden nach Asien verkauft und so reiste er im Alter von 16 Jahren hinterher. Weltenbummler Auer: Nach der JK Racing Asia Saison unternahm er einen Ausflug in die Formula Pilota China Series und startete Anfang 2012 noch in der neuseeländischen Toyota Racing Series. Dank seines Titelerfolges in der JK Racing Asia-Serie erhielt Auer einen GP2-Test bei Caterham - eine gute Präsentationsplattform für die Stars von morgen, doch Auer schiebt die Gelegenheit auf. "Das wäre im Anschluss an die Formel BMW sinnlos gewesen", räumt er realistisch ein. "Ich glaube eher nicht, dass dieser Test zu dem Zeitpunkt etwas gebracht hätte."

Während sich nicht wenige Motorsportler nach den ersten Erfolgen für etwas Besonderes halten, geht Auer die Angelegenheit äußerst durchdacht an und vertraut auf die Schritt-für-Schritt-Taktik. Wohl auch nicht ohne einen gewissen Einfluss Bergers, der sich als Vorsitzender der Formelkommission der FIA natürlich bestens mit der Materie auskennt und Auer bei seinem Weg mit Rat und Tat zur Seite steht. An jedem Rennwochenende stehen die beiden in telefonischem Kontakt und besprechen Auers Leistungen.

Gelegentlich fängt sich der österreichische Jungspund dabei auch einmal einen Tadel ein, wenn er etwa eine unnötige Durchfahrtsstrafe kassiert. "Da kann der Gerhard schonmal sauer werden", sagt Auer mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dem Wissen im Hinterkopf, dass Bergers Ratschläge für seine Zukunft Gold wert sind. Und die sieht vielversprechend aus: Auer dockt für 2013 in der neu gegründeten Formel 3 EM beim Meister-Team Pream an und kann mit guten Leistungen weiter auf sich aufmerksam machen. Damit würde er einen weiteren Schritt auf Bergers Spuren wandeln.