Deutschlands Toptalent Pascal Wehrlein über seine beeindruckende Performance beim Grand Prix Macau, die Begegnung mit dem Tod, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter und die neue Formel-3-Europameisterschaft.

Als Rookie auf Position vier, schnellster Mann im Rennen, eine souveräne, fehlerfreie Vorstellung auf dem wohl schwierigsten Kurs seiner noch so jungen Laufbahn - der 18-jährige Pascal Wehrlein (Mücke Motorsport) sorgte beim Formel-3-Klassiker von Macau für gewaltiges Aufsehen.

"Mit Platz vier kann ich zufrieden sein. Ich hatte im Training natürlich Nachteile gegen die erfahrenen Piloten, die dort schön öfters am Start waren. Noch dazu war sehr wenig Zeit, die Strecke kennen zu lernen, weil das Training oft durch Rotphasen unterbrochen wurde. Aber ich habe mich trotzdem sofort gut zurechtgefunden", bestätigte der Förderpilot von ADAC und Post Speed Academy auch in Asien sein herausragendes Potenzial.

"Das Qualifying war okay, im Qualification Race habe ich mich mit Platz 7 begnügt, da ich mir in der 2. Runde einen Bremsplatten eingehandelt habe und nicht das allerletzte Risiko eingegangen bin. Da bin ich nur schön hinterhergefahren", erzählt Wehrlein, der dann im Rennen zur Höchstform auflief: Überragender Start, bei dem er zwei Plätze gut machen konnte, dann saugte er sich sofort in den Windschatten von Formel-3-Euroserie-Champion Daniel Juncadella und attackierte den Spanier, der kurz darauf in die Leitplanken knallte und aufgeben musste.

"Leider hat mich dann die Safety-Car-Phase eingebremst. Ich habe gepusht, um an Alex Lynn vorbeizukommen - aber der hat den Windschatten von Felix Rosenqvist clever genutzt, und ich musste dann Speed rausnehmen, um die Reifen zu schonen. In den letzten drei Runden gelang mir eine Bestzeit nach der anderen. Auf der schnellsten Runde kamen dann wieder gelbe Flaggen, sonst hätte ich auch das Podium noch geschafft", ist Wehrlein überzeugt. "Theoretisch war ich der schnellste Mann im Rennen und hatte drei, vier Zehntel Vorsprung. Macau hat mich jedenfalls wieder ein Stück weiter gebracht. Ich hätte sehr gerne noch ein Rennen gefahren, da wäre ich wahrscheinlich schwer zu schlagen gewesen."

Dass Pascal Wehrlein in Macau mit großem Abstand bester Deutscher war, ist für den Mücke-Piloten kein Kriterium. "Da schaue ich nicht mehr darauf, ich orientiere mich nur an der Spitze - egal, welche Nationalität."

Die beiden tödlichen Unfälle am Race Weekend haben Wehrlein betroffen gemacht. "Da denkt man schon intensiv drüber nach. Ich habe den Unfall des Motorradfahrers in der Box gemeinsam mit meinen Mechanikern im TV gesehen und war geschockt. Aber ich hab mir keine so großen Sorgen gemacht, weil die Formel-3-Autos sehr sicher gebaut sind. Wenn du mit dem Motorrad in die Leitplanken donnerst, hast du keine Chance", ist Wehrlein bewusst.

Dass die F3-Euroserie dank Schirmherr Gerhard Berger ab kommender Saison als wesentlich aufgewertete Formel-3-Europameisterschaft ausgetragen wird, sieht Wehrlein sehr positiv: "Ich empfinde den Schritt als klare Verbesserung, das Interesse wird noch steigen. Durch die Teilnahme von starken Fahrern aus anderen Serien steigt die Qualität und es wird noch schwieriger Champion zu werden. Außerdem ist es vorteilhaft, dass Formel-1-Strecken wie Monza, Silverstone und der Hungaroring ins Programm kommen."

Was seine eigene Zukunft betrifft, herrscht noch keine Klarheit. "Es gibt mehrere Optionen und ich denke, dass bis Ende des Jahres eine Entscheidung gefallen sein wird."