Italienische Staatsbürgerschaft, in Wien aufgewachsen, Formel-3-Meister in Italien und bereits einen Formel-1-Testtag für Ferrari auf dem Buckel - das ist Mirko Bortolotti. Sein Name könnte italienischer kaum sein, aber gerade deswegen schien er bei seinem Gastauftritt in der Formel 3 Euro Serie wie eine Bombe eingeschlagen zu haben. Zumindest sorgte er für ein verdutztes Gesicht des Moderators der Pressekonferenz, als er nach seiner Aufholjagd von Startplatz 17 auf das Podium mit fließendem Deutsch überzeugte.

Bortolotti überzeugte mit guter Strategie, Foto: F3 EuroSeries
Bortolotti überzeugte mit guter Strategie, Foto: F3 EuroSeries

"Das war ein absolut verrücktes Wochenende für mich", berichtete Bortolotti später im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Eigentlich ist der Italiener in der Formel 2 unterwegs und holte dort bereits einen Sieg, Der Einsatz in der Formel 3 Euro Serie kam dagegen alles andere als planmäßig. "Das Problem war nicht in das Auto zu steigen und zu fahren, sondern die Umstände. Ich bin nach Hockenheim gekommen, kannte das Auto, die Strecke und die Reifen nicht. Ich kannte gar nichts."

Zu allem Übel wurde am Freitag auf den sonst üblichen Pre-Event-Test verzichtet, Bortolotti verpasste so mehrere Stunden Trainingszeit. "Außerdem hat es den ganzen Tag geregnet und ich bin nur auf Regenreifen gefahren. Slicks habe ich erst im ersten Rennen zum ersten Mal benutzt", so der 19-Jährige. Das Resultat war kaum überraschend: nur Platz 17 und die zweitlangsamste Rennrunde.

Große Umstellung zwischen Formel 2 und Formel 3

"Die anderen Fahrer haben viel mehr Erfahrung auf dem Auto und den Reifen. Speziell die Erfahrung mit den Reifen muss man sich erst holen", sagte der Nachwuchsfahrer aus Trento. Vor dem zweiten Rennen legte er eine Sonderschicht ein, analysierte alle möglichen Daten des Vortags und versuchte sich fahrerisch zu verbessern. Mit der richtigen Strategie und ein wenig Glück verbesserte er sich im zweiten Rennen so um 14 Positionen und wurde am Ende Dritter.

"Ich wusste, dass es in der ersten Phase des Rennens mit Slicks sehr schwierig werden würde", erläuterte Bortolotti. "Wenn es dann aber auftrocknet, hat man die besseren Karten, wenn man das Auto zuvor auf der Strecke gehalten hat." Dieser Plan ging auf - als es gegen Rennmitte abtrocknete, drehte Bortolotti den Spieß um und überholte einen Kontrahenten nach dem anderen. "Ich bin jedenfalls zufrieden mit dem Resultat, obwohl ich durch den Dreck gehen musste."

Wenn es am kommenden Wochenende zum Saisonfinale der Formel 2 nach Barcelona geht, ist Bortolotti wieder auf gewohntem Material unterwegs. "Speziell die Kumho-Reifen waren doch sehr gewöhnungsbedürftig und die größte Umstellung." In der Formel 2 hat der Italiener noch eine Chance auf die Vize-Meisterschaft, momentan liegt er auf dem vierten Tabellenrang. Als Champion steht Andy Soucek bereits seit einigen Wochen fest.