Auch wenn ich beim dritten Rennwochenende der Formel 3 EuroSerie auf dem Norisring keine Punkte holen konnte, habe ich viele wertvolle und positive Erkenntnisse aus Nürnberg mitnehmen können. Für mich persönlich war es unheimlich toll, im Qualifying auf den dritten Startplatz gefahren zu sein - mein Rückstand auf die Spitze war trotz der widrigen Bedingungen gering, damit war ich sehr zufrieden. Nach dem Fehlstart im ersten Rennen ging ich trotzdem das Tempo der Besten mit und hätte am Ende sogar um einen Podestplatz kämpfen können, wenn ich nicht eine Durchfahrtsstrafe bekommen hätte.

Die Strafe lässt sich ganz einfach erklären: bevor die Ampeln auf Grün sprangen, hat sich mein Auto bewegt. Das war ein Fehler von mir, aber man muss Fehler machen, um zu lernen. So einfach wie in der Formel BMW sind die Starts in der Formel 3 nämlich nicht - nun muss ich zusätzlich eine Handbremse benutzen, das ist nicht gerade leicht. Vielleicht war ich auch etwas zu aggressiv und wollte einen zu perfekten Start hinlegen...

Einsetzender Regen verkürzte das Rennen wenig später merklich. Anders als in der Formel 1 oder GP2 gibt es bei uns keine Boxenstopps und so wurde das Rennen unterbrochen. Reifenwechsel würden in der Formel 3 einfach zu lange dauern, da wir neben den normalen Schlagschraubern große Drehmomentschlüssel verwenden müssen, damit die Radmuttern bombenfest angezogen werden können. Zudem ist es eine Kostenfrage: ein Team mit vier Fahrzeugen bräuchte viel mehr Mechaniker, um alle Fahrer gleichzeitig abfertigen zu können.

In meiner Situation wären Boxenstopps natürlich sehr interessant gewesen, vielleicht wäre ich durch etwas Chaos in der Boxengasse wieder weiter nach vorne gekommen. Allerdings muss man das Regelwerk auch an einer anderen Stelle überdenken: während der Unterbrechung lief die verbleibende Rennzeit immer weiter hinunter und am Ende sind wir noch zwei Runden hinter dem Safety-Car gefahren. Man hätte das Rennen also gleich abbrechen können.

Fair geht vor

Damit wäre uns allen die lange Pause im Cockpit und mitten auf der Start/Ziel-Geraden erspart geblieben. Da ich beinahe Letzter war, fiel mir die Wartezeit nicht gerade schwer - aber ich kann mir vorstellen, dass es nicht gerade angenehm ist, wenn man ganz vorne steht und um viele Punkte kämpft und dann so lange warten muss. In einer solchen Situation kann man sicher sehr nervös werden - aber als Rennfahrer muss man auch dort einen kühlen Kopf bewahren und sich auf das Rennen konzentrieren, wenn es weiter geht.

Nach dem ersten Rennen gab es einen kleinen Aufruhr im Fahrerlager, denn Jules Bianchi und Stefano Coletti gerieten aneinander. Es ist schwer, genau zu sagen, was dort passiert ist - denn am Samstag war das im Fahrerlager Thema Nummer eins und aus einer Mücke wird ganz schnell ein Elefant, wenn jeder seinen Senf dazugibt. Jules, der für mich nicht nur Teamkollege, sondern auch ein Freund ist, hat mir die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt. Da ich nicht selbst dabei war, kann ich nur folgendes sagen: eine der ersten Sachen, die man als Sportler lernt, ist die Kontrolle über sich selbst. Eigentlich sollte so etwas gar nicht passieren, egal ob Beleidigungen oder Schläge. So etwas gehört nicht ins Fahrerlager, wir kämpfen höchstens auf der Strecke und im Auto gegeneinander.

ART-Teamkollegen sind auch Freunde, Foto: F3 EuroSeries
ART-Teamkollegen sind auch Freunde, Foto: F3 EuroSeries

Ein anderer und positiverer Aspekt des Wochenendes war die Verlegung des Qualifying von Samstagvormittag auf Freitagnachmittag. Nun können wir Fahrer uns am Samstag komplett auf das Rennen konzentrieren und wenn im Qualifying mal etwas richtig schief läuft, gibt es genügend Zeit, das Auto zu reparieren - außerdem können die Mechaniker wieder etwas länger schlafen. Zu Beginn war es auch für uns Fahrer nicht einfach, denn am Samstag waren wir die Ersten auf der Strecke - die war dann oft noch sehr rutschig und bot sehr wenig Grip.

In etwas mehr als zwei Wochen macht die Formel 3 auf dem Dünenkurs von Zandvoort Halt. Ich kenne die Strecke schon vom Einladungsrennen, dem Masters of Formula 3. Dort sind auch viele andere Fahrer aus der Meisterschaft angetreten, die Strecke kennt also jeder. Für mich als Rookie ist die zusätzliche Erfahrung natürlich sehr wertvoll - wenn ich im Training auf die Strecke fahren werden, weiß ich bereits, wo ich bremsen muss und wo man Zeit liegen lassen oder gewinnen kann. Ich reise mit viel mehr Selbstvertrauen nach Zandvoort, vielleicht reicht es am Ende ja sogar für die ersten Punkte.