Maximilian Götz: EM-Titel am Norisring

Eigentlich hätte das Rennwochenende in Pau mein Saisonhighlight werden sollen, denn ich mag den Kurs sehr und war dort bisher immer gut unterwegs. Im Nachhinein kann ich aber behaupten: das war ein Wochenende zum Vergessen. Beide Rennen waren schnell vorbei und ich blieb ohne Punkte. Dabei sah es in der Qualifikation gar nicht so schlecht aus, denn Platz zehn war eine gute Ausgangsposition für den ersten Lauf.

Leider gab es in der zweiten Runde vor mir eine Kollision und ich war zwischen zwei Autos eingeklemmt, bekam sogar einen Schlag von hinten. Daraus resultierte ein Reifenschaden und ich touchierte die Leitplanken - an der Box stellte man dann fest, dass die Aufhängung verbogen war und ich musste das Rennen beenden. Im zweiten Rennen startete ich daher von weit hinten und lag gar nicht so schlecht, als sich Tom Dillmann verbremste und mir gegen die Vorderachse fuhr. Ich bekam einen regelrechten Schlag und verlor das Lenkrad aus den Händen; wieder war die Aufhängung defekt und ich musste mit starkem Untersteuern aufgeben.

Ich bin vom Rennwochenende sehr enttäuscht. Letztes Jahr war ich in Pau mit der Formula Master sehr gut unterwegs, der Kurs zählt zu meinen Lieblingsstrecken. Wenn ich im ersten Rennen hätte durchfahren können, wäre ich unter den ersten Vier gelandet. Bei den Bedingungen war mein Plan einfach nur anzukommen, denn ich habe mit Chaos gerechnet - dass es dann soviel Chaos gibt, hätte ich allerdings nicht gedacht...

Nun freue ich mich auf die Fußball-Europameisterschaft - das erste Spiel der deutschen Elf findet ja schon am Sonntag statt. Da es Public Viewing leider nur in Nürnberg gibt und sich der 80 Kilometer weite weg nicht lohnen würde, schaue ich mir die deutschen Spiele bei uns in der Stadt an. Zusammen mit ein paar Jungs in meinem Alter werden wie die Spiele in einer Bar ansehen, wo man extra eine kleine Leinwand aufbaut. Wenn wir am Sonntag gewinnen, werden wir nach dem Schlusspfiff sicher noch anstoßen - wenn es mit dem Sieg nicht klappt, müssen wir uns noch etwas überlegen.

Zuletzt haben wir unser Potenzial bei der Weltmeisterschaft unter Beweis gestellt und gezeigt, dass wir eine echte Turniermannschaft sind. Damals sind wir Dritter geworden, nun müssen wir dieses Resultat mindestens wiederholen. Ich bin mir sicher, dass wir um den Titel kämpfen können und bestimmt ins Finale kommen. Zwar hat unser Bundestrainer Jogi Löw einige neue Spieler geholt, aber im Grunde ist der Kader fast mit dem von 2006 identisch - und da waren wir sehr erfolgreich.

Auch wenn schon 12 Jahre her ist, kann ich mich noch gut an unseren letzten EM-Titel erinnern. Das war schon eine geile Stimmung. Auch dieses Jahr werden die Fans wieder richtig Gas geben, ich bin schon gespannt, ob wir an 2006 heran kommen. Natürlich sollten wir nicht zu früh feiern, denn mit Italien oder Frankreich haben wir starke Gegner, vor allem Italien als Weltmeister wird uns das Leben schwer machen.

Nicht unterschätzen darf man die Länder aus Osteuropa, gleich zu Beginn spielen wir ja gegen Polen, aber da sind auch noch Tschechien, Kroatien oder Rumänien. Wir haben am eigenen Leib erfahren müssen, wie schwer es war gegen Serbien zu gewinnen. Die haben ein Tor gemacht und zwei Mal die Latte getroffen, wenn da ein Ball reingeht, ist das Spiel schnell verloren. Diese Nationen muss man immer auf der Rechnung haben, auch wenn es nur Außenseiter sind. Wir müssen uns einfach bei jedem Spiel zusammenreißen und sehen, dass wir gewinnen.

Das Finale mit möglicher deutscher Beteiligung findet ausgerechnet am Norisring-Wochenende statt. Da wünsche ich mir doch ein tolles Rennen und am Abend den EM-Titel für Deutschland - das wäre ganz nach meinem Geschmack. Ich bin 2004 zum letzten Mal auf dem Norisring gefahren, aber die Strecke hat sich in den Jahren kaum verändert. Für mich müssen jetzt unbedingt ein paar Punkte her, denn der Druck wird immer größer. Bisher ist die Saison nicht sehr berauschend gelaufen, aber vielleicht platzt der Knoten bei meinem Heimrennen in Nürnberg...