Zunächst möchte ich ein paar generelle Worte über Mücke Motorsport verlieren, weil viele Menschen gar nicht wissen, welche Bandbreite wir im Motorsport abdecken. Unser Hauptziel ist die Nachwuchsförderung, also die Ausbildung der Fahrer. Dort fangen wir im unteren Bereich an, nämlich in der Formel ADAC Masters, über die Formel BMW Europa, bis zur Formel 3 EuroSerie. Danach steht der Nachwuchs vor zwei Optionen: Entweder über die GP2 in Richtung Formel 1 oder die Tourenwagen-Schiene in Richtung DTM.

Dass unser Konzept funktioniert, konnten wir in den letzten Jahren zeigen: Fünf ehemalige Fahrer von Mücke Motorsport sind ihren Weg gegangen und in der Königsklasse angekommen. Als bestes Beispiel dient Sebastian Vettel, aber auch Robert Kubica, Christian Klien, Sebastién Buemi oder Markus Winkelhock. Das sind alles Namen, die bei uns waren und das verdeutlicht, dass wir unseren Job nicht schlecht machen. Wir betreiben nicht nur Motorsport - bei uns steckt eine Philosophie hinter dem Geschehen: Wir haben eine echte Aufgabe. Wir wollen jungen Talenten den Weg nach oben ebnen.

Kann Mika Mäki weiter an der Spitze mitfahren?, Foto: F3 EuroSeries
Kann Mika Mäki weiter an der Spitze mitfahren?, Foto: F3 EuroSeries

Drei dieser Talente sind unsere Piloten in der Formel 3 EuroSerie. Obwohl man zu Beginn der Saison den Ball flach halten und nicht zu viele Vorschuss-Lorbeeren verteilen sollte, muss ich gestehen, dass mich Mika Mäki, Christian Vietoris und Erik Janis in Hockenheim wirklich positiv erstaunt haben. Ich hätte nicht erwartet, dass der Auftakt so gut gelingt.

Testtage sind immer etwas anderes, da hat man viel Zeit, Sachen zu testen und auszuprobieren. An einem Rennwochenende muss man allerdings alles auf einen Punkt bringen, innerhalb von 25 Minuten eine perfekte Runde für die Startaufstellung hinlegen. In Hockenheim war das alles noch schwerer, denn wegen der Bedingungen musste die letzte Qualifikations-Runde perfekt sein. Von Jungs, die das erste Wochenende in der EuroSerie fahren, kann man das eigentlich nicht erwarten...

Als bestes Beispiel kann ich immer wieder den Start nennen: in der Regel geht im ersten Saisondrittel eine gute Startposition durch einen schlechten Start verloren. Den unerfahrenen Piloten fehlt einfach noch die Routine, um Kupplung und Reifen auf die optimale Betriebstemperatur zu bringen. Sowohl Christian als auch Mika haben in Hockenheim trotzdem gute Starts hinbekommen - Mika hat zwar zwei Plätze verloren (das ist eigentlich schon eine gute Leistung), konnte das aber sofort wieder kompensieren und sich zurück auf seine Position schieben.

In Hockenheim haben wir zu Beginn der neuen Saison leider auch zwei heftige Unfälle ansehen müssen. Dort zeigte sich aber wieder, wie hoch der Sicherheitsstandard in der Formel 3 ist. Man soll es nicht herbeirufen, denn es gibt immer Extremsituationen, aber die letzten Jahre zeigen, dass wenig passiert. Nicht zuletzt wegen der Steifigkeit des Dallara-Chassis, sondern auch wegen der Bergungsmöglichkeiten - alles in allem ist das Niveau sehr hoch. Wichtig ist auch das HANS-System: Selbst wenn der Bügel bei einem Überschlag hält oder der Kopfschutz bei einem seitlichen Aufschlag - bei frontalen Unfällen ist HANS ein Lebensretter.

Den Einstieg von Volkswagen in die Euroserie sehe ich weiterhin positiv, denn das bringt der Serie und den Fahrern noch mehr Aufmerksamkeit - genau das wollen wir erreichen. Für mich war der Wechsel von Mercedes zu Volkswagen allerdings nie ein Thema, weil wir die ersten waren, die damals mit Mercedes gefahren sind und auch Rennen gewonnen haben. Durch die jahrelange Zusammenarbeit kennen wir das Potential der Mercedes-Motoren und daher stand ein Motorenwechsel nie zur Diskussion.

Stefan Mücke mischt die LMS auf

An dieser Stelle möchte ich auch noch ein Wort über meinen Sohn Stefan verlieren. Zwar habe ich immer weniger Zeit, ihn bei seinen Rennen in der Le Mans Serie zu besuchen, weil mein eigener Terminkalender schon bis oben hin voll gepackt ist. Trotzdem freue ich mich sehr, dass Stefan in diesem Jahr mit dem Lola-Aston Martin ein konkurrenzfähiges Paket hat und sogar auf das Podium fahren kann.

Dennoch muss man sagen: eine Diesel-Vormacht besteht eindeutig. Je nach Strecke sind die Diesel zwei bis zweieinhalb Sekunden schneller als die Benziner, aber auch sie können nicht immer das Maximum herausholen. Wenn sie einmal das Setup nicht perfekt hinbekommen oder eine schlechte Balance haben, hat Stefan eine Chance - wie zuletzt in Barcelona. Dort holte er im Qualifying den vierten Startplatz und ließ einen Audi hinter sich, im Rennen kam er sogar auf das Podest. Aston Martin ist mit Sicherheit noch nicht am Limit angelangt, von denen wird noch etwas kommen - es wird in diesem Jahr ganz bestimmt noch spannende Langstreckenrennen geben...

Kurz vor dem Rennen in Barcelona ist Stefan übrigens Vater geworden und ich dementsprechend Großvater. Ob aus der jungen Tochter später mal eine Rennfahrerin wird, steht in den Sternen. Bei Stefan wollte ich gar nicht, dass er später Rennfahrer wird, eigentlich wollte ich es sogar verhindern. Aber was soll man machen, wenn der Junge immer mit zur Strecke kommt und irgendwann den Wunsch äußert, selbst Rennen zu fahren. Wenn ich Fußballer gewesen wäre, würde er heute wahrscheinlich kicken. So etwas kann man einfach nicht vorprogrammieren.