Vier Rennsiege und der dritte Platz in der Gesamtwertung sprechen für sich. Nico Hülkenberg zählt zu den erfolgreichsten Piloten der diesjährigen Saison in der Formel 3 Euro Serie. Nur Romain Grosjean und Sébastien Buemi beendeten die Saison mit mehr Punkten als der Emmericher. Für motorsport-magazin.com erklärt der 20-Jährige sein persönliches Büro.

Was für andere ein Kugelschreiber oder eine Tastatur ist, sind für Hülkenberg ein Lenkrad und drei Pedale; aber auch eine Vielzahl an Schaltern, Knöpfen und Hebeln. Rennfahren ist mittlerweile mehr, als nur Gasgeben und Lenken. Mitten auf dem Lenkrad ist ein großes Display angebracht, auf dem Hülkenberg alle wichtigen Informationen abrufen kann. "Es gibt verschiedene Seiten, die ich mit einem Kopfdruck wechseln kann. Geschwindigkeit, Rundenzeit und Drehzahl können einzeln angezeigt werden."

Meistens wird eine Seite genutzt, auf der die Informationen zusammengefasst werden. "Dort habe ich Öldruck, Temperaturen, meine Zeit, Speed, Drehzahl, Ganganzeige, Batteriespannung und einige andere Sachen immer im Blick. Um sich alles anzuschauen, hat man im Rennen aber gar keine Zeit." Zudem befindet sich auf dem Lenkrad ein weiterer, sehr wichtiger Knopf. "Mit dem Funk kann ich mit meinem Team kommunizieren", erklärt Hülkenberg das einfache System. Mikrofon und Ohrstecker in seinem Helm sind über ein Kabel mit einem handelsüblichen Funkgerät verbunden, welches im Seitenkasten des 210 PS starken Boliden verbaut ist.

Ohne Lenkrad kommt auch der beste F3-Pilot nicht weit..., Foto: F3EuroSeries
Ohne Lenkrad kommt auch der beste F3-Pilot nicht weit..., Foto: F3EuroSeries

Mit einem grünen Rädchen kann Nico Hülkenberg während des Rennens die Bremsbalance verstellen. "Wenn die Reifen vorne blockieren stellt man die Balance nach hinten, wenn es hinten blockiert, dreht man die Bremsbalance nach vorne", verrät Hülkenberg. "Wenn es regnet, stellt man die Bremsbalance generell weiter nach hinten." Nicht viel weiter gibt es einen etwas größeren, roten Knopf. "Von dem sollte man die Finger lassen, es sei denn es brennt. Denn das ist der Feuerlöscher."

Direkt unter dem Dashboard, der Anzeige für alle wichtigen Parameter, befindet sich eine aufgeklebte Streckenskizze, auf der die einzelnen Kurven durchnummeriert sind. Doch wofür braucht ein Rennfahrer eine Wegbeschreibung? "Die Streckenkarte ist immer gut zu haben", so der ASM-Pilot. "Wenn man mit seinem Ingenieur redet, muss man nicht lange überlegen. Es ist eine Hilfestellung, damit man genau weiß, welche Kurve gemeint ist."

In der Formel 3 wird standardmäßig sequentiell geschaltet. Drückt Hülkenberg den Schalthebel nach hinten, geht es einen der insgesamt sechs Gänge nach oben. Drückt er nach vorne, wird heruntergeschaltet. Hinter dem Lenkrad ist eine Wippe zu erkennen; mit dieser kann man aber nicht schalten - zumindest nicht direkt. Trotzdem ist sie essentiell. "Mit dem Zündunterbrecher ist es möglich, unter Volllast zu schalten. Man drückt die Wippe und den Schalthebel gleichzeitig", sagt Hülkenberg, der so beim Hochschalten den Fuß voll auf dem Gaspedal stehen lassen kann.

Wie in jedem Auto stehen Hülkenberg in seinem Formel 3 die gewohnten Pedale zur Verfügung. Bremse, Gas und natürlich die Kupplung. "Die Kupplung brauchen wir allerdings nur zum Anfahren und um den Leerlauf einzulegen." Gerade beim Start ist eine gute Koordination nötig. Um den Start zu verbessern, hat Nico Hülkenberg sogar eine Handbremse im Cockpit. Wenn er auf seinem Startplatz steht, tritt Hülkenberg zunächst das Bremspedal durch. Daraufhin zieht er mit der rechten Hand die Feststellbremse, um dann Kupplung und Gaspedal frei bedienen zu können.

Am liebsten taucht Nico im Rückspiegel anderer auf., Foto: Sutton
Am liebsten taucht Nico im Rückspiegel anderer auf., Foto: Sutton

"Das Auto steht wirklich fest und ich kann die Kupplung langsam kommen lassen. Man merkt, wie die Drehzahl ansteigt und das Auto leicht einfedert. Wenn man dann loslässt, schießt das Auto nach vorne." Da das Überholen durch die Dirty-Air sehr schwierig geworden ist, kann man über jeden am Start gewonnen Platz glücklich sein.

Wenn er während des Rennens doch einmal unter Druck gerät, kann er dank der beiden Rückspiegel einen Blick nach hinten werfen. "In den Spiegel sieht man jede Menge. Zwar nicht so viel wie in einem normalen PKW, aber was direkt hinter einem passiert, kann man sehr gut erkennen." Nur wenn ein Auto im toten Winkel fährt, hätte man schlechte Karten, so Hülkenberg weiter. "Man sollte jedoch so wenig wie möglich in den Rückspiegel schauen. Nur wenn der Gegner direkt im Windschatten fährt, guckt man, was er macht."