Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

diesmal möchte ich euch von meinem vergangenen Rennwochenende mit dem Formel 3 Cup am Sachsenring berichten. Das war ein ganz besonderes Event für mich, schließlich trat ich zu meinem Heimrennen an. Meine Heimatstadt Leipzig liegt gerade einmal eine Stunde Autofahrt von der Rennstrecke entfernt, und ich kann euch sagen: Der Begriff 'Heimrennen' hat für uns Rennfahrer eine viel größere Bedeutung, als es viele vielleicht glauben. Deshalb möchte ich euch heute einmal einen Einblick geben, wie sich das aus der Cockpit-Perspektive anfühlt.

Da ich einen sehr guten Saisonstart hatte, berichteten im Vorfeld des Wochenendes zahlreiche Medien über mich und fast täglich gab es in den lokalen Zeitungen etwas über mich zu lesen. Wer meint, dass uns Fahrer die Berichterstattung nicht interessiert, liegt falsch: Ich bekomme größtenteils mit, was über mich geschrieben wird. Es kommt öfter einmal vor, dass Zeitungen mich als 'Super-Marvin' und künftigen Formel-1-Fahrer bezeichnen. Ganz ehrlich: Ich freue mich darüber und es motiviert mich zu sehen, dass einige Menschen mir zutrauen, es einmal in die Formel 1 zu schaffen.

Davon möchte ich mich aber nicht zu sehr unter Druck setzen lassen. Dieses Jahr bin ich mit den Gedanken voll beim Formel 3 Cup und gebe hier mein Bestes. Am Ende der Saison schauen wir dann, wie es weitergeht. Am Sachsenring lief es auf jeden Fall super für mich: Zwei Pole Positions, zwei Rennsiege und ein zweiter Platz - viel mehr hätte ich mir nicht wünschen können beim meinem Heimspiel. Ganz besonders habe ich mich über den großen Andrang der Fans gefreut. Es war der Wahnsinn, wie viele Zuschauer extra wegen mir angereist waren und mich unterstützt haben.

Foto: F3V
Foto: F3V

Da wären wir wieder beim Thema Heimrennen: Das ist nicht bloß eine Floskel der Medien, sondern pusht uns Fahrer wirklich enorm. Ich habe mich über jeden einzelnen Fan gefreut, der zu uns ans Teamzelt kam und mir die Daumen gedrückt hat. Viele erzählten, dass sie die Zeitungsberichte über mich lesen und meinen Werdegang im Motorsport verfolgen - das macht mich richtig stolz und ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal für die tolle Unterstützung bedanken!

Das Fanaufkommen war überwältigend und nicht einmal im Ansatz mit meinen Anfangszeiten im Kartsport zu vergleichen. Was bedeutet also ein Heimrennen aus Sicht des Fahrers? Ich muss sagen, dass es Motivation und Druck zugleich ist. Es erzeugt schon einen gewissen Druck zu wissen, dass so viele Fans nur wegen mir anreisen und genau verfolgen, wie ich in den Rennen abschneide. Da herrscht eine gewisse Anspannung, das merke ich auch. Aber sobald ich ins Cockpit steige, blende ich das alles völlig aus und konzentriere mich nur auf meine Aufgaben.

Ich hoffe vor allem auf einen guten Start ins Rennen, dann finde ich sehr schnell zu meinem Rhythmus und versuche, so schnell wie möglich eine Lücke zu meinen Verfolgern herauszufahren. Größtenteils gelingt mir das ganz gut in meiner F3-Rookiesaison: Ich startete bislang sechsmal von der Pole und gewann fünf dieser Rennen. Mit insgesamt sechs Siegen nach den ersten zwölf Rennen führe ich die Meisterschaft mit 68 Punkten Vorsprung auf meinen Lotus-Teamkollegen Artem Markelov an.

Foto: F3V
Foto: F3V

Einen besseren Saisonstart hätte ich mir nicht wünschen können, aber ich bleibe mit den Füßen auf dem Boden. Ich weiß, dass es im Leben eines Rennfahrers immer mal wieder auf und ab geht. Das kenne ich aus der vergangenen Saison im ADAC Formel Masters, als ich zur Mitte der Saison eine Schwächephase durchlebte. Da habe ich vielleicht zu sehr auf das einzelne Rennen geschaut, wollte alles perfekt machen und den Erfolg mit aller Macht erzwingen. Dabei unterliefen mir jedoch Fehler, die mich einige Punkte kosteten. Zum Saisonende fand ich zum Glück aber wieder meinen Rhythmus und konnte die Meisterschaft gewinnen.

Nach dem Titelgewinn habe ich mir die Statistiken angeschaut und etwas Interessantes festgestellt: 2012 gewann ich neun Rennen, mein großer Titelrivale Gustav Malja hingegen lediglich drei - und trotzdem war es extrem knapp zwischen uns. Daraus lernte ich, dass Konstanz ein ganz wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist und ein Sieg allein nicht immer das Wichtigste ist. Versteht mich nicht falsch: Ich möchte natürlich jedes Rennen gewinnen, aber ich habe aus der Vergangenheit gelernt und wenn es wieder einmal nicht so gut laufen sollte, werde ich die Sache anders angehen.

Am kommenden Wochenende geht es weiter für mich, wir fahren mit dem Formel 3 Cup im Rahmen der DTM am Lausitzring. Das wird mich Sicherheit eine tolle Veranstaltung und ich würde mich freuen, einige von euch Lesern an der Strecke begrüßen zu dürfen. Bis dahin,