Timo, wie findet ihr eigentlich talentierte Nachwuchsfahrer für euer Team? Gibt es eine Art Scouting-System?
Timo Rumpfkeil: Generell beobachten wir den Kartsport sehr aufmerksam und sind mit vielen Teams im Kartsport sehr gut vernetzt. Daher beobachten wir Talente sehr frühzeitig. Außerdem haben wir über die Jahre sehr gute Kontakte mit vielen namenhaften Förderern gepflegt und bekommen somit regelmäßig Zulauf an Talenten.

Was sind für dich die wichtigsten Kriterien bei Talenten, die in den Formelsport einsteigen wollen?
Timo Rumpfkeil: Neben dem unabdingbaren Talent ist es wichtig, sich gut vorzubereiten. Der Umstieg vom Kart in den Formel-Boliden ist in der Regel für eine Karriere der einschneidende Schritt. Das muss gut vorbereitet und geplant werden.

Rumpfkeil umarmt seinen Schützling Marvin Kirchhöfer, Foto: ADAC Formel Masters
Rumpfkeil umarmt seinen Schützling Marvin Kirchhöfer, Foto: ADAC Formel Masters

Was gehört alles zur Formel-Nachwuchs-Förderung beim Team Motopark dazu?
Timo Rumpfkeil: Die komplette Bandbreite. Von der fahraktiven Ausbildung, über das Vermitteln der Details in Fahrtechnik und Fahrphysik, Kommunikation mit den Ingenieuren, Abstimmung der Rennfahrzeuge, Technik, Umgang mit Fahrer-Coaches bis hin zum Training in unserem teameigenen Simulator, lernen Fahrer bei uns das gesamte Spektrum des Berufes Rennfahrer kennen.

Du warst selbst Rennfahrer - hilft das bei Ausbildung der Talente?
Timo Rumpfkeil: Ich halte das für unabdingbar. Man bekommt nur so ein wirkliches Verständnis dafür, was junge Fahrer wirklich benötigen, um ihre Leistung zu 100 Prozent abrufen zu können.

Wie finanziert sich das Team überhaupt?
Timo Rumpfkeil: Wir sind drauf angewiesen, dass Fahrer das notwendige Budget für die Tests und Rennen selber aufbringen. Wir sind stets bemüht, durch eigene Sponsoren unseren Teil dazu beizutragen, allerdings gelingt dies leider nur im überschaubaren Rahmen. Talent-Entwicklung ist etwas, was gerade in der Anfangsphase, in der wir die Talente betreuen und formen, noch keinen großen Medienwert bringt. Daher ist es in der Regel sehr schwierig, dort Sponsoren zu akquirieren.

Titelsieg im ADAC Formel Masters: Lotus-Pilot Marvin Kirchhöfer, Foto: ADAC Formel Masters
Titelsieg im ADAC Formel Masters: Lotus-Pilot Marvin Kirchhöfer, Foto: ADAC Formel Masters

Im Winter 2011 ging Motopark eine Kooperation mit Lotus ein. Wie kam es dazu und was bringt das genau für Motopark?
Timo Rumpfkeil: Das Ganze basierte auf einem guten Kontakt zu Dany Bahar, zu dieser Zeit CEO von Lotus. Lotus hatte zu der Zeit bereits einige Kooperationen im Formelsport, allerdings fehlte der Unterbau, in dem Talente aus dem Kart ihren Umstieg in den Formelsport angehen konnten. Wir hatten die idealen Voraussetzungen dafür und sind sehr stolz, dass wir von Lotus ausgewählt wurden.

Wie profitieren die Fahrer von der Lotus-Kooperation?
Timo Rumpfkeil: Wir haben natürlich einen messbaren Vorteil, unseren Fahrern eine direkte Anbindung an einen Hersteller mit solch einer Historie wie Lotus zu bieten. Die Fahrer können dies gezielt für ihre Sponsorenakquise nutzen und bei entsprechendem Erfolg innerhalb der Junior-Teams von Lotus weiter wachsen. Die Abstrahlung der guten Erfolge aus der Formel 1 tut ihr Übriges dazu.

Wie konnte Motopark solch erfolgreiche Fahrer wie Valtteri Bottas, Felix Antonio da Costa, Filipe Albuquerque und Co. herausbringen?
Timo Rumpfkeil: Ich denke, dass es eine große Stärke von uns ist, Talente sehr frühzeitig zu erkennen und diese äußerst individuell zu fördern. Jeder Fahrer braucht seine ganz individuelle Förderung und Betreuung. Das, kombiniert mit unserer Erfahrung, sowohl in der Talententwicklung, wie auch top vorbereitete Rennfahrzeuge an den Start zu bringen, welche durch erstklassige Ingenieure und Techniker als eingespieltes Team eingesetzt werden, macht hier den unterschied.

Wie kam es zur Teamgründung von Motopark?
Timo Rumpfkeil: Als 1998 die Rennstrecke in Oschersleben gegründet wurde, habe ich ursprünglich eine Rennfahrerschule eröffnet. Sehr schnell war uns klar, dass wir den nächsten Schritt gehen und unser eigenes Team betreiben wollten. Unsere direkte Anbindung an die Rennstrecke und mein Background drängte das damals förmlich auf. So nahm das Rennteam 1999 mit zwei Fahrzeugen in der Formel König seinen Beginn.

Motopark kooperiert seit Ende 2011 erfolgreich mit Lotus, Foto: Formel 3 Cup
Motopark kooperiert seit Ende 2011 erfolgreich mit Lotus, Foto: Formel 3 Cup

Gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den Talenten von vor zehn Jahren und heutzutage?
Timo Rumpfkeil: Ich denke, die breite Masse ist besser ausgebildet. Alles ist heutzutage viel analytischer und transparenter, daher ist der Durchschnitt deutlich besser. Da Gott sei Dank Talent nach wie durch nichts zu ersetzen ist, sehen wir immer noch alle Jahre herausragende Talente, die dann auch ihren Weg gehen. Ich denke, daran hat und wird sich nichts ändern.

Wovon hängt ab, in welchen Serien Motopark startet?
Timo Rumpfkeil: Das hängt davon ab, welche Serien wir für unsere Fahrer und für uns als gut betrachten und welche wir gut bedienen können. Hier steht für uns die Ausbildung unserer Fahrer an erster Stelle, natürlich unter Betrachtung der wirtschaftlichen Parameter.

Von 2009 bis 2011 startete Motopark auch in der Formel 3 Euro Serie - warum wurde das Engagement dort nicht fortgesetzt?
Timo Rumpfkeil: Wir sind 2009 in die Euro Serie eingestiegen als diese auf einem absoluten Hoch war. Wir konnten in unserer ersten Saison direkt Siege feiern, was in der Geschichte der Serie zuvor und danach nicht wieder passierte. Ab 2010 hat unter anderem die GP3 der F3 Euro Serie das Leben sehr schwer gemacht. Wir haben bis 2011 der Serie mit drei bis vier Fahrzeugen die Stange gehalten und das sehr gerne, da wir von der Serie überzeugt waren und sind. Allerdings war es für uns Ende 2011 nicht darstellbar, weiter in die F3 Euro Serie zu investieren. Deshalb haben wir uns auf den ATS-F3-Cup konzentriert. Dies auch ganz gezielt, um unseren Talenten eine nahtlose Förderung vom Kart über das ADAC Formel Masters und den ATS-Formel-3-Cup zu bieten.

Kimiya Sato und Jimmy Eriksson fuhren 2011 für Motopark in der F3 Euro Serie, Foto: F3 EuroSeries
Kimiya Sato und Jimmy Eriksson fuhren 2011 für Motopark in der F3 Euro Serie, Foto: F3 EuroSeries

Dieses Jahr löst die Formel 3 Europameisterschaft die Euro Serie ab. Wie siehst du diesen Schritt?
Timo Rumpfkeil: Wir beobachten die Entwicklungen in der Formel 3 EM sehr aufmerksam und ich bin überzeugt, dass die Ansätze von Gerhard Berger und der FIA richtig sind und sich diese langfristig auszahlen werden. Daher sehe ich uns über kurz oder lang auch wieder in der Formel 3 EM, auch um unseren Talenten einen weiteren Schritt im Hause bieten zu können.

Wie wichtig ist die Förderung durch den ADAC oder Speed Academy heute für junge Talente?
Timo Rumpfkeil: Ein sehr guter Ansatz. Der ADAC ist sehr konsequent und nachhaltig mit seiner Förderung. Die Speed Academy ist meiner Meinung nach eine sehr moderne Förderung, in der die Talente sich ihre Förderung über Leistung verdienen müssen und dabei sehr viel lernen. In einer Automobilnation wie Deutschland wäre es wünschenswert, gewisse Förderungen gezielter zu bündeln, denn auch die außergewöhnlichsten Talente werden ohne die notwendige Förderung ihren Weg in die Formel 1 nicht bestreiten können. Das ist allerdings ein solch komplexes Thema und mit dermaßen vielschichtigen individuellen Interessen durchzogen, dass ich bezweifle, das, wir so etwas in naher Zukunft bewundern können.