In Portimao gab es zum ersten Mal ein Nachtrennen in der LMS. Konntest du dich mit den Gegebenheiten anfreunden?
Stefan Mücke: Grundsätzlich macht es sehr viel Spaß, es ist eine neue Herausforderung für uns. Leider haben wir in unserem geschlossenen Auto etwas schlechtere Sicht, als die Fahrer der offenen Prototypen, das ist schon ein Nachteil. Gerade beim Überrunden und Überholen von GT-Fahrzeugen. Das macht es nicht einfach, schmälert den Spaß aber kaum.

Wie sah es mit der Ausleuchtung der Strecke aus - auch im Vergleich zu Le Mans?
Stefan Mücke: Rein vom Licht her ist es in Portimao schon besser beleuchtet als in Le Mans, aber hier gibt es viele blinde Kurven und Kuppen, das macht es dann doch etwas schwerer. Die Scheinwerfer können halt nicht den Berg rauf oder runter strahlen, sondern nur in den Himmel oder auf den Asphalt - und dann sieht man wieder nichts. Beim Überholen hat man die Autos teilweise erst sehr spät gesehen, einfacher als Le Mans war es also nicht.

DTM und LMS kaum vergleichbar

Muss man auch aufpassen, weil die Strecke kürzer ist und man mehr überholen muss?
Stefan Mücke: Man hat auf jeden Fall mehr zu tun, denn es gibt auch nur eine Gerade, wo man zudem vorsichtig sein muss, da es viele Bodenwellen und eine Linie gibt. Manchmal musste man drei oder vier Kurven warten, bevor man überholen konnte, daher variierten auch die Rundenzeiten stark. Wenn man mal zehn Meter zu spät dran war, konnte man leicht mehrere Sekunden verlieren.

Stefan Mücke auf dem Podium, Foto: LMS
Stefan Mücke auf dem Podium, Foto: LMS

Mittlerweile scheinst du dich im Langstreckensport eingelebt zu haben. Wie vergleichst du die jetzige Zeit zu der in der DTM?
Stefan Mücke: Mir macht beides sehr viel Spaß. Ich habe in der DTM viel gelernt, gerade im Qualifying. Ich weiß, wie man alles aus den Reifen herausholen kann, vielleicht kann ich das deswegen hier besser umsetzen. Hier muss man zwar sechs Stunden fahren und sich abwechseln, es gibt aber trotzdem sehr viele gute Fahrer. Gerade die laufende Saison ist ein Paradebeispiel dafür, wie eng es zugehen kann. Wir haben ein sehr hohes Niveau, auch wenn man die beiden Rennmodi kaum vergleichen kann.

Aber in der LMS ist man auch von der Leistung der anderen Fahrer abhängig...
Stefan Mücke: Das war zu Beginn auch etwas schwierig für mich, denn ich war es gewohnt, das Auto nur für mich abzustimmen und dann alleine drin zu sitzen, Entscheidungen zu treffen. Es ist schon komisch, wenn man alles teilen muss. Aber wir arbeiten jetzt im dritten Jahr zu dritt zusammen, haben ein gutes Verhältnis und wissen, was wir wollen. Von der reinen Abstimmung sind wir nie weit auseinander, man gewöhnt sich aneinander. Allerdings ist alles etwas erweitert, offener und man geht vielleicht nicht so ins Detail, weil die Zeit fehlt. Es ist anders als die DTM, aber trotzdem gut.

Ärgert man sich manchmal, wenn ein anderer Fahrer das Auto wegwirft?
Stefan Mücke: Natürlich schaut man, was die anderen Fahrer machen. Wir hatten in der Beziehung aber bisher immer Glück, obwohl immer etwas schiefgehen kann, auch bei mir. Aber das gehört zum Motorsport dazu. Grundsätzlich sind wir drei starke Fahrer und haben eine gute Ausgangsbasis.

Was zählt mehr: der Titel in der LMS oder Le Mans?
Stefan Mücke: Wenn man hier auf dem zweiten Gesamtrang rangiert, zählt natürlich die Meisterschaft. Vor Le Mans schaut man nur auf Le Mans, aber nun ist Le Mans vorbei und wir wollen hier wichtige Punkte holen, um es vielleicht doch noch nach ganz oben zu schaffen. Le Mans ist das Highlight des Jahres, wenn man da gut ist, ist man zufrieden. Wir sind dort als Vierter bester Benziner geworden, das war gut, auch wenn wir gerne auf dem Podium gestanden wären. Jeder weiß, dass man uns nicht mit den Diesel vergleichen kann, deswegen war es ein gutes Resultat. Hier in der Meisterschaft muss man konstant sein und über fünf Rennen hinweg eine gute Leistung bringen, Le Mans ist dagegen nur ein Rennen.

Zukunft im Langstreckensport

Beim Rennen auf dem Nürburgring wird Oreca nicht starten. Ein Gegner weniger für euch?
Stefan Mücke: Für die Meisterschaft ist es schade, wenn ein Gegner weniger dabei ist. Wir haben ja gesehen, wie viele Autos innerhalb von einer Sekunde liegen, das ist gut für den Sport. Oreca ist allerdings nicht unser Hauptkontrahent, wir kämpfen gegen Pescarolo. Man kann es drehen oder wenden wie man will, für den Sport wäre es besser, wenn Oreca mit dabei wäre.

Siehst du deine Zukunft auch im Langstreckensport?
Stefan Mücke: Ich denke schon, denn die LMS entwickelt sich als Meisterschaft sehr gut. Alles hängt von Aston Martin ab, wir müssen abwarten und sehen, wo es hingeht. Ich habe mich hier eingelebt und mir einen guten Namen verschafft. Langfristig sehe ich meine Zukunft hier.