Ralf Schumacher ist einer der Stars der DTM. In der September-Ausgabe unseres Printmagazins Motorsport-Magazin sprach er über seine Star-Rolle und sein neues Zuhause in der DTM. Mehr Interviews und Hintergrundgeschichten gibt es jeden Monat neu im Motorsport-Magazin.

Ralf, das Medieninteresse an Dir ist in der DTM enorm. Nervt Dich das ab einem gewissen Grad oder kannst Du damit gut umgehen?
Ralf Schumacher: Nein, das nervt überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Das Interesse ist sicher auch entstanden, weil ich vorher in der Formel 1 gefahren bin, aber auch das wird sicherlich im Laufe der Saison zurückgehen, wenn diejenigen im Vordergrund stehen, die um die Meisterschaft fahren. Der Medienrummel stört mich überhaupt nicht. Bei Mercedes-Benz Motorsport wird alles sehr detailliert, präzise und unglaublich gut organisiert und die Interviews und Marketing- und PR-Termine sind mit meinem Zeitplan gut zu vereinbaren.

Du bist aus der Formel 1 in die DTM gewechselt. Vermisst Du etwas aus Deiner Formel-1-Zeit?
Ralf Schumacher: Klar, ein Formel-1-Auto zu fahren, ist etwas ganz Besonderes. Das vermisse ich schon etwas, aber auf das Drumherum aus der Formel 1 kann ich eigentlich ganz gut verzichten. Man vermisst immer ein paar Leute, die man über die Jahre kennen gelernt hat, aber insgesamt fühle ich mich in der DTM ehrlich gesagt wohler als dies in der Formel 1 der Fall war.

Was würdest Du jemandem antworten, der die DTM nicht als sportliche Herausforderung, sondern nur als eine Art Freizeitbeschäftigung ansieht?
Ralf Schumacher: Ganz einfach: Selbst der zweifache Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen hat in der DTM erfahren, wie groß die Herausforderung hier ist. Ich durchlaufe diese Phase gerade und meiner Meinung nach ist die Herausforderung für uns sogar größer, ein DTM-Auto schnell zu fahren als ein Formel 1-Auto. Ansonsten ist die DTM viel näher an den Fans dran und man könnte sagen, dass ich somit wieder zu der Basis zurückkehre, als ich bereits vor 15 Jahren in der Formel 3 im Rahmen der DTM gefahren bin.

Würdest Du auch mal gerne gegen Deinen Bruder Michael in der DTM fahren?
Ralf Schumacher: Sicher, aber das steht nicht zur Debatte - schade eigentlich. Jetzt fährt er ja erst mal wieder in der Formel 1 und dann schauen wir mal, wie es weitergeht, vielleicht hat er nach diesem einmaligen "warm up" ja Lust auf die DTM - mir wäre es recht.

Reicht ein Jahr, um ein DTM-Auto kennen zu lernen?
Ralf Schumacher: Meine erste Saison mit einem Vorjahresfahrzeug reicht sicher, um den einen oder anderen Erfolg einzufahren, aber nicht, um konstant vorne mitzufahren. Dafür braucht es doch etwas mehr Zeit.

Verspüre keinen Druck

Verspürst du einen Druck, gewinnen zu müssen, weil Du in einer aktuellen C-Klasse gefahren bist?
Ralf Schumacher: Von Außen verspüre ich keinen Druck. Selbst habe ich natürlich eine eigene Erwartungshaltung und die habe ich zugegebenermaßen bislang noch nicht erfüllt.

Für das nächste Jahr wird die DTM-Entwicklung eingefroren. Du fährst also 2010 mit dem gleichen Auto. Ist das aus Deiner Sicht gut oder schlecht?
Ralf Schumacher: Im Sinne der Kostenersparnis und der wirtschaftlichen Entwicklung weltweit ist das sicherlich eine sehr sinnvolle Entscheidung. Die unveränderten Autos bedeuten für die Zuschauer an der Strecke und vor dem Fernseher ja keine schlechteren Rennen. Somit kann man an der richtigen Stelle Kosten einsparen und wird trotzdem genauso spannende Rennen und Unterhaltung haben wie in den Jahren zuvor. Aus dieser Sicht sehe ich es sehr positiv.

Wie wichtig wäre ein dritter Hersteller für die DTM?
Ralf Schumacher: Es ist klar, dass wir jetzt mit Audi und Mercedes-Benz hochkarätige und spannende Rennen haben - siehe Norisring, als nach 80 Runden sieben Autos innerhalb von 3,8 Sekunden ins Ziel fuhren und Jamie Green im Mercedes gewann, siehe auch Lausitzing und Zandvoort, alles hochkarätige Rennen mit Mercedes-Siegen. Trotzdem wäre jeder zusätzliche Hersteller sicherlich hilfreich, um die DTM für die Fans noch interessanter und abwechslungsreicher zu machen. Das gilt jedoch nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch abseits davon. Jeder Hersteller bringt zusätzliche Fangruppen und andere Sponsoren und Möglichkeiten der Vermarktung mit, womit die DTM langfristig noch viel besser werden könnte. In dieser Hinsicht wäre jeder Hersteller willkommen.

Noch ist die Zukunft von Schumacher ungewiss, Foto: DTM
Noch ist die Zukunft von Schumacher ungewiss, Foto: DTM

Du wirst gerne als Zugpferd der DTM bezeichnet. Wie gefällt Dir diese Bezeichnung?
Ralf Schumacher: Das freut mich zu hören, aber ich sehe das nicht so. Klar, ich bin gerne hier und wurde mit offenen Armen empfangen, deswegen leiste ich gerne meinen Beitrag dazu, die DTM noch etwas bekannter zu machen und für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Denn angesichts der Leistungen der Fahrer und des Engagements der Verantwortlichen verdient die DTM diese Aufmerksamkeit auf jeden Fall. Persönlich sehe ich mich aber nicht als Zugpferd, die DTM würde bestimmt auch sehr gut ohne mich auskommen – das hat sie ja über zwei Jahrzehnte bewiesen.

Kannst du schon etwas zu Deiner DTM-Zukunft verraten?
Ralf Schumcher: Nein, dafür ist es noch zu früh. Entscheidend sind die Ergebnisse.

Du bist schon 18 Jahre im Motorsport aktiv. Hast Du Dir nebenbei schon ein zweites Standbein für die Zeit danach aufgebaut?
Ralf Schumacher: Nein, da gibt es nichts Besonderes. Grundsätzlich möchte ich weiter im Motorsport involviert bleiben, irgendwann vielleicht auch mal in einer anderen Funktion, aber das ist jetzt noch Zukunftsmusik. Momentan zählt das Hier und Jetzt in der DTM und darauf konzentriere ich mich hundertprozentig.

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