Ausgerechnet Bernd Schneider war es, der am bislang letzten Norisring-Sieg der Ingolstädter 2002 nicht ganz unbeteiligt war: Auf scheinbar sicherem Siegkurs ließ sich Schneider damals bei der letzten Durchfahrt der Grundigkehre von Laurent Aiello im Abt-Audi überrumpeln - und musste sich mit Rang zwei begnügen. Umso mehr fieberte Schneider, der zuletzt 2000 in Nürnberg triumphierte, heute am Mercedes-Kommandostand mit. "Es hat mich Nerven gekostet. Man zittert mit den Kollegen, und die letzten Runden waren einfach unglaublich. Die Aktion von Bruno, dann der Verbremser, dann Jamies Manöver. Es hat mich wahnsinnig gefreut, dass es die Jungs geschafft haben", resümierte der DTM-Rekordchampion gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Ausgestattet mit allen Daten konnte sich Schneider auch in der turbulenten Endphase ein detailliertes Bild vom Renngeschehen verschaffen. "Zehn Runden vor Schluss wusste ich, dass es sehr schwer wird. Ohne Fehler ist es auf dem Norisring sehr schwer zu überholen. Aber am Kommandostand wussten wir: Wenn es geht, dann nur in den letzten zehn Runden", erläuterte der langjährige HWA-Pilot. "Denn die Audis haben mit den Reifen etwas mehr gehadert als wir. Timo ist zum Ende hin schon ziemlich herumgerutscht. Jamie und Bruno haben sehr gut Druck auf ihn ausgeübt."

Vorsicht im internen Duell

Dennoch ging das Rennen auch aus Sicht Bernd Schneiders anders aus als gedacht. Mit dem ersten Jahreswagensieg seit Gary Paffett in Oschersleben 2007 hatte auch er nicht gerechnet: "Ich hätte eher auf Bruno gesetzt, denn ich dachte, dass er zumindest den zweiten Platz hält und sich Jamie soweit zurückhält, bis die zwei da vorne ihren Kampf ausgefochten haben. Es wäre nicht gut gewesen, wenn Bruno und Jamie miteinander gekämpft hätten, bevor der Kampf mit Timo geklärt war." Und in der Tat Green am Ende dadurch zum Erfolg, dass er sich zunächst vornehm zurückhielt: "Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte - das ist oft im Leben so."

Bernd Schneider hält den Fehler in der Grundigkehre, auf Grund dessen Spengler die kurzzeitig eroberte Führung wieder an Timo Scheider zurückgeben musste, für entschuldbar. "Es lag nicht an der Konzentration", konstatierte der 44-Jährige. "Bruno musste im Kampf gegen Timo etwas von der Ideallinie weg. Man sammelt ein bisschen Dreck auf, will auch nicht zu früh bremsen, und dann passiert das leicht. Das wird Bruno sicher nicht noch einmal passieren."