Was sagst du zum Rücktritt von Bernd Schneider?
Tom Kristensen: Ich kann ihm nur zu seiner hervorragenden Karriere gratulieren. Er ist immer ein starker und motivierter Rennfahrer gewesen. Es ist schade, dass der erfahrenste Fahrer nicht mehr dabei ist.

Wie hast du 2006 den Meisterschaftskampf gegen Bernd Schneider erlebt?
Tom Kristensen: Leider bin ich damals in Brands Hatch in Führung liegend ausgefallen. Am Ende waren die Freunde aus Stuttgart sehr stark, und Bernd hat verdient den Titel gewonnen. Wir hatten immer harte, aber faire Kämpfe. Ich kann mich nur an ein Duell in Zandvoort erinnern, über das wir uns nicht ganz einig waren. Aber darüber brauchen wir heute nicht mehr zu reden. Die Zweikämpfe mit ihm waren zu 99 Prozent Highlights. Ich wünsche ihm alles Gute und bin sicher, dass wir auch in Zukunft noch miteinander ein Glas Wein trinken und uns gut unterhalten können.

Bernd bleibt weiterhin als Botschafter und Berater für AMG-Mercedes. Hast du dir schon ähnliche Gedanken für die Zeit nach deiner Rennfahrerkarriere gemacht?
Tom Kristensen: Das ist für mich noch nicht interessant. In dieser Hinsicht sollten die Medien ruhig noch den Fokus auf Bernd legen.

Welche Vor- und Nachteile siehst du heutzutage für routiniertere Piloten in einer Serie wie der DTM?
Tom Kristensen: Die jungen Fahrer kommen heute mit viel mehr Erfahrung in die höheren Serien als damals. Sie haben viel mehr Rennkilometer hinter sich und sind besser ausgebildet als damals wir in diesem Alter. Die Rennserien haben sich insgesamt vor allem deshalb sehr verjüngt, weil der Nachwuchs immer früher auch in hochklassigen Serien konkurrenzfähig ist. Je älter man wird, umso mehr Erfahrung hat man, aber man muss dieselbe Motivation haben wie ein jüngerer Fahrer. Man muss sich selbst immer wieder beweisen. Das ist für ältere Fahrer schwieriger als noch vor zehn oder 20 Jahren.

Von zwei Poles abgesehen gab es für Tom Kristensen 2008 nicht viel zu jubeln, Foto: Audi
Von zwei Poles abgesehen gab es für Tom Kristensen 2008 nicht viel zu jubeln, Foto: Audi

Wie erklärst du dir deine schwankenden Ergebnisse in diesem Jahr?
Tom Kristensen: Jedes Mal, wenn ich in der ersten Startreihe war - und das war in diesem Jahr drei Mal der Fall - ist irgendetwas schief gegangen, ob unverschuldet oder selbst verschuldet. In Le Mans und am Nürburgring waren die ausbleibenden Ergebnisse vor allem wetterbedingt, in Oschersleben ist mir selbst ein Fehler passiert. Wenn ich bei diesen drei Rennen gepunktet hätte, wäre die Saison wohl ganz anders verlaufen.

2006 warst du sechsmal auf dem Podest und hast zwei Siege eingefahren. Was ist damals anders verlaufen?
Tom Kristensen: Es muss zu Beginn der Saison gut laufen, sonst ist man teamintern nicht in der richtigen Position. Es ist ein natürlicher Vorgang, dass schon zu Saisonmitte derjenige die volle Aufmerksamkeit bekommt, der in der Meisterschaft die besten Chancen hat. Ist es zu Saisonbeginn nicht gut gelaufen, hat man zum Beispiel irgendwann nicht mehr die erste Wahl bei der Wahl der Boxenstoppstrategie. Das soll aber keine Ausrede für die Ergebnisse dieses Jahres sein.

Hättest du für 2009 Lust auf eine weitere Saison beim Audi Sport Team Abt?
Tom Kristensen: Ich kann mir gut eine weitere Saison im Audi A4 DTM-Neuwagen vorstellen. Ich werde mich mit Dr. Ullrich und meinem Team zusammensetzen und über die nächste Saison beraten. Wir werden sehen.

Siehst du in Dänemark schon potenzielle Nachfolger heranwachsen?
Tom Kristensen: Kevin Magnussen, der Sohn von Jan Magnussen, hatte in der Formula Masters zuletzt leider Probleme. Marco Sörensen hat einen tollen Job gemacht, er ist ein großes Formeltalent. Wir haben in Dänemark zurzeit viele junge Fahrer, die die Chance haben, im Rennsport erfolgreich zu sein. Im Tourenwagen haben wir Nicki Thiim und Christoffer Nygaard, die viel versprechende Talente sind. Momentan sieht es sehr gut aus für den dänischen Nachwuchs, nachdem es lange nicht so viele junge Talente gab. Dennoch ist noch offen, ob sie ihren Weg in der hart umkämpften Motorsportwelt machen können.

Wie stark sind in Dänemark die nationalen Serien?
Tom Kristensen: Wir haben zwei Rennstrecken, eine weitere befindet sich in Schweden in unmittelbarer Nähe zu Dänemark. Diese sind allerdings alle sehr klein. Der Nachwuchs fährt in der dänischen Tourenwagenserie DTC oder in der Formel Ford; es gibt also eher kleinere Rennklassen. In der DTC werden ähnliche Autos gefahren wie in der WTCC, so dass es hier durchaus eine professionelle Vorbereitung gibt. Der Formel-Nachwuchs muss dennoch nach der Formel Ford sofort ins Ausland, um Karriere zu machen.