In den letzten Tagen hat Bernd Schneider schon ein paar Mal an die letzten Runden des DTM-Rennens in Hockenheim gedacht. Es werden nicht nur die letzten Runden dieser Saison, es werden auch die letzten Runden in der langen Motorsportkarriere des Bernd Schneider sein. "Aber dann habe ich den Gedanken immer schnell wieder verworfen", verrät er. Denn einfach wird der Abschied für ihn nicht. "Ich hoffe, dass ich bis zur letzten Runde in einem harten Kampf stecke, dann habe ich nicht so viel Zeit, über die letzten 30 Jahre nachzudenken."

30 Jahre Motorsport liegen hinter ihm, in denen er sich den Ruf eines fairen Sportsmanns erarbeitet hat. "Ich erinnere mich an keinen Moment, wo er als Rüpel aufgetreten wäre", betont Schneiders langjähriger Wegbegleiter Norbert Haug. "Es gab aber auch keine Sekunde, wo er hinterhergefahren wäre."

Und noch fühlt sich Schneider fit. "Ich bin konkurrenzfähig, das sieht man an meiner Pole Position und meinem Sieg", sagt er. Aber letztendlich sei es Zeit gewesen, den Lebensabschnitt Motorsport zu beenden. "Es ist ja nicht das Ende meines Lebens, es kommt ja etwas Neues." Als Markenbotschafter von AMG wird er der Marke weiterhin erhalten bleiben. Auch sein Umzug aus Monaco in die Schweiz wird ihn nach dem Finale beschäftigen. "Das hilft mir im ersten Moment sicher darüber hinweg, Abschied zu nehmen."

Ein Sieg zum Abschied

Bernd Schneider wünscht sich einen letzten Sieg., Foto: DTM
Bernd Schneider wünscht sich einen letzten Sieg., Foto: DTM

Derzeit ist er jedoch voll konzentriert auf das Rennen, möchte seinem Markenkollegen Paul di Resta im Titelkampf nach Kräften unterstützen. "Wir werden das bestmögliche Setup im Team erarbeiten und Paul unterstützend zur Seite stehen", verrät er. Dann habe es der Schotte jedoch in eigenen Händen. An ein Horrorszenario, bei dem Schneider einen Abschiedssieg herschenken müsste, damit di Resta Meister werden könnte, denkt er gar nicht. "Das würde gar nicht im Weg stehen, denn wenn Paul Zweiter werden würde und Timo [Scheider] Dritter, wäre Paul immer noch Meister."

Norbert Haug ergänzt: "Am Nürburgring durfte Bernd auch vor Paul gewinnen und wir würden uns das nie vorwerfen, wenn am Ende zwei Punkte fehlen würden." Man wolle auf der Strecke gewinnen. "Wir möchten absolut fairen, harten Sport, keine Blockaden und keine Platztauschaktionen. Das haben wir nie gemacht und das werden wir auch nie tun."

Entsprechend denkt Schneider durchaus über einen Abschied mit einem Knall nach: "Für mich wäre ein Sieg ein Traumergebnis." Hockenheim ist eine seiner Lieblingsstrecken und als Rennfahrer mit Herz und Seele möchte er natürlich immer gewinnen. "Vielleicht kann ich mir selbst ein kleines Geschenk machen."

Wenn, dann nur ein halber Rückfall

Langeweile verspürte Schneider in seiner langen Karriere nie. "Wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann, braucht man keine zusätzliche Motivation", verrät er. "Man fährt nicht nur ständig im Kreis, es gibt immer wieder neue Dinge. Selbst wenn man 1.000 Runden in Hockenheim gefahren ist, probiert man wieder andere Dinge aus. Ich habe es noch nie erlebt, dass ich keinen Bock auf ein Autorennen gehabt hätte."

Besteht also die Gefahr eines Rückfalls, eines Engagements in einer anderen Rennserie? "Ich weiß gar nicht, ob mir die Zeit dafür bleiben würde, aber ich möchte nicht ausschließen, dass ich mal ein 24 Stundenrennen fahre. Eine ganze Meisterschaft werde ich aber garantiert nicht mehr bestreiten." Denn als AMG-Markenbotschafter und Testfahrer dürfe er weiterhin tolle Autos fahren und entwickeln.