In Brands Hatch haben wir mit Mattias Ekströms Aufholjagd wie in alten Zeiten eine mutige Strategie gesehen, die belohnt wurde. Auch ansonsten waren die Taktiken durchaus unterschiedlich. Kehrt der Faktor Strategie zurück?
Dr. Wolfgang Ullrich: Die Taktik spielt in jedem Rennen ihre Rolle. Es hängt allerdings sehr davon ab, in welcher Position die eigenen Autos fahren. Wenn man ganz vorne fährt, ist man in der Wahl der Taktik weit weniger frei, als wenn man weiter hinten im Feld platziert ist. Dann bieten sich auch ganz andere Strategien als die, einfach zum frühestmöglichen Zeitpunkt in die Box zu kommen. Den frühestmöglichen Stopp muss man außer in Brands Hatch eigentlich immer wählen, um nicht Gefahr zu laufen, Positionen zu verlieren.

Gibt es mit der Ausweitung des Boxenstoppfensters wieder genug strategische Möglichkeiten, die die Spannung der Rennen erhöhen?
Dr. Wolfgang Ullrich: Die gibt es, aber Brands Hatch ist eine spezifische Strecke. Hier läuft man Gefahr, in den Verkehr zu kommen, wenn man zum frühesten Zeitpunkt den ersten Boxenstopp antritt. Somit wäre der Vorteil der neuen Reifen zunichte gemacht.

Für 2007 gab es einige Änderungen am Sportlichen Reglement, die in den Rennverlauf eingreifen. Glauben Sie, dass diese sich bewährt haben?
Dr. Wolfgang Ullrich: In Brands Hatch haben wir ein Rennen gesehen, in dem alles sehr gut funktioniert hat. Es hat gute Zweikämpfe gegeben, es hat auch viele saubere Überholmanöver gegen langsamere Fahrzeuge gegeben, ohne dass es zu Blockaden gekommen ist. Das ist die DTM, wie wir sie gerne haben. Leider kann das aber nicht immer gleich gut funktionieren.

In Kürze beginnt die Arbeit am Nachfolger des aktuellen A4 DTM, Foto: DTM
In Kürze beginnt die Arbeit am Nachfolger des aktuellen A4 DTM, Foto: DTM

Das Kräfteverhältnis ist in dieser Saison mit der Zeit immer ausgeglichener geworden. Sind Sie nach Ihrer Dominanz der ersten beiden Rennen anders an die Weiterentwicklung des Fahrzeugs herangegangen als gewohnt?
Dr. Wolfgang Ullrich: Selbstverständlich. In den Jahren, in denen wir zu Beginn der Saison ein Auto hatten, das nicht so gut funktioniert hat wie erwartet, haben wir versucht, schon sehr früh eine besonders intensive Weiterentwicklung zu betreiben. In diesem Jahr haben wir vor allem deshalb früh gezielt weiterentwickelt, um für den Norisring einen entscheidenden Schritt nach vorne zu tun. Unsere Konkurrenten von Mercedes haben über die Saison hinweg viel Detailarbeit geleistet und sie dazu nutzen können, uns in ihrer Performance immer näher zu kommen.

Wie nutzen Sie die reglementarisch begrenzte Anzahl an Testtagen während der Saison?
Dr. Wolfgang Ullrich: Die Anzahl der Testtage ist ausreichend. Die Frage ist, was man spezifisch mit den Testtagen macht. Es gibt für jeden Testtag Schwerpunkte. So fährt man auch einmal einen Test, nur um eine bestimmte Komponente zu optimieren. Das ist für die Weiterentwicklung während der Saison der Normalfall.

Im vergangenen Jahr haben Sie eine Parallelentwicklung betrieben und die Entwicklung des Autos für 2008 ungewöhnlich früh begonnen. Was ist diesmal Ihr Zeitplan?
Dr. Wolfgang Ullrich: Wir werden eine Weiterentwicklung des bisherigen Autos vornehmen. Die Aktivitäten für 2009 werden demnächst beginnen.

Inwieweit erhoffen Sie sich angesichts des seit Jahren fast gleichen Technischen Reglements noch größere Schritte nach vorn?
Dr. Wolfgang Ullrich: Es wird natürlich immer schwieriger, im Detail noch Optimierungsmöglichkeiten zu finden. Allerdings hatten wir für diese Saison ein komplett neues Auto, das für das nächste Jahr noch viel Potenzial haben sollte.

Ein neues Technisches Reglement wurde erstmals 2005 für 2007 angekündigt, mittlerweile ist es auf 2010 verschoben.
Dr. Wolfgang Ullrich: Wir arbeiten daran. Wir möchten das Reglement in einer ordentlichen Form durchgearbeitet haben, und das braucht leider mehr Zeit als ursprünglich geplant.