So sehr das Mittelfeld während der Norisring-Läufe der vergangenen Jahre auch im Crash-Chaos versinken mochte - an der Spitze zog stets ein HWA-Pilot wie auf Schienen seine Kreise. Zuletzt war es Bruno Spengler, der auf seiner Fahrt zum Triumph vom Rest des Renngeschehens wie abgekoppelt schien. Dennoch sieht motorsport-magazin.com DTM-Experte Manuel Reuter auf den Pole-Inhaber nicht erneut jene Spazierfahrt zukommen, mit der er in den vergangenen beiden Jahren den Sieg einfuhr.

"Mercedes hat tendenziell auch im Rennen einen Vorteil - aber der Vorsprung ist sehr klein", prognostiziert Reuter. Teamintern sieht er für den Kanadier allerdings starke Konkurrenz: "Bruno hat hier eine sehr starke Form gezeigt. Im Rennen wird die Frage sein, wie gut im Einzelnen auch das Setup der übrigen HWA-Fahrer sein wird." Noch schwieriger als gewohnt gestaltete sich während der Tests das Deuten der jeweiligen Long-Run-Zeiten: "Am Freitag sind alle zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen Spritmengen ihre Long Runs gefahren - und die Strecke wurde von Minute zu Minute besser."

So sind kleine Überraschungen im Kräfteverhältnis der Protagonisten zwar ausgeschlossen - anders als mit Blick auf die Taktik. Auch das ungewöhnlich viele Runden umfassende Boxenstoppfenster wird den Kommandoständen aus Sicht Reuters keine neuen Möglichkeiten eröffnen: "24 Runden sind viel - die Strategie wird sich mit Sicherheit ein wenig entzerren. Ausschlag gebend wird das aber vermutlich nicht sein." Stattdessen droht wie in den Vorjahren eine Material- und Konditionsschlacht:

"Die Frage wird sein, wer über die lange Distanz von 74 Runden die beste Balance und den geringsten Bremsverschleiß hat", bemerkt Manuel Reuter mit Blick auf den 2,3 Kilometer langen Stop-and-Go-Kurs, "auch die Temperatur wird eine große Rolle spielen. Es wird im Rennen wesentlich wärmer sein als gestern, und die Temperatur wird weiter steigen. Wer das Thema Temperatur auf sein Setup adaptiert hat, wird im Vorteil sein."

Ob das auch auf die zuletzt so erfolglosen Mercedes-Jahreswagen zutrifft? "Gary Paffett hat eine sehr gute Performance gezeigt. Tendenziell werden die Mercedes-Jahreswagen im Rennen noch stärker werden. Wir sprechen von Hundertstelsekunden, die auf dem Norisring am Ende den Ausschlag geben..."