Katherine, hat Dich der EuroSpeedway ein bisschen an Amerika erinnert?
Katherine Legge: Nein, nicht wirklich. Das einzige, was mich daran erinnert, sind die ChampCar-Trucks und die Tatsache, dass es ein Oval ist. Ansonsten ist es ganz anders als in den Staaten - vor allem das Wetter.

Gefällt es Dir, zurück in Europa zu sein?
Katherine Legge: Ja natürlich, andererseits ist es egal, wo man ist. Bei mir dreht sich alles um Motorsport. Aber ich genieße es, wieder näher bei meinen Freunden und meiner Familie zu leben. Gleichzeitig vermisse ich meine Freunde aus Amerika.

Andreas Wirth ist wie Du in der Atlantic Series gefahren. Er sagt, dass ihm besonders der Lifestyle in den Staaten gefällt. Ist das bei Dir ähnlich?
Katherine Legge: Ja, das geht mir genauso. Ich vermisse die Ruhe und Ungezwungenheit der Staaten ein bisschen. Letztlich haben beide Seiten Vor- und Nachteile. Als ich in den Staaten lebte, habe ich Europa vermisst, jetzt ist es umgekehrt. Damit muss man klarkommen.

Versuchst Du, Deutsch zu lernen?
Katherine Legge: Oh ja, Oliver Jarvis, Alex Prémat und ich lernen zusammen Deutsch. Leider ist es eine ziemlich schwierige Sprache.

Im Motorsport ist die Sprache nicht so entscheidend. Ralf Schumacher sagte nach seinem Wechsel aus der Formel 1 in die DTM, dass er manchmal gar nicht die deutschen Begriffe kennen würde, um mit seinen Ingenieuren zu sprechen.
Katherine Legge: Die Motorsportsprache ist Englisch. Allerdings ist es gut, Deutsch zu lernen, weil ich für ein deutsches Unternehmen arbeite und die Rennen hauptsächlich in Deutschland stattfinden und somit hauptsächlich deutsche Fans an der Strecke sind. Da gehört es für mich dazu, die Sprache zu lernen.

Ihren 2006er-A4 hält Legge nur für ein bedingt geeignetes Einsteigerauto, Foto: DTM
Ihren 2006er-A4 hält Legge nur für ein bedingt geeignetes Einsteigerauto, Foto: DTM

Gefällt Dir die Fannähe in der DTM?
Katherine Legge: Es gibt einen Unterschied zwischen den amerikanischen Fans und den europäischen. In Europa wissen die Fans viel mehr über den Motorsport. In Amerika finden viele Rennen auf Stadtkursen statt, deswegen kommen viele aus Spaß zu den Rennen. Hier gibt es viel mehr Hardcore-Fans, die teilweise mehr über dich wissen als du selbst. Auf eine gewisse Weise ist das ziemlich cool.

Wirst Du schon mal auf der Straße erkannt und angesprochen?
Katherine Legge: Hier ist mir das noch nicht passiert, aber als ich zeitweise in Indy gewohnt habe, kam das schon einmal vor. Allerdings nicht allzu häufig, denn in Indianapolis haben viele Leute etwas mit Motorsport zu tun. Für mich ist das auch nichts Besonderes; ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann das zum ersten Mal passiert ist. Etwas anderes wäre es, wenn mich in London jemand auf der Straße erkennen würde. Aber so weit sind wir noch lange nicht.

Du hast Deinen ersten Testtag im Winter mit dem ersten Schultag verglichen. Wie fällt Dein Zwischenzeugnis nach den ersten Rennen aus?
Katherine Legge: Ich gewöhne mich immer besser an die DTM und die ganzen Abläufe. Auch verbessere ich mich von Rennen zu Rennen, ich bin also auf dem richtigen Weg. Natürlich mache ich noch Fehler, aber ich bin auch erst vier Rennen gefahren. Hoffentlich können wir den Aufwärtstrend fortsetzen, dann ist alles im Lot. Wenn die Leistungen stagnieren oder sogar bergab gehen, beginnt man an sich zu zweifeln. Es ist wichtig, sich immer weiter zu verbessern und weiter zu lernen.

Hattest Du vor Saisonbeginn mehr erwartet?
Katherine Legge: Natürlich hatte ich erwartet, besser zu sein. Vor der Saison war ich sehr nervös, weil ich nicht wusste, was mich erwarten würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht erkannt, wie groß die Herausforderung sein würde, ein 2006er Auto zu fahren. Zudem habe ich mit Christijan Albers einen erfahrenen Teamkollegen, der beinahe schon mal die Meisterschaft gewonnen hat und lange in der Formel 1 gefahren ist. Das hilft mir einerseits beim Lernen, legt die Meßlatte andererseits aber ziemlich hoch. Ich war bislang nie mehr als eine halbe Sekunde von ihm weg, das ist ziemlich gut. Aber ja: ich hatte mehr erwartet, wusste jedoch nicht, dass die Leistungsdichte in der DTM so hoch ist. Mit einem 2008er Auto würde es wahrscheinlich anders aussehen, aktuell sehe ich die Saison als Charakterstärkung an. Ich möchte so viel wie möglich lernen, damit ich nächstes Jahr besser abschneiden kann.

Ist der 2006er Audi ein gutes Einsteigerauto? Ist er leicht zu fahren?
Katherine Legge: Nein, das Auto ist leider sehr, sehr schwierig zu fahren. Das sagen alle. Das Auto übersteuert am Kurveneingang stark und es ist nicht gerade einfach, damit die ersten Schritte zu machen. Allerdings ist es gut, gleich zu Beginn eine Herausforderung zu haben.

Katherine Legge profitiert von der Erfahrung Christijan Albers', Foto: Sutton
Katherine Legge profitiert von der Erfahrung Christijan Albers', Foto: Sutton

Hast du Dich schon im Team eingelebt?
Katherine Legge: Audi und das Team waren eine tolle Hilfe für mich. Es macht mir auch sehr viel Spaß das Auto zu fahren. Mittlerweile fühle ich mich darin viel mehr zuhause und kann auch etwas damit herumspielen. Natürlich ist es kein Formelauto, woran ich gewöhnt bin, aber letztlich ist ein DTM-Wagen ein Rennauto wie jedes andere auch.

Du bist neu in der DTM, Dein Team ist auch noch relativ neu dabei. Profitiert Ihr von Christijans Erfahrung?
Katherine Legge: Absolut. Er weiß, was uns erwartet. Da er schon für Mercedes gefahren ist, besitzt er auch eine interessante Insidersichtweise. Beim Setup bevorzugt er eine etwas andere Fahrweise, aber er kann dem Team und mir helfen.

Hast Du einmal mit Deiner Vorgängerin Vanina Ickx gesprochen?
Katherine Legge: Nein, leider nicht. Vielleicht bekomme ich eines Tages die Chance, mit ihr zu sprechen, bislang war das jedoch nicht der Fall. Im Vergleich mit ihr habe ich den Vorteil, dass ich etwas mehr Erfahrung mit Formelautos besitze, weil ich die ganzen Rennklassen durchlaufen habe. Das hilft mir sicherlich.