Spätestens seit seinem Sieg in Oschersleben ist für Timo Scheider der Knoten geplatzt. Schon allein der Meisterschaftsstand zeigt, dass Timo zurzeit eine Macht im Audi-Lager ist, die nicht nur für Mattias Ekström nicht leicht zu schlagen sein wird. Timo fuhr in Oschersleben ein einsames wie dominantes Rennen - während es hinter ihm heiß herging:

Im Laufe des Rennens gab es viele Kampfgruppen, die für die nötige Spannung gesorgt haben. Für Oscherslebener Verhältnisse wurde relativ viel überholt - auch wenn man erneut sah, dass es gerade hier mit diesen Autos nicht ganz einfach ist. Sehr deutlich war auch die Anfälligkeit der Autos zu beobachten, sobald bei Berührungen aerodynamische Teile verloren gingen. Mattias Ekström war das beste Beispiel dafür, dass gerade der neue, aerodynamisch extreme Audi A4 bei Teileverlust schnell aus der Balance gerät - während ihm Jamie Green mit der lädierten Heckpartie seiner C-Klasse relativ mühelos davonfuhr.

Im Rahmen des Boxenstoppfensters haben sich die Topteams wie schon in Hockenheim belauert und nahezu zeitgleich ihre Stopps absolviert. Das Erfreuliche daran ist, dass die Jahreswagen davon profitieren und mit anders getimten Boxenbesuchen in die Punkte fahren können. So setzte sich Markus Winkelhock mit einem guten, unauffälligen Rennen an die Spitze der Jahreswagen - nachdem Oliver Jarvis von Startplatz vier aus beim üblichen Gerangel in der ersten Kurve den Kürzeren gezogen hatte. Beim missglückten Überholmanöver gegen Christijan Albers hat sich seine Unerfahrenheit noch bemerkbar gemacht. So erhielt auch Oliver eine Strafe durch die Rennleitung, die wiederum überzeugende Arbeit geleistet hat: Die Sportkommissare haben gemäß einer klaren Linie nachvollziehbare Entscheidungen getroffen. Wenn sie dies weiter beibehalten, ist das ein Gewinn für die DTM.

Ralf am Maximum

Auch in Mugello sieht Manuel Reuter beste Chancen für Timo Scheider, Foto: Sutton
Auch in Mugello sieht Manuel Reuter beste Chancen für Timo Scheider, Foto: Sutton

Nach seinem verkorksten Wochenende in Oschersleben wird es für Bernd Schneider nicht einfacher, sich gegen die jüngere Konkurrenz bei HWA durchzusetzen. Wie schon 2004 und 2005 werden die Stimmen laut, wonach er mit seinen 43 Jahren mittlerweile einfach zu alt sei. Dass dies nicht unbedingt den Tatsachen entspricht, zeigten Bernds Sektorzeiten im Qualifying, die - in einer Runde addiert - zur Bestzeit im HWA-Lager gereicht hätten. Auch Tom Kristensen hat im gehobenen Rennfahreralter zunächst eine lupenreine Leistung gezeigt - bis sein Rennen mit den Frühstart bereits gelaufen war. Als bester Mercedes-Jahreswagenpilot zeigte Ralf Schumachers Formkurve derweil weiter nach oben. Obwohl die Punkteränge außer Reichweite waren, hat Ralf mit Platz zehn fast schon das Maximum dessen erreicht, was mit der Vorjahres-C-Klasse zurzeit möglich ist.

Auch für die Mercedes-Neuwagen blieb mit Bruno Spenglers Podestplatz erneut nur Schadensbegrenzung. Die Stuttgarter müssen auf Mugello, insbesondere jedoch auf die große Pause zwischen dem vierten und fünften Rennen hoffen - während derer allerdings auch Audi nachlegen wird. Schon allein das Technische Reglement der DTM macht es Mercedes nicht leicht, den aktuellen Rückstand aufzuholen. Während der Saison eine komplett neue Aerodynamik zu entwickeln, ist völlig unmöglich bzw. per Reglement verboten. Es müssen in vielen Bereichen Detailverbesserungen erzielt werden.

Schwierige Ursachenforschung

Die Weiterentwicklung wird sowohl durch die - reglementarisch begrenzten - Testfahrten als auch durch die permanente Entwicklung und Simulation am Computer vorangetrieben. Zunächst jedoch muss Mercedes die genauen Ursachen des Rückstands orten. Die Piloten haben bisher keine konkreten Kritikpunkte an der neuen C-Klasse ausgemacht. Erst wenn die Ingenieure genau wissen, in welchen Bereichen nachgearbeitet werden muss, hat die Aufholjagd Aussicht auf Erfolg.

Trotz des nun 20 Kilo schweren Gewichtsvorteils wird Audi auch in Mugello noch im Vorteil sein. Die vielen schnellen, aerodynamisch anspruchsvollen Kurven kommen Audi sehr entgegen, wohingegen Mercedes auf der langen Start-/Ziel-Geraden den Topspeed-Vorteil der neuen C-Klasse ausspielen kann. So hat auch im letzten Jahr nach der Fünffach-Pole der Ingolstädter völlig unerwartet ein Mercedes gewonnen. Bei den ITR-Tests hat Mercedes in Mugello keinen schlechten Eindruck hinterlassen.

Spannung verspricht in Mugello der Reifenverschleiß, der über die Distanz in kritische Bereiche vordringen könnte: Der Kurs in der Toskana hat einen für die Reifen sehr aggressiven Streckenbelag. Sollte es sehr heiß werden, wird es interessant zu beobachten, inwieweit vor allem Audi mit dem dortigen Reifenverschleiß zurechtkommt. Wer in den schnellen Kurven extrem schnell unterwegs ist, belastet auch die Reifen extrem - schon die Reifentemperaturen in Hockenheim waren nicht ohne. Für Audi wären mit einem allzu schnellen Drop der Reifen schnell einige Sekunden verloren. Im Sinne eines spannenden Duells könnte uns das nur recht sein - droht Timo doch seine überragende Performance zu konservieren...