Katherine Legge bei Futurecom TME, Oliver Jarvis bei Phoenix und Markus Winkelhock bei Rosberg: So lauten die drei Neuzugänge im neunköpfigen Audi-Werksfahrerteam, die bereits in den vergangenen Wochen die Spekulationen beherrscht hatten. Sie verstärken den bekannten Kader aus dem gewohnten Abt-Audi-Quartett sowie Alexandre Prémat und Mike Rockenfeller, die ihre Cockpits im Jahreswagen behalten haben. "Ich denke, das ist die schlagkräftigste Fahrermannschaft seit unserem werksseitigen Comeback in der DTM", glaubt Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich, "ich bin sicher, dass wir fahrerisch für das harte Duell gegen Mercedes-Benz bestens aufgestellt sind."

Der Vergleich mit Mercedes kommt nicht von ungefähr: Mit der neuen Saison nimmt Audi endgültig Abschied von der bisherigen Strategie, langjährige Langstreckenpiloten in der DTM etablieren zu wollen. Insbesondere der einst von McLaren geadelte Brite Oliver Jarvis und der frühere Mercedes-Pilot Markus Winkelhock stehen für einen Sinneswandel...

Katherine Legge - die neue Vanina

In der DTM will Katherine Legge ebenso für Furore sorgen wie einst in den USA, Foto: Moy/Sutton
In der DTM will Katherine Legge ebenso für Furore sorgen wie einst in den USA, Foto: Moy/Sutton

Schon vor einigen Tagen hatte man bei Audi nicht dementieren wollen, dass bei der alljährlichen Audi-Fitnesswoche auch Katherine Legge mit von der Partie ist. Nun steht die Britin als Nachfolgerin von Vanina Ickx beim Audi-Kundenteam Futurecom TME fest. Nicht nur 20 Zentimeter mehr Körpergröße trennen Legge von der einstigen Langstreckenpilotin Ickx - auch ihr motorsportlicher Background ist ein völlig anderer: So war Katherine Legge 2004 nach Erfolgen in britischen Nachwuchsklassen in die USA gewechselt, wo sie in der ChampCar-Serie antrat. Hier verschaffte sie sich zuletzt 2007 mit Gesamtrang 15 als erfolgreichste je in der Serie angetretene Dame Respekt.

Als Pendant zu Susie Stoddart auch nach dem Ausscheiden Vanina Ickx' eine Dame an den Start zu bringen, hatte Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich bereits im November mehr oder minder als Pflicht angesehen: "Ich bin überzeugt davon, dass es richtig ist, eine Dame im Team zu haben." Am Ende wusste sich die 27-jährige Katherine Legge im Sichtungswettbewerb gegen weitere potenzielle TME-Kandidatinnen durchzusetzen. Ob dies auch im Kampf gegen ihren künftigen direkten Teamkollegen gelten wird, steht noch in den Sternen: Wie immer lässt sich das Kundenteam mit der Besetzung des zweiten Cockpits, über die traditionell das Team selbst entscheidet, Zeit...

Oliver Jarvis statt Christian Abt

In der A1GP-Serie fuhr Jarvis für die Briten so manchen Erfolg ein, Foto: A1GP
In der A1GP-Serie fuhr Jarvis für die Briten so manchen Erfolg ein, Foto: A1GP

Im Kampf gegen den britisch geprägten Mercedes-Fahrerkader weiß Audi neben Legge einen weiteren Engländer auf seiner Seite, der zudem den Fahrerkader deutlich verjüngt: Der mit 24 Jahren jüngste Neuzugang, Oliver Jarvis, ersetzt im Phoenix-Jahreswagen ausgerechnet DTM-Veteran Christian Abt. Ebenso wie sein Teamkollege Alexandre Prémat, anders jedoch als viele andere Audi-Verpflichtungen der letzten Jahre, verfügt Jarvis über einen klassischen Formel-Background:

Neben dem Gewinn des in Großbritannien nicht unbedeutenden "McLaren Autosport BRDC Awards" 2005 kann Jarvis weitere Erfolge vorweisen: So wurde schloss er seine erste Saison in der britischen Formel 3 als Vizemeister ab, siegte im vergangenen Jahr beim Formel 3-Grand-Prix Macau und hielt sich im Winter mit Siegen im britischen A1GP-Team im Gespräch. Doch trotz unbestrittener Qualifikationen: Im direkten Duell mit dem immer mehr zu Höchstform auflaufenden Prémat dürfte es Oliver Jarvis in seinem Debütjahr nicht leicht haben...

Markus Winkelhock - ein Schwabe in Bayern

Ein DTM-Jahreswagen ist für Markus Winkelhock nichts Unbekanntes, Foto: DTM
Ein DTM-Jahreswagen ist für Markus Winkelhock nichts Unbekanntes, Foto: DTM

Sein Abschneiden bei Rosberg-Audi wusste Lucas Luhr im vergangenen Jahr oft nur noch mit rheinisch gefärbten Kraftausdrücken zu kommentieren - und erntete Verständnis: Kaum jemand schien 2007 so vom Pech verfolgt wie der Koblenzer. Zum Ende der Saison räumte Luhr sein Cockpit, um sich wieder seinem eigentlichen Metier, dem Langstreckensport, zu widmen - und machte damit den Weg frei für Markus Winkelhock. Als Stammpilot im Audi-Werkskader ist der 27-Jährige ein neues Gesicht. Für DTM-Zuschauer ist er dennoch ein alter Bekannter:

So sprang Winkelhock 2007 bei zwei Rennen für den verletzten Tom Kristensen im Audi-Neuwagen ein, überzeugte jedoch umso mehr bei seinen anschließenden Einsätzen im Gebrauchtwagen von Futurecom TME: Nur knapp scheiterte der Schwabe daran, dem zuvor chronisch erfolglosen Team die ersten Punkte zu verschaffen. Mit seinen Einsatz bei Rosberg-Audi kehrt Winkelhock dorthin zurück, wo seine DTM-Karriere bei Mercedes 2004 einst begonnen hatte: Schon damals pilotierte Winkelhock einen Jahreswagen - darf sich nun jedoch auf weit größere Erfolgsaussichten freuen...