Seit einem Vierteljahrhundert nimmt die Vier für Audi eine ganz besondere Stellung ein: Mit dem quattro-Antrieb fuhren sich die Ingolstädter in den 80er-Jahren nicht nur in die Herzen der Rallye-Fans, seit 1994 präsentiert sich der Audi A4 als meistverkauftes Modell und als finanzielles Zugpferd der Marke. In der DTM errang Audi mit dem A4 zwei Fahrer-, zwei Team- sowie einen Markentitel und tritt seit 2005 traditionell mit vier A4 aktuellen Jahrgangs an. Eine Linie, der Audi laut Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich auch in Zukunft treu bleiben will - trotz aller Schreie der Fans nach mindestens fünf Neuwagen und aller Markterfolge des neuen Audi A5...

"Es geht auch um die Logistik, die man stemmen muss. Mit den vier Neuwagen ist man gut ausgelastet, insbesondere dann, wenn man wie wir für 2008 ein komplett neues Fahrzeug entwickeln muss", begründet Ullrich gegenüber der adrivo Sportpresse seine Absage an ein größeres Kontingent an aktuellen Audi A4. Dass mit dem neuen Technischen Reglement für 2009 vermutlich ohnehin sämtliche Altfahrzeuge gegen neue Exemplare ausgetauscht werden müssen, ändert an der Entscheidung des Österreichers nichts. "Daher sehe ich für das kommende Jahr keine logistische Möglichkeit, mit mehr als vier neuen Fahrzeugen an den Start zu gehen."

Das Abt-Fahrerquartett aus Mattias Ekström, Martin Tomczyk, Tom Kristensen und Timo Scheider bleibt auch im kommenden Jahr unverändert. Mit ihrer Neuwagenbesetzung haben die Ingolstädter eine nachvollziehbare Entscheidung getroffen, die jedoch viel versprechende Talente wie Alexandre Prémat und Mike Rockenfeller unberücksichtigt lässt. Sie verweilen ein weiteres Jahr im Vorjahresfahrzeug - und müssen darauf hoffen, dass sie nicht das gleiche Schicksal ereilt wie die meisten ihrer Vorgänger: So gelang bei Audi bislang nur Timo Scheider der Sprung vom Jahres- in den Neuwagen. Werden die Jahreswagen in der DTM für junge, aufstrebende Talente zunehmend unattraktiver?

Auch Dr. Wolfgang Ullrich erkennt die mäßigen Aufstiegschancen für Jahreswagenpiloten. "Ich weiß, dass es schwierig ist, in einen Neuwagen aufzusteigen, wenn man zuvor im Vorjahresauto gefahren ist", gesteht der Audi-Sportchef, verweist jedoch auf die Haltung der Konkurrenz. 2005 hatte Mercedes mit vier HWA- sowie einem Persson-Neuwagen die Konventionen gebrochen - setzte ab 2006 jedoch ebenfalls nur vier aktuelle Boliden ein: "Man muss allerdings auch verstehen, dass die Zahl von vier Neuwagen unter den Herstellern zurzeit so abgestimmt ist."

Nachdem zwischenzeitlich über ein Neuwagencockpit für Alexandre Prémat zu Ungunsten Tom Kristensen oder Timo Scheiders spekuliert worden war, entschied sich Ullrich für die altbekannte Besetzung - und setzt auf die Geduld Prémats und Rockenfellers: "Wenn ich in den vier A-Autos, wie es bei uns der Fall ist, vier absolute A-Fahrer habe, kann ich leider auch den Fahrern, die es eigentlich verdient hätten, nicht schon nach dem ersten Jahr im Vorjahresauto ein aktuelles Fahrzeug geben."