Zwar muss man bei Mercedes nicht fürchten, den Titel als unangefochtene Rekordsieger von Hockenheim in absehbarer Zeit zu verlieren. Mit 25 Triumphen haben die Stuttgarter auch nach der Niederlage beim Saisonauftakt noch 19 Siege mehr auf dem Konto als die Ingolstädter Konkurrenz. Doch den siebten Audi-Sieg in Hockenheim zu verhindern, dürfte für Mercedes am morgigen Sonntag ein hartes Stück Arbeit werden. Nach den mäßigen Ergebnissen während des Qualifyings lässt sich die wohlwollende Unterstellung bewussten Understatements während der Trainingssessions nicht mehr aufrecht erhalten...

Die Fahrer: Noch 2006 war es beinahe zur Gewohnheit geworden, Jamie Green aus dem HWA-internen Vierkampf als Sieger hervorgehen zu sehen. Nun gilt es für den Briten als Befreiungsschlag, mit einer unzweifelhaft guten Leistung - wenn auch nur auf Platz vier - seine Teamkollegen auf die Plätze verwiesen zu haben. "Ich habe meine beste Rundenzeit in der letzten Session des Qualifyings gefahren - dort, wo es wirklich zählt. Ich bin glücklich darüber, auch wenn ich mich auf meinem zweiten Versuch mit neuen Reifen nicht mehr verbessern konnte", bilanzierte Green, der sich mit seiner Rundenzeit als einziger Mercedes-Pilot in Schlagdistanz zur Pole Position befand.

Auch unter Berücksichtigung der viel zitierten zehn Kilogramm Gewichtsnachteil waren Bruno Spengler und Bernd Schneider weit von der Pole entfernt. Doch während sich der Kanadier und der Deutsche durchaus in Normalform befanden, war Mika Häkkinen, für den es auch gemessen an der Rundenzeit nur zu Platz 14 reichte, nach seiner Sportstrafe von Barcelona auf einem mentalen Tiefpunkt: "Es ist eine frustrierende Situation. Es fällt mir schwer, mich zu motivieren." Daniel La Rosa dürfte sich über die Rückversetzung um zehn Plätze heute gleich doppelt ärgern: Als einziger Jahreswagenpilot war der Hanauer in die letzte Session gelangt - und muss nun einen hervorragenden achten Platz gegen Rang 18 eintauschen.

Die Neuwagen: Die Resultate am Freitag, aber auch die Ergebnisse des Samstagvormittags hatten nichts Gutes vermuten lassen - dann jedoch eroberten Bruno Spengler und Jamie Green während der ersten Session die Doppelspitze. "Leider ist es mir nicht gelungen, eine perfekte Runde zu fahren, warum weiß ich nicht. Aber selbst wenn - die ersten Drei waren so schnell, dass ich nicht weiß, ob ich hätte mithalten können", musste Bernd Schneider gestehen, während Bruno Spengler aufklärte: "Das Auto war gut vom Anfang bis zum Ende; da mussten wir nichts am Setup ändern." Möglicherweise war es eine fehlende Reaktion auf die veränderten, weil wesentlich wärmeren Streckenbedingungen, die die HWA-Mercedes zurückfallen ließen. Fest steht jedoch: Von einer Dominanz wie in früheren Jahren sind die aktuellen C-Klassen in Hockenheim weit entfernt.

Mücke & Persson: Anders als für die Neuwagen bestätigte sich die Prophezeiung des freien Samstagstrainings nicht. Neben dem strafbereinigt achtplatzierten La Rosa präsentierten sich auch Gary Paffett und Alexandros Margaritis stärker als die Piloten der 2006er-Audi. Dennoch war man auch bei Persson nicht frei von Problemen: "Im Qualifying hatten wir zu viel Untersteuern. Dann haben wir da Setup ein wenig geändert, was in der zweiten Session ein wenig geholfen hat, aber insgesamt haben wir mit dem Grip gehadert. Auch hatten wir einige andere Probleme", verriet uns Paffett, der morgen von Platz acht vor Teamkollege Margaritis startet. Mit einem seiner seltenen schon nach der ersten Session beendeten Arbeitstage überraschte Paul Di Resta in seiner 2005er-C-Klasse: "Ich weiß selber nicht woran es liegt, dass ich schon so früh ausgeschieden bin. Wir müssen am Speed und am Setup arbeiten."

Die Strategie: Die Flucht nach vorne gestaltet sich für Bruno Spengler von Startplatz sechs aus schwierig - zumal Jamie Green kaum bestrebt scheint, dem Kanadier allzu sehr unter die Arme zu greifen. "Meine Strategie ist, mich auf meinen eigenen Job zu konzentrieren und so schnell zu fahren, wie ich kann. Ich will nach vorne kommen", kündigt Green an. So bleibt für Spengler im Kampf um seinen ersten DTM-Titel wohl nur der Versuch, mit zwei besonders frühen Stopps den gegenteiligen Weg Ekströms zu gehen - in der Hoffnung, nicht auf die Jahreswagen der Konkurrenz aufzulaufen...