Ein geradeaus strebender Mika Häkkinen, ein kreiselnder Daniel La Rosa: Was den Kollisionen mit Martin Tomczyk und Mattias Ekström unmittelbar vorausging, blieb am heutigen Sonntag für niemanden im Verborgenen. Die Umstände um den scherbenreichen Zweikampf zwischen Timo Scheider und Mathias Lauda blieben hingegen mysteriös: So fingen die Fernsehkameras einen geradeaus ins Kiesbett schießenden Scheider mit geplatztem Vorderreifen ein, während Mathias Lauda dieselbe Kurve ohne Teileverlust durchfuhr. Schossen sich die Audi-Boliden bereits selbstständig ab, um diese Ehre nicht einem Mercedes-Piloten überlassen zu müssen?

Timo Scheider verneint. "Es kam auf Platz zwei liegend zur Überrundung von Mathias Lauda, der zu diesem Zeitpunkt auf neuen Reifen fuhr. Wir fuhren auf der Rechts-Bergauf in Richtung der Gegengerade. Dabei ist mir Lauda auf der Außenseite zwei Mal ins Auto gefahren, bis das Rad vorne links aufgeschlitzt war", schildert Timo Scheider im Gespräch mit der adrivo Sportpresse aus seiner Sicht die Ursprünge seines Abflugs. Sein Urteil klingt ebenso eindeutig wie das seiner Teamkollegen über ihre jeweiligen Unfallgegner: "Das war nicht zu akzeptieren. Eine solche Situation zu provozieren mit mir, wo ich nichts mit der Meisterschaft zu tun habe, nur um Schrott zu produzieren - das darf nicht sein."

Der beschuldigte Lauda kann sich derweil an keinerlei Berührung mit dem dem Audi-Piloten erinnern: "Ich bin mit Timo nebeneinander bergauf gefahren. Bei der folgenden Kurve ist er geradeaus gefahren, ich habe eingelenkt." Eine Behauptung, die Scheider so nicht stehen lassen will: "Alexandre Prémat hat genau das gesehen, was ich gerade beschrieben habe. Er hat gesagt: Wenn er Rennleiter wäre, würde er Lauda für die ganze Saison disqualifizieren." Und tatsächlich meldet sich der Franzose aus dem Zeugenstand:

"Ich war direkt hinter ihnen und dachte noch: 'Cool, diesen Zweikampf muss ich mir ansehen.' Aber dann fing Lauda an, Scheider drei oder vier Mal richtig hart am linken Hinterrad zu rammen und hat ihm so das Auto kaputt gemacht", berichtet der Phoenix-Pilot. Doch während Lauda keine Zeugen nennen kann und die Beschädigungen an Scheiders Fahrzeug fotografisch belegt sind, widerspricht sich die Audi-Partei bei ihren Aussagen in der Zahl der Berührungen. Für Prémat steht das richterliche Urteil dennoch fest: "Schade dass ich keine Onboard-Kamera habe, aber aus meiner Perspektive heraus war es unglaublich. Wenn ich Rennkommissar gewesen wäre, hätte ich ihn aus der DTM rausgeworfen. Denn das war viel, viel zu viel!"