Das Zandvoort-Rennen bot Mercedes Gelegenheit zur Imagepflege: Während die Konkurrenz von Audi für die offene Stallorder zu Gunsten Martin Tomczyks und Mattias Ekströms Pfiffe und Buh-Rufe der Fans erntete, präsentierte sich Norbert Haug vor den Kameras als Gegner unpopulärer Funksprüche. Zwei Rennen später könnten ebendiese Bruno Spengler im Kampf um den Titel erheblich leichter machen - doch Stallregie zu Gunsten des Kanadiers würde den Gesichtsverlust bedeuten...

"Wir müssen schauen, wie wir überhaupt durch das Rennen kommen. Wir sind gute Long Runs gefahren, Bruno steht hinter Mika am weitesten vorne. Um das Rennen zu gewinnen, braucht er erst einmal keine Hilfe. Das kann er alleine schaffen", kündigt HWA-Technikchef Gerhard Ungar gegenüber der adrivo Sportpresse an, die bisherige Linie halten zu wollen. Auch Mika Häkkinen sieht keinen Grund, die Mercedes-Speerspitze freiwillig oder per Funkspruch passieren zu lassen: "Ich will ein gutes Rennen fahren, Bruno will ein gutes Rennen fahren. Wir werden für unser eigenes Rennen kämpfen. Aber wir werden mit Sicherheit nicht kollidieren, wenn er versucht, mich zu überholen."

Lediglich eine Hilfestellung kann von den Piloten der 2007er-Boliden aus Sicht Ungars verlangt werden. "Wichtig ist darüber hinaus, dass noch der eine oder andere Fahrer von uns vor Martin Tomczyk und vor allem vor Mattias Ekström ins Ziel kommt", rät Ungar den HWA-Piloten, was auch für sie selbst nicht ganz uneigennützig wäre. Die Bereitschaft, Spengler aktiv zur Seite zu stehen, besteht im Jahreswagenlager hingegen teilweise durchaus: "Wir wollen Bruno so viel Unterstützung wie möglich geben", verspricht der heute fünftplatzierte Gary Paffett seinem Markenkollegen.

In welcher Form dies - abgesehen von weit hinausgezögerten Boxenstopps - zu realisieren ist, weiß der Brite allerdings noch nicht. "Inwieweit und ob es morgen zu Duellen mit Mattias Ekström für uns kommt, wird sehr stark vom Start und von der Rennstrategie abhängen", schränkt der DTM-Champion von 2005 ein, wäre jedoch durchaus bereit, seine Rennstrategie flexibel zu gestalten: "Wenn es möglich ist, einen Stopp zur gleichen Zeit zu machen wie Mattias, werden wir das tun."